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Tal der Tausend Nebel

Tal der Tausend Nebel

Titel: Tal der Tausend Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Verstehen Sie das?«
    Elisa nickte. Sie wusste genau, was Johannes empfand, denn sie fühlte das Gleiche für Kelii. Traurig lächelte er sie jetzt an.
    »Wissen Sie, woher ich in der Ferne wusste, dass Leilani ein Kind von mir bekommen würde?«
    Elisa schüttelte ihren Kopf, aber er redete bereits weiter. Seine Augen waren in die Ferne gerichtet.
    »Hawaiianer können anderen Menschen ihre Träume schicken. Es wird ihnen von den Kahuna beigebracht, wenn sie dazu bestimmt sind. Leilani war dazu bestimmt. Sie hat mir jede Nacht einen Traum geschickt … und eines Tages kam in dem Traum ein kleiner Junge auf mich zugelaufen. Da habe ich es gewusst …«
    Johannes schluckte.
    »Wenn ich nicht mit ihr zusammen sein kann, dann will ich nicht mehr leben. Solange ich zurückdenken kann, sind Leilani und ich eins gewesen. Selbst meine Mutter, die ich sehr schätze und der ich viel zu verdanken habe, war mir niemals so nah. Leilani und ich teilen eine Seele. Sollte sie nicht zu mir zurückkehren, werde ich mich vom Wasserfall stürzen.«
    Elisa erschrak. Sie sah das verzweifelte Unglück in seinen Augen und wusste, dass Johannes imstande war, genau das zu tun. Er würde für seine große Liebe sein Leben opfern. Gleichzeitig erkannte Elisa noch etwas. Auch sie fühlte sich tief mit Kelii verbunden. Sie liebte ihn und begehrte ihn. Dennoch schien ihre Liebe im Vergleich zu der von Johannes und Leilani in diesem Augenblick ein Kinderspiel zu sein. Vorsichtig nahm sie seine Hand in ihre.
    »Sie sind nicht alleine. Ich helfe Ihnen mit Leilani. Ich habe begonnen, zwischen uns und ihnen eine Brücke aus Verständnis zu bauen. Sie vertrauen mir … weil ich bei meiner Ankunft hier von Großvater Hai auserwählt wurde. Ich bin gewissermaßen eine der ihren. Sie nennen mich ihre weiße Haifischfrau. Sobald ich mich mit Kelii tiefer verbunden habe, werde ich mein Leben der Verständigung unserer Völker widmen. Kelii und ich haben viel darüber gesprochen … Die neue Schule, die entstehen wird, soll ein erster Teil meiner Arbeit sein … Aber sicherlich kann ich auch Ihnen und Leilani helfen. Ich werde so schnell wie möglich mit Kelii und seinem Vater reden.«
    »Sie wollen mir also tatsächlich helfen?«
    Johannes sah sie erstaunt an. Augenscheinlich hatte er keinerlei konkrete Hilfe von ihr erwartet, sondern hatte sich lediglich aussprechen wollen.
    »Wie können Sie mir helfen, wenn Sie doch selber Probleme haben. Sie müssen nach dem diesjährigen Neujahrsball Gerit Janson heiraten.«
    Jetzt war es an Elisa, erstaunt zu sein.
    »Wie kommen Sie denn darauf? Ich plane mein Leben mit Kelii. Wir beide lieben uns …«
    Da lachte Johannes laut auf.
    »Sie sind ja ein romantisches Herzchen und noch dazu eine ziemliche Traumtänzerin! Lieben können Sie Kelii für immer. Aber heiraten werden Sie bald diesen Langweiler Janson. So hat es mir meine Mutter erzählt … und bis jetzt hat sie immer recht behalten. Alles andere sind lediglich mädchenhafte Spinnereien! Für Sie gibt es keinerlei Zukunft mit Kelii.«
    Elisa wurde puterrot. Sie verstand in diesem Moment etwas, was ihr in dieser Härte vorher nicht klar gewesen war. Selbst Johannes war kein wirklicher Freund. Wie alle anderen Weißen würde auch er sie wahrscheinlich hart dafür bestrafen, wenn sie wirklich ernste Absichten mit Kelii verfolgen würde. Elisa wandte sich enttäuscht von ihm ab, stand auf und ging ein paar Schritte in Richtung Meer. Johannes rief ihr hinterher.
    »Jetzt seien Sie doch nicht gleich verstimmt! Die Tatsache, dass Sie Gerit Janson heiraten müssen, sollte nicht zwischen uns stehen. Wir sind doch Freunde …?«
    Elisa hörte das Fragezeichen in seinen Worten. Seine unsicheren Sätze vermischten sich mit dem sanften Rauschen der heranrollenden Wellen. Elisa drehte sich nicht zu ihm um. Da redete er einfach weiter, diesmal erhob er sogar seine Stimme, sodass sie ihn auch unten am Wasser gut verstehen würde.
    »Unsere Frauen heiraten keinen Hawaiianer, Elisa. Es kommt einfach nicht vor … nicht in unseren Kreisen. Ich bitte Sie, nehmen Sie mir meine offenen Worte nicht übel, aber ich rate Ihnen ernsthaft von einer solchen gedanklichen Dummheit ab.«
    Eine Wut, die sie in dieser Intensität nicht gekannt hatte, stieg in Elisa hoch. Ihre Worte waren laut, scharf und präzise, als sie sich jetzt zu ihm umdrehte und ihn genau in ihr Visier nahm.
    »Wenn Sie wirklich mein Freund sein wollen, Johannes van Ween, muss ich Sie bitten, meine Gefühle ernster zu

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