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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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das Warten hatte begonnen, und William verspürte beim Gedanken an die kommende Regenzeit ein seltsames Gefühl. »Das Warten auf den Regen«, murmelte er und wandte sich ab. Das Warten auf den Regen brachte die Menschen stets aus der Ruhe. 
     
    »Was höre ich über Ihre Fortschritte bei Mrs. Oatley?«, erkundigte sich Mollard grinsend. »Sie sind ein schlauer Hund, Christy.« »Ganz und gar nicht«, entgegnete sein Adjutant steif. »Ich wurde zum Essen eingeladen, um die Zahl der Gäste aufzurunden. Leider wurde Mrs. Cochrane krank, so dass sie nicht…« »Also sind Sie geblieben, um die Strohwitwe zu trösten.« »Wohl kaum«, meinte Christy ungerührt, da er weder seinen Boss verärgern, noch weiteren Stoff für Klatsch liefern wollte. Er hatte Bill Cochrane und einigen Freunden berichtet, wie sehr er den Abend genossen hatte, und das Gerede überraschte ihn nicht. Dazu wäre es auch gekommen, wenn die Cochranes dabei gewesen wären. Harriet hatte das sicher gewusst, als sie die Einladung aussprach, daher machte er sich keine Gedanken darüber. »Da uns das Fernbleiben der anderen Gäste in ein Dilemma stürzte, entschieden Mrs. Oatley und ich, dass es am klügsten sei, wenn ich nach Hause ginge«, erklärte er. »Als Gentleman wollte ich gerade aufbrechen, als ihr Koch einen Tobsuchtsanfall bekam.« »Tatsächlich?« »Oh ja«, meinte Christy lachend. »Er hat Zeter und Mordio geschrien. Das Bankett, das er mit so viel Liebe vorbereitet hatte, sollte im Abfall landen. Da stand ich nun, eine Hand an der Türklinke, den köstlichen Duft in der Nase, ausgehungert, und die bedauernswerte Gastgeberin wusste nicht ein noch aus. Was hätten Sie getan, Sir?« »Bei Gott, ich wäre geblieben.« »Eben. Also bot ich ihr an, zum Essen zu bleiben. Ich glaube, die arme Frau wurde vor Erleichterung beinahe ohnmächtig.« »Aber Sie haben trotzdem allein mit der Dame diniert«, meinte Mollard mit anzüglichem Grinsen. »Falls man es denn so nennen kann. Alles lief unter den Blicken des Hausboys ab, der uns nicht aus den Augen ließ. Er tischte eine endlose Folge von Speisen auf, die für vier Leute bestimmt war. Schwierige Situation.« Christy verlegte sich aufs Schwindeln. »Gleichzeitig Konversation machen und so viel wie möglich essen, eigentlich das Gegenteil eines normalen Dinners. Ich hoffte, Mrs. Cochrane würde eine wunderbare Genesung erfahren und mit ihrem Mann erscheinen. Da es nicht dazu kam, aß ich einfach weiter.« »Welch ein Fiasko!«, rief Mollard erheitert. »Und dann?« Christy schien den Hintergedanken nicht zu bemerken. »Was dann, Sir? Nach dem Dessert bin ich schleunigst gegangen. Ich glaube, die arme Frau war erleichtert. Ich konnte mich ja schlecht allein mit Portwein und Zigarren zurückziehen…« »Guter Gott, Sie sind einfach gegangen?« »Abgetaucht, wie man sagt.« »Sie weiß sich einfach nicht zu benehmen. Es heißt, sie würde trinken.« Mollard zog eine buschige Braue fragend hoch. »Ein Glas Wein oder zwei«, meinte Christy. »Aber ich habe umso mehr getrunken. Es gibt nichts Besseres als einen schönen Weißwein nach einem schweren Essen.«
    Christy dachte an die beiden Flaschen Wein, die er und Harriet geleert hatten. Er hatte sich in ihrer Gesellschaft wunderbar amüsiert, da sie eine kluge, unterhaltsame Frau war. Bei diesem Essen zu zweit hatte er sie besser kennen lernen können. Auf keinen Fall hätte er Harriets Vertrauen durch einen Flirtversuch aufs Spiel gesetzt, obgleich sie in Folge des Alkoholgenusses sicher nicht abgeneigt gewesen wäre. Außerdem verlief der ganze Abend ja unter dem wachsamen Auge Tom Lings. Doch genug. Mollard hatte seinen Spaß gehabt, nun war es an der Zeit, die Schraube anzuziehen. »Ich bin praktisch auf die Straße getaumelt«, sagte er. »Müsste mich schämen, in Gesellschaft derart viel zu essen. Aber eins muss ich Ihnen sagen, Sir. Dieser Bursche kann vielleicht kochen. Wenn die Chinesen kochen können, machen sie es gut. Und dieser hier ist ein Genie. Jeder Gang war sorgfältig geplant und absolut delikat – Fisch, Schwein, Suppe, Gemüse, Rind und alles mit köstlichen Soßen. Die geröstete Ente in Gelee, dünn aufgeschnitten… wenn ich dort noch einmal eingeladen werde, stehe ich Gewehr bei Fuß.« »Tatsächlich?«, fragte Mollard gierig. Er liebte Essen und verschlang sogar den Fraß, den man ihm in der Residenz vorsetzte. »Wie heißt er denn?« »Billy Chinn.« »Wie viel sie ihm wohl bezahlen?« »Niemand bezahlt einem Chinesen

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