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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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mit einem Blick auf Mimimiadie. »Der Boss. Seid vorsichtig.« »Wird er uns töten?« »Nicht, wenn du den Mund hältst. Ist ein wichtiger Mann. Macht viel Ärger.« Er war erleichtert, dass der weiße Mann vernünftig genug war, Yorkey das Reden zu überlassen. Er hatte noch nicht viel gesagt, sondern beobachtete Mimimiadie argwöhnisch, als wisse er nicht, wem er trauen solle. Sechs Schwarze gegen einen Weißen, oder sogar sieben, wenn man Garradji auf dem Plateau einrechnete. Mimimiadie befahl ihm, die Gefangenen nach oben zu bringen. »Sie können mit den Fesseln nicht klettern. Es dauert zu lange.« Der Anführer betrachtete die Gefangenen eingehend. Der weiße Mann stand hoch aufgerichtet da, er war ebenso groß wie er selbst. Mimimiadie zwang ihn in die Knie, indem er ihm mit der Keule auf die Schultern schlug. Er grinste. »Die Hände bleiben gefesselt. Du machst nur die Seile an den Beinen los.« Numinga tat wie ihm geheißen. »Hört auf ihn«, warnte er die Gefangenen. Der Aufstieg war lang und mühselig. Yorkey schaffte es problemlos, aber der ältere Mann kam nicht schnell voran, was Numinga insgeheim freute. Der Kerl, sein Name war William, musste ungefähr so alt sein wie er, doch das gute Essen der Weißen und die Annehmlichkeiten des Lebens hatten ihren Tribut gefordert. Es mangelte ihm an der Muskelkraft und Drahtigkeit des Schwarzen, er schwitzte wie eine fette alte Frau. Garradji erwartete sie voller Zufriedenheit. Numinga empfand ein gewisses Unbehagen in Gegenwart des Ältesten mit dem behaarten Gesicht und der Kette aus Krokodilzähnen auf der eingesunkenen Brust; er mochte ihn einfach nicht. Garradji bespuckte den Weißen und stieß Yorkey an, der ihn auf Englisch beschimpfte. Dann versuchte er sich an einer Erklärung in dem grauenhaftesten Waray, das Numinga je gehört hatte. »Was hat er gesagt?«, wollte Garradji wissen. »Er sagt, er gehört zu den uralten Waray«, log Numinga genüsslich. »Er sagt, ihr seid zu jung, um seinen Dialekt zu verstehen. Er gehört zum Volk der Schlucht, das aus der Traumzeit stammt, und wenn ihr ihm ein Leid zufügt, werden seine Ältesten euch in die Tiefe stürzen.« Die Geschichte schien Garradji zwar nicht zu beeindrucken, doch danach wandte er sein Interesse dem weißen Mann zu. »Frag ihn, wer er ist.« »Sie wollen wissen, wer William ist«, übersetzte Numinga. »Sie sagen, er sieht aus wie ein Boss, ein wichtiger Mann.« »Nein«, erwiderte Yorkey, »er ist bloß ein Viehhüter.« »Dafür ist er aber gut gekleidet.« »Ich weiß, er war gerade auf einer Hochzeit in Pine Creek.« »Einer Hochzeit?« Numinga konnte mit dem Begriff nichts anfangen. »Du weißt schon, heiraten, große Feier.« »Ist er reich? Hat er Pferde?« »Keine Sorge, schau nur in meine Tasche. Dort drinnen sind zwei Pfund.« Numinga fiel etwas ein. »Warum bist du nicht mehr im Gefängnis? Du hast doch das Haus eines Weißen niedergebrannt. Darauf steht für gewöhnlich der Tod am Galgen.« »Danke vielmals der Nachfrage. Du bist geflohen und hast mich im Stich gelassen, du Mistkerl.« »War nicht meine Schuld.« »Sicher, und das hier wohl auch nicht.« »Wie bist du aus dem Gefängnis gekommen?«, fragte Numinga beharrlich. »Der Bursche hier, William, hat mir bei der Flucht geholfen. Jetzt ziehen wir in den Busch. Kaum sucht man nach einem sicheren Ort, schon werden wir von euch angegriffen.« Als Numinga gegangen war und sie allein in der nach Fledermäusen stinkenden Höhle hockten, ergriff William das Wort. »Sei vorsichtig. Ich glaube, er möchte uns helfen, steht aber allein gegen einen Häuptling und einen Zauberer. Du solltest ihn nicht beleidigen. Da sie uns nicht getötet haben, können wir uns wohl als Geiseln betrachten.« »Wieso?« »Das musst du herausfinden. Rede nicht mehr mit Numinga, sondern verlange durch ihn, den Boss zu sprechen. Und hör genau zu, was sie sagen. Sie selbst sind keine Waray, außer Numinga gehören alle zur Horde vom Victoria River…« »Um Himmels willen… meinen Sie wirklich?« »Ich weiß es genau. Ich kenne die Horde besser als du. Sie sind sehr gefährlich, aber weit entfernt von ihrer Heimat, und dafür muss es einen Grund geben. Ich möchte, dass du dem Boss mit dem größtmöglichen Respekt begegnest, und ich werde das Gleiche tun. Keine Widerworte, verstanden?« »Klar«, flüsterte Yorkey.
    Er hatte furchtbare Geschichten über die Wildheit der Clans gehört, die unter dem Weißennamen der Horde vom Victoria River

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