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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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gab einen Bahnhof, ein Telegrafenbüro und ein wenig Zivilisation für Männer, die noch immer vergeblich nach Gold suchten, doch in der Nähe boten sich weitaus freundlichere Orte an, wo sie ihr Lager hätten aufschlagen können. Östlich dieser kargen Kleinstadt gab es natürliche Wasserstellen, die Erfrischung verhießen und schön gelegen waren. Er konnte nicht verstehen, weshalb sich die Menschen hier zusammendrängten. Andererseits war er ganz froh, dass die Weißen nicht die Geister des Wassers, der Luft und der Vögel in Zorn brachten, indem sie dort ihre hässlichen Häuser aus Holz und Eisen bauten. Er hatte nicht die geringste Vorstellung, was er tun oder wen er fragen sollte, spähte in jedes Gebäude in der Hoffnung, Boomi zu entdecken, fand aber keine Spur von ihm. Er erkundigte sich bei den Aborigines, die sich in der Stadt herumtrieben, und jagte ihnen mit den Geistern Angst ein, doch auch sie hatten den Sohn des berühmten Mimimiadie nicht gesehen. Numinga hatte kein Geld. Daran hatten sie nämlich nicht gedacht. Daher musste er sich auf seine eigenen Leute verlassen, so arm sie auch sein mochten, und sich von ihnen durchfüttern lassen, bis er etwas Geld mit dem Ausmisten von Ställen verdient hatte. Ein Gutes kam jedoch dabei heraus: Er begegnete Constable Smith auf der Straße, und der junge Narr erkannte ihn nicht. Nun fühlte sich Numinga zuversichtlicher und sicherer. Mit dem verdienten Geld konnte er sich der nächst höheren Stufe in der Rangordnung der Aborigines nähern, den Viehhütern, die an der Hintertür des Pubs Alkohol kaufen durften. Manche von ihnen hatten von der Entführung des Jungen gehört und bekundeten ihr Mitgefühl, konnten aber nicht helfen. Schließlich schickte Numinga einen Mann, dem er vertraute, in die Schlucht, damit er Mimimiadie berichten konnte, dass Boomi sich nicht in Pine Creek befinde. Er selbst würde nach Süden in Richtung Katherine ziehen, wo sich das Hauptquartier der Polizei in dieser Gegend befand. Er hoffte, das Kind dort zu finden oder wenigstens etwas Neues zu erfahren. Sein Bart wuchs beängstigend schnell, und Numinga verbrachte in seinem Lager jeden Morgen längere Zeit damit zu, ihn mit Hilfe einer rostigen Klinge und eines zerbrochenen Spiegels, den eine Frau für ihn aufgetrieben hatte, abzuschaben. Sie war sehr dunkel und liebenswert gewesen und hatte einen Weißennamen gehabt, Lulu, das vergaß man nicht so rasch. Es klang irgendwie hübsch.
    Doch auch im größeren Katherine fand er keinerlei Spur. Er nahm sogar Kontakt zu Aborigines auf, die mit den gefürchteten Missionsstationen in Verbindung standen, wo häufig schwarze Kinder aufgenommen wurden, doch auch dort war Boomi nicht aufzutreiben. Er schien wie vom Erdboden verschluckt. Bis zu einem Abend, als ihm ein Aborigine-Mädchen seine Geschichte erzählte. Sie war ein Flittchen, wurde aber angeblich besser bezahlt als die übrigen schwarzen oder weißen Schlampen, weil sie singen und tanzen konnte und zudem gut im Bett war. Sie besaß eine eigene Hütte hinter dem George Hotel und empfing dort nur erstklassige Kunden. Sogar Polizisten, wie sie Numinga stolz berichtete. Diese hatte sie nach Mimimiadie ausgefragt, der so berühmt geworden war wie die weißen Buschräuber. Sie versicherte Numinga, sie habe überdies von einem Captain erfahren, wer Mimimiadies Sohn entführt hatte. Sie warteten noch immer darauf, dass Mimimiadie sich im Austausch gegen den Jungen stellte, hielten ihn aber für zu feige, da er als Mörder aus dem Hinterhalt bekannt sei. Bisher hatten sie kein Wort von ihm gehört. »Aber wo ist das Kind?«, fragte Numinga. »Dazu komme ich noch. Sie werden ihn auf gar keinen Fall zurückgeben. Sie haben Befehl, Mimimiadie auf der Stelle zu erschießen. Der Kleine soll wohl anständig aufwachsen und Englisch sprechen lernen, nicht wie wir, die auf Müllhalden am Ende der Welt leben.« »Glaubst du ihnen nicht?« »Und ob. Wir sind am Ende, Numinga. Sie haben uns nichts übrig gelassen. Wir sind ein totes Volk. Die Weißen mit ihren Waffen sind zu stark für uns.« »Das stimmt nicht, meine Hübsche. Wir leben hier, seit vor Jahrtausenden Ungeheuer die Erde heimsuchten. Es hat schon andere Krisen gegeben, das sagen dir die Lieder. Das Leben ist ein ständiger Wandel, und wir werden auch diese Veränderung überstehen.« »Ja, so sagen die Lieder. Aber ich bin mir nicht sicher. Jedenfalls verhungere ich nicht, und wenn ich zu hässlich werde, schneide ich mir die Kehle

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