Tal der Tausend Nebel
senkte.
»Ich ziehe nur mein Kleid aus. Weiter nichts.«
Er nickte und ließ zu, dass Elisa sich von ihm abwandte, als sie das Oberteil von ihren Schultern gleiten ließ und aus ihrem langen Rock stieg. Jetzt stand sie im Unterrock vor ihm.
»Umdrehen!«
Seine Stimme klang barsch und befehlend, aber Elisa gehorchte. Schamhaft hielt sie das Kleid vor ihre Brust, da ihr Unterkleid weit ausgeschnitten war. Aber das ließ Janson nicht gelten. Fast behutsam nahm er ihr das Kleid aus der Hand und legte es auf seine gefaltete Kleidung.
»Zeig mir mehr!«
Seine Stimme war rau vor Erregung, als er auf ihre Brüste deutete.
»Du hast sie dem Kanaka gezeigt, also zeig sie jetzt auch mir.«
Elisa zögerte einen Moment. Sie sah an der veränderten Form seiner weiten Unterhose, dass seine Männlichkeit sich bereits drohend erhoben hatte.
»Sie wollten doch vor allem meine Narbe sehen, nicht wahr? Ich zeige sie Ihnen zuerst.«
Elisa zählte darauf, dass ihn der Anblick mindestens ebenso sehr abstoßen würde wie ihre Mutter, die fast in Ohnmacht gefallen war, als Elisa sie einmal gebeten hatte, einen Blick darauf zu werfen. Noch war ihre Narbe wulstig und rot. Knapp unterhalb ihrer Scham hatte der Hai am festesten zugebissen. Dort hatte Kelii eines Nachts den tief im Fleisch versunkenen Zahn herausoperiert, der im Knochen steckte. Er hatte die Entzündung verursacht. Dieser Narbenwulst, schlimmer als der Rest der Zahnmarkierungen, grenzte direkt an ihre Behaarung. Es war ein ekelhafter Anblick, selbst in der dunklen Grotte.
Janson zog scharf die Luft ein. Dann trat er einen Schritt zurück und schüttelte sich vor Abscheu.
»Wirklich schauderhaft, was der Haifisch Ihnen da angetan hat. Sie werden für immer entstellt bleiben.«
Elisa nickte mit einem Anflug von Erleichterung, während sie den Unterrock sorgfältig über der Stelle glattstrich. Janson war zum Sie zurückgekehrt, duzte sie nicht mehr. Sie sah das als ein Zeichen von Respekt. Diesen Umstand konnte sie für sich nutzen.
»Sicher gibt es viele Frauen, die Ihrer sehr viel würdiger sind, als ich es bin … ich würde verstehen, wenn Sie meinem Onkel jetzt mitteilen, dass ich nicht die richtige zukünftige Braut für Sie bin. Es könnte gut sein … nun, es könnte laut Aussage des Doktors auch gut möglich sein, dass ich durch den Schock gar keine Söhne gebären kann. Dann wäre ich in doppelter Hinsicht eine Enttäuschung für Sie …«
Mit diesen Worten hatte sich Elisa bereits über ihr Kleid gebeugt, das über seiner Kleidung auf dem Felsvorsprung lag. Sie wollte es gerade hochheben, als sie etwas Hartes und Forderndes an ihrem Gesäß spürte. Als Nächstes umfassten sie seine groben Hände und hoben ihren Unterrock. Sie spürte, wie seine Hand sich von hinten zwischen ihre Beine schob und erstarrte vor Schreck.
»Lassen Sie das … ich … ich bitte Sie! Sie tun mir weh!«
Aber Janson dachte nicht daran. Er war bereits dabei, sich selber davon zu überzeugen, ob Elisas Jungfräulichkeit noch intakt war.
»Woher weiß ich, dass du mich nicht anlügst? Vielleicht hast du längst einen Bastard von deinem königlichen Kanaka im Bauch? Und falls du meinst, dass ich dazu unseren guten Herrn Doktor brauche …?«
Vor Schmerz schrie sie auf, als sein grober Finger sich Gewissheit über ihre Jungfräulichkeit verschaffte. Sie versuchte, von ihm fortzukommen, aber seine Arme waren wie zwei Schraubstöcke, als er sie mit dem Gesicht auf den Kleiderhaufen drückte. Sie versuchte noch, ihre Beine zu schließen, aber er hatte seine Oberschenkel bereits brutal zwischen ihre gedrückt.
»Wenn du dich nicht wehrst, Mädchen, dann tut es halb so weh. Und denk dran, für die meisten Männer bist du nichts anderes als ein bemitleidenswerter Krüppel. Ich tue dir also einen Gefallen, wenn ich dich ein wenig zureite …«
Elisa begann zu schluchzen.
»Bitte, ich bitte Sie … nicht. Lassen Sie mich gehen.«
Aber es war bereits zu spät. Wie ein Tier nahm er sie, ohne Rücksicht auf ihr Wimmern und Schreien im Dunkel der Höhle, bis Elisa nur noch einen einzigen Wunsch hatte: Sie wollte sterben. Dann vergingen ihr die Sinne. Alles um sie herum versank in einem dichten Nebel.
7. Kapitel
Cap d’Antibes, September 2010
Schweißgebadet schreckte Maja aus ihrem Albtraum hoch. Instinktiv befühlte sie die Stelle an ihrem eigenen Oberschenkel, wo der Hai Elisa einst gebissen hatte. Dort brannte es jetzt wie Feuer bis tief ins Innere ihres Knochens. Sie knipste das
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