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Tal der Tausend Nebel

Tal der Tausend Nebel

Titel: Tal der Tausend Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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nehmen. Kelii und ich werden eines Tages heiraten!«
    Es ging zwischen den Menschen oft um Vertrauen, dachte Elisa, während sie sich müde auf ihrem Bett ausstreckte. Die Sonne stand inzwischen am Himmel, die Vögel schrien wie jeden Morgen in schrillen Tönen in den Büschen vor ihrem Fenster, während sie sich um Futter zankten. Nachdem sie sich hinter dem Plantagentor von Johannes verabschiedet hatte, um ins Gästehaus zu gehen, fühlte Elisa sich nur noch schwach und elend. Ihr war, als würde ihre Lebenskraft schwinden, als sie sich zum Abschied die Hände reichten. Von Freundschaft hatte sie geredet und von gegenseitigem Respekt, aber in Elisa war etwas zerbrochen. Es waren mehr als gute Worte von Johannes nötig, um den Riss zu kitten, der sich am Meeresufer zwischen ihnen aufgetan hatte.
    Durch das Hausmädchen hatte Elisa vor ihrem Zubettgehen im Haupthaus ausrichten lassen, dass sie heute unpässlich war. Sie wünschte keinerlei Störung. Das konnte sie sich erlauben, da sie am Morgen ihre Mondzeit bekommen hatte. Regelmäßig wie ein Uhrwerk erwischte sie der lästige Frauenfluch immer kurz vor Vollmond. Die Bauchschmerzen waren unangenehm, ebenso wie das umständliche Hantieren mit den Stoffstreifen, die sie jetzt mittlerweile mit einer besonderen Technik besser unter ihrer Kleidung befestigen konnte. Kelii hatte das heikle Thema mit ihr erörtert, als sie noch mit der Wunde an ihrem Bein ans Bett gefesselt war. Andererseits war ihre Mondzeit ein Geschenk. Es waren die einzigen beiden Tage im Monat, an denen sie ihre Cousinen nie beaufsichtigen musste.
    Elisa wälzte sich unruhig hin und her. An diesem Morgen waren die Krämpfe besonders lästig, und sie konnte unmöglich einschlafen. Um die Schmerzen in ihrem Unterleib zu betäuben, stand Elisa noch einmal auf. Sie ging an ihr geheimes Medizinschränkchen, ein verborgenes Fach an der Seite ihrer Kleidertruhe, das Kelii ihr mittels einiger zusätzlicher Bretter heimlich während ihrer Genesungszeit eingerichtet hatte. Die braunen Glasfläschchen hatte sie am gestrigen Nachmittag bereits mit dem heilenden Pulver auffüllen können. Getrocknet waren die Wasserpflanzen schnell in der sengenden Mittagssonne. Mit dem Mörser hatte Elisa die Stiele abends fein zerrieben. Vor dem Abendessen hatte sie das Pulver noch in die drei Fläschchen gefüllt. Der Vorrat würde wieder für mehrere Monate reichen.
    Ein wenig schüttete sie auf einen kleinen Löffel, der einzig und allein dazu diente, die potente Medizin nach Keliis Vorgabe abzumessen. Das Pulver roch streng. Es würde heute besonders gut wirken, weil es noch so frisch war, dachte Elisa. Schell rührte sie einen halben Teelöffel in ihr Wasserglas und trank es in einem einzigen langen Zug aus. Kelii wäre nicht einverstanden damit, dass sie sein heiliges Pulver für derartig profane Beschwerden einnahm, das wusste sie genau. Aber jetzt wollte sie einfach nur schnell einschlafen und alle Probleme vergessen, die wie eine Sturmflut auf ihr Leben zurollten.
    Während Elisa sanft in das Reich des heilenden Schlafes hinüberdriftete, war sie in Gedanken bei Kelii. Besonders zwischen ihm und ihr war es von Anfang an immer um Vertrauen gegangen. Am gestrigen Tag, als sie sich in der Höhle seinem Verlangen hingab, hatte er ohne Widerrede ihre körperlichen Grenzen akzeptiert. Er hatte sie gewähren lassen, ihr erlaubt zu erforschen, was sie an ihm schon lange reizte, aber sich selber zurückgehalten. Sie durfte seine männliche Kraft berühren und ihn mit Verlangen erbeben lassen, bis er es nicht mehr aushalten konnte. Gleichzeitig aber war er die ganze Zeit rücksichtsvoll.
    Sie lächelte verträumt bei der Erinnerung an seine zärtlichen Berührungen. Beinahe vorsichtig war er mit ihrem Körper umgegangen. Obwohl sie spürte, wie glühend er sie begehrte, hatte er sein Bedürfnis nach Lust hinter ihr Bedürfnis nach Sicherheit gestellt. Dabei wusste sie, dass er in den letzten Jahren bereits einige Erfahrungen mit einem bestimmten Mädchen in seinem Dorf gesammelt hatte. Schon seit Kindertagen war Kelii dieses Mädchen von der Kahuna aus Maui zur Frau bestimmt. Aber er machte sich genauso wenig aus ihr wie sie sich aus ihm. Das hatten sie bei ihrem Austausch von Zärtlichkeiten schnell festgestellt. Zudem gab es einen anderen jungen Mann, der um sie freite. Auch Keliis Eltern fühlten sich dem Mädchen in keiner Weise verpflichtet, hatte er Elisa gesagt. Seine Eltern waren in dieser Hinsicht eher offen, denn auch

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