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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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entrüstet von sich weisen, die zu Unrecht Beschuldigten spielen, falls das Thema zur Sprache kam. Er betete zu Gott, dass es nie so weit kommen werde, denn dann würde er sich von Harriet fern halten müsse. Keine Treffen mehr, keine Spaziergänge, keine süßen Momente im Haus… Er zog sich für den Rest des Nachmittags ins Billardzimmer zurück und beschloss, an diesem und allen folgenden Abenden pünktlich zum Essen zu erscheinen, damit er das Alleinsein mit ihr möglichst vermied. Die Affäre ruhte vorübergehend, und irgendwann würde der Klatsch verstummen.
     
    William wusste, dass er den feigen Weg einschlug, doch selbst Zorn und Rachsucht konnten nicht den Kummer vertreiben, der ihn quälte. Er empfand den Schmerz körperlich, kam sich alt vor. Er verlor Frau und Sohn und schämte sich so sehr, dass er es nicht länger ertragen konnte. Und die ganze Zeit verspürte er den Drang nach der Flasche, den Wunsch, seine Sorgen im Alkohol zu ertränken. Doch so weit durfte es nicht kommen. Der Busch war die Lösung, fünf Tage unterwegs mit Yorkey, das würde ihm auch ein Arzt als Weg zum gesunden Leben empfehlen. Danach würde er eine Weile bei Pop bleiben, ohne die Affäre zu erwähnen. Weiter in die Zukunft wagte er nicht zu blicken. Beim Abendessen verkündete er, er werde am nächsten Morgen nach Warrawee aufbrechen, und baute ihren Fragen durch die Erklärung vor, er mache sich Sorgen um Pop. »Dann komme ich mit«, sagte Myles. Traurig bemerkte William die Überraschung seiner Frau. »Nein, ich reite mit Yorkey, du bleibst in der Stadt. Ich möchte nicht, dass du die Weihnachtsfeierlichkeiten verpasst.« »Aber ich habe Pop noch gar nicht gesehen. Ich würde gern mitkommen.« »Und Harriet allein in Darwin lassen? Nein, ich bleibe nur ein paar Wochen weg. Weihnachten bin ich wieder da.« »Warum fahren wir nicht alle?«, fragte Harriet. »Um diese Jahreszeit ist es mit dem Wagen zu schwierig. Es dauert zu lange, dem Morast auszuweichen, und die Flüsse treten bald über die Ufer.« Harriet wandte sich an Myles. »In all der Zeit habe ich noch keine Station gesehen. Wir hatten immer zu viel zu tun.« »Oder sind nach Singapur gereist«, erinnerte William sie. »Aber ich brauche keinen Wagen, ich kann reiten.« »Nein, kannst du nicht«, fauchte Myles, »nicht bei dieser Hitze. Du bist keine erfahrene Reiterin.« »Und wessen Schuld ist das?«, fragte sie William. Er seufzte. »Keinen Streit mehr, bitte. Ich breche morgen mit Yorkey auf, Schluss, aus.« Sobald sich eine Möglichkeit bot, allein mit Harriet zu sprechen, flüsterte Myles: »Es ist eine Falle. Er wird vermutlich nicht weit reiten. Dann taucht er überraschend auf, weil er hofft, uns auf frischer Tat zu ertappen.« »O nein, meinst du wirklich?« »Sicher.« Beide standen früh auf, um sich von William zu verabschieden. Er wirkte erfreut, Yorkey grinste, und die beiden Chinesen luden aufgeregt Proviant und Ausrüstung auf das Packpferd. »Letztes Mal hattest du kein Packpferd dabei«, sagte Harriet zu ihrem Mann. »Nein, da hatte ich es eilig. Heute habe ich Zeit. Außerdem werden wir vielleicht aufgehalten, wenn wir auf überschwemmte Brücken und Furten stoßen.« Myles sah ihn neugierig an. »Ohne Packpferd wärst du schneller.« »Vielleicht wünsche ich mir diesmal ein bisschen Komfort. Und ich habe aus berufener Quelle erfahren, dass Yorkey ein verdammt guter Koch ist.« »Darauf können Sie wetten«, rief dieser. Nachdem sie aufgebrochen waren, ging Myles sofort in sein Zimmer, um zu packen. »Was tust du?«, fragte ihn Harriet. »Das habe ich dir doch gesagt. Es ist eine Falle, ich ziehe ins Victoria Hotel.« »Aber er wollte, dass du mir Gesellschaft leistest«, sagte sie verärgert. »Sei nicht so dumm! Wenn ich allein mit dir im Haus bleibe, bekommen wir Schwierigkeiten. Es würde wieder Gerede geben.« »Dein Vater schien das anders zu sehen.« »Ich weiß nicht, was er sich denkt, einfach so loszureiten. Er muss verrückt sein. Sag Tom Ling, er soll mir frische Hemden bringen.«
     
    Drittes Buch
     
    Dezember 1900
     
    15. Kapitel
     
    Numinga war von den Plänen, mit denen Mimimiadie seinen Sohn befreien wollte, nicht sonderlich angetan, da sie ihn einbezogen und folglich auch in Gefahr bringen konnten. Sein früherer Gefährte hatte es als selbstverständlich erachtet, dass Numinga energischen Schrittes in die Welt der Weißen zurückkehren, Boomi finden und ihn zu seinem untröstlichen Vater zurückbringen werde. Daher war er nun

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