Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
Vom Netzwerk:
war das nicht ungefährlich. Außerdem wäre es nicht allzu klug, sich ausgerechnet an einen Abo heranzupirschen. Er zielte ruhig und schoss ihm in die knochige Hüfte. Der Abo stieß einen Schmerzensschrei aus und fiel beinahe ins Feuer. Myles ging gelassen hinüber und drehte ihn brutal auf den Rücken. »Sprichst du Englisch?«, fragte er und hockte sich neben den Schwarzen. Dieser stöhnte vor Schmerzen und umklammerte die nackte Hüfte, von der Blut auf den Boden rann. »Ja«, murmelte er. »Ja, Boss.« »Gut. Wem hast du Signale gegeben?« Die Befragung dauerte eine Weile. Zugegeben, der Bursche litt Schmerzen und verlor viel Blut, aber daran konnte Myles nichts ändern. Und dieser Wilde wollte nicht recht antworten, was ihn nur noch misstrauischer stimmte. »Mimimiadie?«, fragte er und erhielt nach einigen harten Tritten das erwünschte Nicken. »Ha! Und kennst du auch Yorkey?« »Ja, Boss.« Er war ein Mann mittleren Alters mit seltsam pechschwarz gefärbten, wachsglänzenden Locken, deren Ansatz grau meliert war. Myles lachte. Falls dies einer von Mimimiadies gefürchteten Kriegern sein sollte, wäre die ganze Episode ein Scherz. »Wo ist mein Vater?«, fragte er. Der Mann krümmte sich. »Weiß nicht.« »Mein Vater, Mr. Oatley. Lebt er noch? Sag es mir besser, sonst verpasse ich dir auch in die andere Hüfte eine Kugel.« »Ja, Boss, er ist da.« »Wo?« »In der Schlucht.« »Du lügst!« Myles versetzte ihm ein paar Tritte und zwang ihn, sich wieder auf den Rücken zu drehen. »Ich habe Yorkey dort draußen gesehen. Er reitet nicht zur Schlucht, sondern davon weg. Jetzt rede, du Schwein, und diesmal will ich die Wahrheit hören.« 
     
    Numinga spürte, dass seine Zeit gekommen war. Wie traurig. Er würde sterben wie der Junge damals, ohne Familie, die um ihn weinte. Nicht einmal ein Bekannter war in der Nähe, der ihn zu den Geistern singen konnte. Dann aber fiel ihm ein, dass dies der Ort war, an dem Dingos heulten, und seine Familie, die Familie seiner Mutter, die er auf seinen Reisen beinahe vergessen hatte, hatte den Dingo als Totem gewählt. Vielleicht hatte doch alles seine Ordnung. Aber zuerst musste er mit diesem Weißen fertig werden, diesem tapferen Krieger mit dem Gewehr. Er hatte die Wahrheit gesagt, sie warteten in der Schlucht auf Yorkey. Sie würden alle herunterkommen, um rasch zu fliehen. Mimimiadie hatte das Ende gut geplant. Er war sehr schlau. Yorkey hatte den Auftrag, den Jungen zur Schlucht zu bringen, wo man ihn gegen Oatley austauschen würde. Doch Mimimiadie traute den Weißen nicht, und er besaß zwei Schusswaffen samt Munition, die er Yorkey und Oatley abgenommen hatte. Seine Krieger würden vermutlich im Hintergrund bleiben, um sie zu bewachen. Alle waren von diesem Plan sehr beeindruckt gewesen, selbst der alte Garradji, der die Verantwortung für den Gefangenen trug. Natürlich hatte niemand Yorkey davon erzählt, so dass dieser ahnungslos in Richtung Plateau ritt. Dort oben befand sich nur noch Gopiny, der auf Numingas Signal wartete. Er würde hinuntersteigen und Yorkey in die Schlucht umlenken, falls nicht ein weiteres Rauchzeichen aufstieg, das Gefahr verhieß. Numinga umklammerte seine zerschmetterte Hüfte und versuchte, sie einzurenken. Er wusste, dass er diese Verletzung nicht überleben würde, er war wie ein hilfloses, verwundetes Tier. Schade, dass er den großen Regen nicht mehr erleben würde und die Farben, mit denen er das Land bemalte. Und das Donnern der Flüsse…
     
    Es war sinnlos, derartige Selbstgespräche zu führen und die brutalen Tritte wortlos zu ertragen. Sollte dieser boshafte Kerl doch erfahren, was er wissen wollte! Sein Vater war ein besserer Mensch als der Sohn, ein Gentleman. Hoffentlich würde Boomi eines Tages besser als sein Vater sein, weiser vor allem, denn Weisheit war dauerhafter als bloße Schläue. Auch ich hätte überleben können, wenn ich weiser gewesen wäre, sinnierte er, doch dafür ist es nun zu spät. Er schaute zu Oatleys Sohn empor und sagte mit krächzender Stimme: »Hab gelogen, Boss, nicht mehr wehtun. Sie sind nicht in der Schlucht. Haben Ihren Daddy aufs Plateau gebracht. Mimimiadie ist auch da. Oben auf dem Plateau. Kennen Sie es?« »Ja, bin schon dort gewesen. Also macht Yorkey keinen Umweg durch das Feuchtgebiet, sondern steigt hinauf. Liegt dort der vereinbarte Treffpunkt?« Numinga nickte. »Ja, oben. Ja, Boss. Guter Ausguck.« »Das stimmt«, entgegnete Myles, »ein idealer Platz. Wie viele Männer hat

Weitere Kostenlose Bücher