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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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den Löffel abgebe«, keuchte er, »dann nur in meinem eigenen Haus.« »Du wirst nicht den Löffel abgeben«, sagte William. »Wozu veranstaltest du dann dieses Theater? Sorge lieber dafür, dass Myles zurückkommt.« »Ich kann den Burschen nicht finden.« »Er wird schon auftauchen«, sagte Pop betrübt. Er vermisste seinen Enkel und befürchtete wohl, ihn nicht mehr wieder zu sehen. Dies quälte William nur noch mehr.
    Er sprach mit dem Aufseher der Station, ritt meilenweit in alle Richtungen, inspizierte den Viehbestand und den Zustand der Weiden, die allmählich austrockneten, da akuter Regenmangel herrschte. Hoffentlich würde die nächste Regenzeit früh anbrechen oder das Land zwischenzeitlich in den Genuss einiger Gewitter kommen. Leider sah es nicht allzu gut damit aus, dachte er mit einem Blick zum stahlblauen Himmel. Also kehrte William nach Darwin zurück, immer mit dem Hintergedanken, dass ihn jeden Moment ein Telegramm aus Warrawee zur Heimkehr zwingen konnte. Dann traf endlich ein langer Brief von Myles ein, der die Telegramme offensichtlich nicht erhalten hatte. Er wollte ausgerechnet nach Argentinien reisen, um befreundete Viehzüchter zu besuchen, und konnte über die Bank von England in Buenos Aires kontaktiert werden. »Allmächtiger Gott!«, rief William aus. »Er ist in Argentinien! Wo genau liegt das, Leo?« Sie studierten eine Weltkarte. »Hier, er hat sich auf den Heimweg gemacht. Braver Junge.« »Den Teufel tut er. Er hat vor, sich bei seinen neuen Freunden für eine Weile einzunisten.« »Aber er hat den Atlantik überquert«, meinte Leo. »Ein Ozean weniger bis hierher.« »Verdammt, wenn er das Telegramm erhalten hätte, wäre er schon zu Hause. Hoffentlich bekommt er dieses hier. Schick es an die Bank mit dem Vermerk DRINGEND.« Während Leo unterwegs war, versuchte William, sich die Reiseroute auszumalen, wenn Myles um Kap Horn segelte. Das Kap war ein berüchtigter Schiffsfriedhof. Seufzend wandte er sich seiner Post zu, sortierte sie rasch und zog einen kleinen, dünnen Umschlag heraus. Er schlitzte ihn mit dem Brieföffner aus Elfenbein auf, den ihm Harriet geschenkt hatte. Als er die Nachricht darin las, schüttelte er traurig den Kopf. Leo kam herein. »Abgeschickt?« »Ja, und sie haben ganz schön gestaunt; bald weiß die ganze Stadt, wo Myles steckt.« »Leo, ich habe soeben eine neue Vorschrift erlassen. Wir tätigen keine Geschäfte mehr mit Judah Forrest.« »Kommt ohnehin selten vor. Wir arbeiten mit Sinclair.« »Ich weiß, aber andere machen es, wenn es um Übertragungen, Verträge und Ähnliches geht. In Zukunft wird alles, was von Forrest eintrifft, zurückgeschickt. Wir arbeiten nicht mit ihm und ignorieren seine Korrespondenz. Falls seine Klienten mit mir ins Geschäft kommen wollen, müssen sie sich einen anderen Anwalt suchen.« Leo stieß einen Pfiff der Überraschung aus. »Wird ungemütlich für ihn. Was ist denn los?« »Er hat meine Frau beleidigt. Sie im Tennisklub vor den Kopf gestoßen, und das vor aller Augen.« »Verstehe.« Leo nickte und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Er ließ sich die Konsequenzen von Williams Edikt durch den Kopf gehen. Es würde sich bald herumsprechen, dass Oatley Forrest aus nicht genannten Gründen kaltgestellt hatte. Schon das allein würde Anlass zu wilden Spekulationen über die mögliche Ursache geben. Er grinste. Forrest würde vielleicht Seine Exzellenz als einzigen Klienten behalten. Leo empfand Mitgefühl für Harriet, da er selbst schon Opfer von Forrests herablassender Art geworden war. Der Kerl behandelte ihn stets wie Dreck und weigerte sich, mit einem einfachen Angestellten über geschäftliche Angelegenheiten zu sprechen, selbst wenn Leo auf Williams ausdrückliche Anweisung handelte. Schon oft hatte er sich darüber bei William beklagt. »Aber diesmal hast du dir den Falschen ausgesucht, mein Guter«, meinte er lächelnd und wandte sich wieder seinen Büchern zu.  
     
    William zeigte Harriet die Nachricht nach dem Abendessen. Sie errötete, als sie die spinnenbeinige Handschrift las. 
    Lieber Mr. Oatley,  
    während Sie weg waren, hat Ihre Frau ganz schön auf die Pauke gehauen. Sie und Captain Cornford sind ein echter Skandal. Sie hat ihn abends in Ihr Haus gelotst und Orgien gefeiert.
    Ein Freund
    »Das ist nicht wahr«, schrie Harriet. »Du weißt, dass es nicht stimmt. Ich habe dir genau erzählt, was bei meiner Dinnerparty passiert ist. Ich war einsam, wollte mich nur ablenken. Und Billy Chinn und

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