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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Straße entlangging, und wünschte, er hätte sie an Ort und Stelle umarmen können. Sie war schön und hatte eine herrliche Figur. Warum hatte ihr in Perth niemand Beachtung geschenkt? Andererseits war sie damals auch nur die unscheinbare Tochter eines Bankdirektors gewesen, die sich inzwischen prächtig entwickelt hatte. Er beneidete seinen Vater, ärgerte sich über die Ungerechtigkeit, dass ein alter Mann wie William Nacht für Nacht in ihrem Bett verbringen konnte, während er selbst auf die seltenen Gelegenheiten warten musste, wenn sie allein waren. Erst vor drei Tagen hatten sie sich in einer abgeschiedenen Ecke des Botanischen Gartens geliebt, wo die tropischen Pflanzen am dichtesten wuchsen, und sie hatte gestöhnt und seinen harten, durchtrainierten Körper genossen. Er fragte sich, ob sie sich in Williams muffigem Schlafzimmer jemals so hatte gehen lassen. Doch die Lage war nicht so einfach, wie er es dargestellt hatte. Wohin er auch schaute, William hielt überall die Zügel fest in der Hand und den Daumen auf dem Geld. Er konnte zwar auf Millford arbeiten, aber würde sein Vater ihm die Pacht jetzt noch geben? Trotz seines forschen Auftretens am Vorabend hatte Myles in den Augen seines Vaters zum ersten Mal echte Härte entdeckt, eine Erfahrung, die ihn zutiefst beunruhigt hatte. Deshalb war er zum Frühstück in das chinesische Café gegangen und hatte sich zu Hause im Billardzimmer aufgehalten, bis William sein Büro aufsuchte. Was sollte er machen? Es gab verschiedene Möglichkeiten, die jedoch allesamt eine Trennung von Harriet bedeuteten. Doch er war in sie verliebt, geradezu verrückt nach ihr. Sein Vater hatte im Leben alles mühelos erreicht, seine glückliche Ehe mit Mutter war ihm in den Schoß gefallen. Konnte er denn nicht einmal verlieren? Würde es ihn so sehr schmerzen? Wie konnte ein Mann erwarten, sein Glück werde ewig dauern? Ohne ihn, dachte Myles boshaft, hätte Harriet sich vielleicht in einen Jüngeren verliebt, sie war doch reif für eine Beziehung gewesen. Schließlich entschied er, nichts zu unternehmen. Sie mussten einfach vorsichtiger sein. Warum sollte er seine finanzielle Zukunft aufs Spiel setzen? Harriet war fügsam, es gab keinen Grund für ihn, die Affäre zu beenden. Wäre es nicht besser, die Dinge unverändert zu lassen, anstatt sich Harriet mit ihren kostspieligen Neigungen an den Hals zu hängen? Den Gedanken, dass Harriet ständig zu seiner Verfügung stand, so oft und so lange sie getrennt sein mochten, empfand er als verlockend. Er konnte sogar heiraten; viele Ehemänner hielten sich eine Geliebte. Endlich hatte Myles einen Entschluss gefasst. Er und Harriet würden auf immer ein Liebespaar bleiben, und zwar in aller Stille. Er brauchte nicht mit ihr über diese Lösung zu diskutieren, im Laufe der Zeit würde sie sich von selbst ergeben. Vielleicht sollte er noch einmal bei Lucy vorsprechen, um es diesem Emporkömmling Christy Cornford zu zeigen.
     
    Sein Besuch bei den Hamiltons fand ein schnelles Ende. Maudie sah ihn den Weg heraufkommen und eilte die Verandatreppe hinunter, um ihn in Empfang zu nehmen. »Myles Oatley, du bist in diesem Haus nicht willkommen.« »Verzeihung?« »Du solltest deinen Vater um Verzeihung bitten. Und den Herrn!«, schleuderte sie ihm entgegen. »Und wenn du schon dabei bist: Hat dir niemand gesagt, dass unser Botanischer Garten kein Schlafzimmer ist? Verschwinde von hier!« Sie drehte sich auf dem Absatz um und stapfte ins Haus. Myles stürzte entsetzt davon. Bei der Begegnung im Park hatte er sich völlig allein mit Harriet gewähnt. Es war am Nachmittag gewesen, der heißesten Zeit des Tages, wenn sich die meisten Leute in ihren Häusern aufhielten. Doch irgendjemand hatte sie gesehen. Wer nur? Vielleicht war man ihnen gefolgt, hatte sie ausspioniert. Wer sonst mochte davon wissen? Um Himmels willen, hatte William ihn etwa deshalb zur Rede gestellt? Er war am Boden zerstört. Die ungeheuren Konsequenzen dämmerten ihm erst nach und nach. Harriet hätte ihn an den Kleinstadtklatsch erinnern sollen, er war so lange im Ausland gewesen. In London schien alle Welt Affären zu haben, gerade die verheirateten Leute, und niemand regte sich darüber auf. Hier jedoch gab es keine Privatsphäre. Wütend begriff er, dass die Klatschmäuler ihnen selbst dann eine Affäre angedichtet hätten, wenn er ihnen keinen Anlass dazu gegeben hätte. Beide waren jung und lebten unter demselben Dach. Nun gab es nur einen Ausweg. Sie mussten alles

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