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Tal der Tausend Nebel

Tal der Tausend Nebel

Titel: Tal der Tausend Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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vorkam.
    Stefan war meistens ein echter Schatz, wenn sie sich krank oder elend fühlte. Auch wenn sie ihre Tage hatte, war er immer rührend um sie besorgt. Er kochte ihr Tee, massierte ihr die Füße und brachte sie zum Lachen. Aber an diesem Morgen konnte sie mit Stefans rationaler und fürsorglicher Art nur wenig anfangen. Nachdem er sich unnötigerweise für seine erotische telefonische Anmache mit den trockenen Worten entschuldigte, dass er lediglich angeheitert gewesen sei, wechselte Maja das Thema. Sie wollte über Träume reden.
    »Du meinst diese nächtlichen lästigen biochemischen Reize, ausgelöst durch einen Schluckauf von überspannten Synapsen? Erzähl mir davon …«
    »Nein, danke! Es interessiert dich ja doch nicht.«
    »War wenigstens Sex im Spiel?«
    Maja verdrehte ihre Augen und beschränkte sich auf die üblichen scherzhaften Allgemeinplätze. Und weil sie ihn am Handy am Vorabend so unromantisch abgewürgt hatte, öffnete sie jetzt ihm zuliebe vor ihrer Skype-Kamera kurz ihren Kimono.
    »Gefällt dir meine Unterwäsche heute früh?«
    Sie ließ sich ausgiebig bewundern. Als er allerdings begann, seine Gürtelschnalle zu öffnen, um sich ebenfalls auszuziehen, machte sie einen Rückzieher.
    »Ich glaube nicht, dass für so viel Liebe heute früh noch Zeit ist, mein Schatz. Ich bin spät dran, muss noch duschen …«
    Geschickt beendete sie ihr Morgengeplänkel mit ein paar belanglosen Sätzen. Dann rief sie Ina an. Das Skypen mit ihrer besten Freundin war sehr viel ergiebiger. Ihr konnte sie ausgiebig von Keanu erzählen. Vor allem aber wollte sie mit Ina über ihr wirklich erstaunliches nächtliches Erlebnis mit Keanu im Meer reden.
    »Ich meine, hast du schon einmal so etwas gehört? Es war, als würde ich teleportiert werden, in einen anderen Körper, an einen Ort und auf die andere Seite des Globus. Noch dazu lebte diese Elisa wirklich auf Kauai, vor über hundert Jahren. Es war total abgefahren!«
    Ina, die mit ihrem neuen blonden Bubischnitt auf dem Bildschirm heute Morgen ungewohnt frech aussah, sah sie erstaunt an.
    »Klingt nach einer abgefahrenen Droge. Bist du sicher, dass der Typ in Ordnung ist? Vielleicht hat er dir etwas in den Wein gemischt … hattet ihr Sex?«
    Ina konnte wirklich grauenhaft direkt sein. Maja schüttelte den Kopf. Den sexuellen Aspekt wollte sie lieber ganz weglassen. Aber ihre Freundin Ina kannte sie zu gut. Ihr Gesicht verzog sich bereits zu einem hintergründigen Lächeln.
    »Erzähl mir keinen Mist. Ich höre es am Klang deiner Stimme. Du hast dich in den Kerl verliebt!«
    »Hab ich nicht!«
    »Du lügst! Ich sehe es dir an, und ich höre es. Also erzähl mir keinen Schnee von Teleportation im Meer, sondern sag was wirklich los ist. Bist du in Schwierigkeiten?«
    Bei Ina war Leugnen zwecklos. Sie kannten sich einfach zu gut, sodass Maja zögernd nickte.
    »Irgendwie schon, aber ich weiß noch nicht wie. Ich träume von seiner Welt, weißt du… ich bin da in etwas hineingeraten, das ich selber nicht verstehe.« Ina nickte. Sie trank einen großen Schluck von ihrem Morgenkaffee, bevor sie Maja vorsichtig antwortete.
    »Ich kenne dich gut, meine Süße. Und ich finde, du solltest dir die Zeit nehmen, um genau nachzudenken, weil das alles ziemlich beunruhigend klingt. Was willst du von dem Typen? Weißt du das schon? Ich meine, kann er dir emotional wirklich gefährlich werden?«
    Maja zögerte einen Augenblick, bevor sie weitersprach.
    »Es fühlt sich an wie Gefahr … nicht er, sondern das, was ich durch ihn in meinem Inneren erlebe. Er und ich … wir haben etwas miteinander zu tun, das meine Vergangenheit betrifft. Allein wie er über Haie redet, ist mir unheimlich …«
    Ina hatte begonnen, nebenbei ihr Obst zu essen, ein Anblick, der Maja irgendwie beruhigte, weil er so vertraut war. Ina war in gewisser Weise wie eine Schwester für sie. Sie kannte Maja und wusste oft ganz genau, was ihr guttun würde.
    »Du hast zu wenig geschlafen, nicht?«
    »Zu wenig und schlecht. Ich hatte einen Albtraum.«
    »Ich sehe es an den Ringen unter deinen Augen. Und deswegen glaube ich, dass du diese ganze Unterwassergeschichte, den Traum und das tief verbundene Seelenblabla schnell vergessen solltest. Meiner Meinung nach bist du ganz einfach heiß auf den Typen, weil du Angst vor einer Hochzeit mit Stefan hast. Du willst dich ablenken! Keanu ist lediglich deine Wunschprojektion, um die Entscheidung noch weiter hinauszuschieben. Keanu Reeves heißt doch der Schauspieler,

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