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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Vieh getötet, um die Dingos fern zu halten. Die vier weißen Viehhüter besaßen Waffen und Munition; ihre Gewehre hingen an einem Brett neben der Küchentür. Er hätte sich ohne weiteres eine Pistole, ein Gewehr oder eine Schrotflinte besorgen können, doch das war nicht richtig. Er nahm sich Zeit, einen Speer zu schnitzen, einen Kriegsspeer mit fein geschliffener Steinspitze, so wie es die Tradition vorschrieb, keinen der langen Nägel, wie man sie in letzter Zeit von den Weißen gestohlen hatte. Es war ein schöner Speer, der beste, den er je gemacht hatte, und seiner Mission durchaus angemessen.
    Eines Tages ritt Numinga mit seinem Boss weit in den Busch. Plötzlich rammte er ihm den Speer in den rechten Arm, damit er die Schusswaffe beim Sturz nicht erreichen konnte. »Du hättest die Schwarzen nicht niederschießen sollen, einfach so«, sagte er, um die Hinrichtung anzukündigen. Und den Rest besorgte sein neuer Speer.
    Auf Numingas Kopf war seit Jahren ein Preis ausgesetzt. Er hielt sich aus Angst vor Rache von seinen eigenen Leuten fern und zog mit verschiedenen Horden umher, wobei er nach Lust und Laune seinen Namen änderte. Doch seltsamerweise kannten ihn die Weißen nach all den Jahren noch immer als Neddy, den Mörder. Neddy, dachte er seufzend. So hatte ihn der Boss immer genannt. Irgendwie war der Name hängen geblieben. Nun war er auf dem Weg nach Osten, entzog sich den Trupps der Weißen, die unvermeidlich auftauchen würden, um sich wieder einmal an jedem beliebigen Schwarzen zu rächen, der ihnen über den Weg lief. Auch dies machte Numinga Kummer, lastete schwer auf seinem Herzen. Manchmal dachte er, es sei einfacher, dem allem ein Ende zu bereiten, doch sein Überlebenstrieb war ebenso stark wie sein Körper, und sein Verstand war immer noch wach und neugierig. Sie hatten kein bestimmtes Ziel vor Augen, würden irgendwo ihr Lager aufschlagen und die bevorstehende Regenzeit abwarten. Auf hoch gelegenem Gelände. In ihrem eigenen Gebiet wären sie Gefahr gelaufen, vom Wasser eingeschlossen zu werden, eine leichte Beute für bewaffnete Reiter. Irgendwann müssten sie weiterziehen, und dann, so hoffte Numinga, würde er sich von den anderen trennen und den Jungen Djarama mitnehmen. Beide beherrschten die Sprache des weißen Mannes und seine Gebräuche, sie konnten mit den Weißen leben. Als Viehhüter arbeiten, unten im Süden, nahe der Wüste. Er musste sich des Jungen annehmen, ihn von den sinnlosen Kriegen ablenken, selbst wenn er dabei sein eigenes Leben aufs Spiel setzte. Er lächelte grimmig. Die weißen Männer hatten ein gutes Gedächtnis und waren erstaunlich klug, wenn es darum ging, Schwarze wieder zu erkennen. Sie hatte ihn mehr als einmal erwischt, doch er war immer geflohen. Wenn er Djarama vor ihren Gewehren retten konnte, würde sein eigenes Leben als Flüchtling vielleicht einen Sinn bekommen.
    Er sah zu, wie Mimimiadie über Felsen zu einem hohen Grat emporkletterte, der sich vor dem rosig schimmernden, dämmrigen Himmel abzeichnete. Der Aufstieg war beschwerlich, die Hänge länger, als sie erwartet hatten, sie mussten Felsspalten und Sackgassen umgehen, in denen Steinblöcke sie am Weiterkommen hinderten. Jeder Mann ertastete sich seinen eigenen Weg empor zum finsteren Gipfel. Sie schlugen ihr Lager auf und entdeckten am Morgen, dass sie sich auf einem riesigen, zerklüfteten Plateau befanden, das bis zum Horizont reichte. Erfreut betrachteten sie das flache Land, das sich bis in die Unendlichkeit ausdehnte. Dies war Adlerland. Hier konnte niemand sie überraschen. Es war gutes Land, das genügend Nahrung bot, überall huschten Kleintiere umher, Schlangen und Eidechsen dösten in der Sonne. Und es gab Wasser. Sie stießen auf kleine Teiche in den Felsen, die kostbares Wasser enthielten. Sie untersuchten die felsigen Höhen und gelangten zu dem Schluss, dass dieses Gebiet niemals die bevorstehenden Regenfluten aufnehmen könnte. Dennoch waren sie sicher, die klobigen Felsblöcke boten Schutz, und vor allem würde kein Weißer dieses Land für sich beanspruchen. Als Weide war es ungeeignet. Dennoch, der Regen musste irgendwo abfließen, und die Hänge, über die sie gestiegen waren, hatten keinerlei Spuren von Wasserfällen aufgewiesen. Sie drangen weiter vor. Sie folgten trockenen Rissen im Fels, die so tief waren, dass sie nur von reißenden Wasserläufen stammen konnten. Dann erreichten sie den Felsvorsprung und traten ehrfürchtig zurück. Numinga, dem angesichts der Tiefe,

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