Takeover
sollte. Es gibt einige gute Beispiele, wie Body Shop oder Hägen-Daaz , die belegen, dass soziales Engagement zum Unternehmenserfolg beitragen kann.
Aber, unter uns und nur wenn du es nicht weitersagst, bei GermanNet funktioniert das so nicht. Die Leute kommen zu uns, weil wir ein gutes und zuverlässiges Netz haben und weil wir preiswert sind. Wir sind lange auf dem Markt, unser Netz ist gut ausgelastet und daher können wir einen guten Preis anbieten. Das sind die Gründe für unseren Erfolg. Das soziale Engagement hat aber tatsächlich etwas mit unserem Erfolg zu tun. Die wichtigste Erfolgskomponente sind unsere Mitarbeiter. Es ist schwierig, gute Leute zu finden und vor allem, sie zu halten. Wir haben die besten Mitarbeiter der Branche. Viele sind bei uns, weil sie sich mit dem sozialen Engagement identifizieren. Das bedeutet ein gutes Netz und zufriedene Kunden. Eigentlich ganz einfach. Aber das lässt sich leider nicht beweisen. Früher gab es keine großen Probleme mit den Aktionären. Wir haben gutes Geld verdient, da hat keiner nach den fünf Prozent gefragt. In der letzten Zeit haben wir, wie alle in der Branche, Probleme, und jetzt wird der Druck größer, das soziale Engagement zurückzufahren .«
»Professor Baldure hat mir erzählt, dass ihr gute Freunde seid. Ich mag Leo sehr und habe mich immer gefragt, was euch beide verbindet. Langsam kann ich mir vorstellen, was es ist .«
Ferry wusste nicht, was er darauf antworten sollte, und Judith war kurz darauf auch wieder eingeschlafen.
Rolf Keller war von zwei Mitgliedern des Aufsichtrats von GermanNet angerufen worden. Die beiden vertraten Venture Capital Gesellschaften und kontrollierten in dieser Funktion einen großen Teil der Aktien vom GermanNet . Es war sehr ungewöhnlich, am Samstag privat vom Aufsichtsrat angerufen, und für denselben Abend um einem Termin gebeten zu werden. Und es war eigentlich auch mehr eine Forderung nach einem Termin, als eine Bitte gewesen.
Die Venture Capital Gesellschaften hielten zusammen fast 40% von GermanNet . Nachdem klar wurde, dass GermanNet schneller wachsen musste, und dafür viel Geld benötigte, war mit der Umwandlung von GermanNet in eine Aktiengesellschaft begonnen worden. Zusammen mit dem Börsengang hatten sich Venture Capital Gesellschaften am Unternehmen beteiligt. Sie brachten so genanntes Wagniskapital ein. Die Sache war einfach. Man suchte sich Unternehmen, die ein ungewöhnlich hohes Wachstum und hohe Gewinne versprachen. Diese stattete man mit dem notwendigen Kapital aus, und hoffte, dass sich das investierte Geld in kurzer Zeit vervielfachen würde. Es bestand zwar auch die Gefahr, das Geld zu verlieren, aber es gibt eben keine Chance ohne Risiko.
Venture Capital Gesellschaften sind darauf spezialisiert, Risiken einzugehen, aber eben auch darauf, ungewöhnliche Chancen zu erkennen. Man hatte GermanNet intensiv und in allen Einzelheiten unter die Lupe genommen und war dann zu der Entscheidung gekommen, dass hier die Chance bestand, das eingesetzte Kapital bei moderatem Risiko in kurzer Zeit zu vervielfachen. Venture Capital Gesellschaften hatten schließlich einen großen Teil der GermanNet Aktien erworben. Wer hinter diesen Venture Capital Gesellschaften stand, war im Fall GermanNet ziemlich undurchsichtig. Auf jeden Fall waren es Leute mit Geld, mit viel Geld. Leute, die bereit sind, hohe Risiken einzugehen. Leute, die Milliarden bewegen.
Rolf saß am Samstagabend in einer ruhigen Ecke eines Berliner Nobelrestaurants zwei Mitgliedern des Aufsichtrates und Vertretern von Venture Capital Gesellschaften gegenüber. »Herr Keller, wie Sie wissen, vertreten wir einen großen Teil der Aktionäre von GermanNet . Es wird aber interessant für Sie sein zu erfahren, dass wir heute Abend nicht nur unsere eigenen Anteile, sondern auch die Anteile weiterer Aktionäre vertreten, sodass wir 52% von GermanNet repräsentieren. Es muss Ihnen sehr ungewöhnlich erscheinen, dass wir Sie so kurzfristig zu einem Gespräch gebeten haben, aber es gibt eine dringende Angelegenheit, die wir besprechen müssen. Daher hat sich die Mehrheit der Aktionäre von GermanNet dazu entschieden, diesen ungewöhnlichen Weg zu gehen und Sie um ein Gespräch zu bitten .«
Rolf wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, und er begann etwas verunsichert »wie ich Ihnen bereits am Telefon sagte, ist es mir leider bisher nicht gelungen, Ferry Ranco zu erreichen. Vielleicht sollten wir dieses Gespräch lieber verschieben, bis
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