Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Takeover

Takeover

Titel: Takeover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritjof Karnani
Vom Netzwerk:
Herr Ranco daran teilnehmen kann ?«
    »Herr Keller, wir haben bewusst auf eine Teilnahme von Herrn Ranco verzichtet .«
    Rolf wollte etwas entgegnen, aber sein Gegenüber bedeutete ihm, sich zurückzuhalten.
    »Wir wissen Ihre Loyalität gegenüber Herrn Ranco zu schätzen, Herr Keller. Aber es gibt heute wichtigere Dinge. Die Entscheidungen von Herrn Ranco sind in der letzten Zeit nicht immer optimal gewesen. Wie Sie wissen, sind wir mit sehr schwierigen Marktbedingungen konfrontiert. Es findet gerade eine Konsolidierung statt, ein Teil der Internetunternehmen wird überleben, ein Teil nicht. So einfach ist das. Es geht heute darum, das Überleben von GermanNet zu sichern. Es gibt zurzeit keinen Raum für Fehler. Und Herr Ranco macht Fehler. Leider. Wir beobachten eine vergleichbare Situation bei anderen, jungen Start-Up-Unternehmen . Die Männer und Frauen der ersten Stunde sind nicht unbedingt auch die Richtigen für die Aufgaben, die heute bewältigt werden müssen .«
    Rolf wollte etwas sagen, kam aber wieder nicht zu Wort.
    »Niemand will die Verdienste von Herrn Ranco beim Aufbau vom GermanNet bestreiten. Aber er ist nicht mehr der richtige Mann für die Aufgaben, die vor uns liegen. Wir alle haben eine Verantwortung für das Unternehmen, für die Aktionäre und die Mitarbeiter von GermanNet . Diese Verantwortung zwingt uns, tätig zu werden. Die Entscheidung ist bereits gefallen. Ferry Ranco wird nicht länger CEO von GermanNet sein. Wir könnten uns vorstellen dass Sie, mit unserer Unterstützung, diese Funktion in Zukunft übernehmen werden. Herr Keller, wir sind mir Ihrer Leistung sehr zufrieden und möchten Sie auch in Zukunft im Unternehmen sehen. Sie sollten Ihr Schicksal nicht mit dem von Herrn Ranco verbinden .«
    Rolf war gleichzeitig erschrocken und freudig erregt. Er hatte in den letzten Jahren immer mehr unter Ferry gelitten, denn er wollte die Nummer eins sein. Und er hatte Ferry noch nie leiden können. Seine Devise war es, Berufliches und Privates zu trennen. Doch obwohl er Ferry nicht leiden konnte, hatte er bei GermanNet eine gute und aussichtsreiche Position gefunden. Dafür war er bereit gewesen, seine Gefühle Ferry gegenüber zu verbergen. Aber auf Dauer ging es ihm doch gegen den Strich, Ferry über sich zu haben. Er hatte schon vor längerer Zeit angefangen, Ferry zu ärgern. Nicht offen, sondern versteckt. Und gerade hatte man ihm die Möglichkeit angeboten, aufzusteigen, und gleichzeitig das ›Ferry Problem‹ zu lösen.
    »Wir verstehen, dass Sie darüber nachdenken müssen, Herr Keller. Aber wir haben wenig Zeit, und, um es klar zu sagen, Sie werden sich heute Abend für uns und für GermanNet oder gegen uns entscheiden müssen .«
    »Ferry und ich sind befreundet. Daher fällt es mir natürlich nicht leicht, auf Ihr Angebot einzugehen. Aber ich teile Ihre Einschätzung über ihn. Ich bin auf Ihrer Seite, meine Herren .«

     
    Das Gespräch hatte keine Stunde gedauert. Rolf wusste nicht, wie ihm geschah. Plötzlich und unerwartet war er am Ziel seiner Träume. Zu seiner Enttäuschung war bisher alles so unspektakulär gewesen. Aber, er war sicher, wenn er Montag ins Büro gehen würde, dann würde das richtige Hochgefühl noch kommen.

     

     

5
    Sie landeten pünktlich in Chicago. Die beiden Prager Studentinnen hatten Ferry zum Abschied ihre E-Mail Adressen gegeben und sich auch, etwas kühler allerdings, von Judith verabschiedet.
    Gleich nachdem sie die Einreiseformalitäten hinter sich hatten, begaben sich Judith und Ferry zum Flugsteig des Fluges nach Boston. Keine zwei Stunden, nachdem sie in Chicago gelandet waren, waren sie unter falschen Namen bereits auf dem Weg dorthin.

     
    Ferry hatte in Chicago noch Zeit gefunden, ein letztes Mal die Voicebox seines Handys abzuhören. Es bestand zwar die Gefahr, dass sich nun in den Datenbanken der Mobilfunkbetreiber lokalisieren ließ, wo sie sich befanden. Aber sie hatten sowieso genug Spuren hinterlassen, die man nach Chicago verfolgen konnte. In Chicago sollten die Spuren nun endgültig enden. Das bedeutete aber auch, dass Ferry sein Handy nicht mehr einschalten durfte, sobald sie Chicago verlassen hatten, und so nutzte er die letzte Chance, seine Voicebox abzuhören.
    Er hatte zwei Nachrichten erhalten. Rolf hatte ihm am Samstagvormittag eine Nachricht hinterlassen, um ihm mitzuteilen, dass er sich am selben Abend mit zwei Mitgliedern des Aufsichtrates treffen musste. Rolf vermutete, dass die Venture Capital Gesellschaft

Weitere Kostenlose Bücher