Tal der Traeume
für das Grundstück an der Esplanade, der teuersten Lage der Stadt, ausgegeben hatte. Der Bischof wies ihn an, es umgehend zu verkaufen und das Geld nach Adelaide zu schicken. Dieser Befehl hatte Walters bis ins Mark erschüttert. Offenbar war es dem Bischof auch egal, dass ein Verkauf einer Demütigung des Reverend gleichkam. Er sollte das Land verkaufen, das er vor nur einer Woche im Kreise seiner Gemeinde gesegnet hatte. Auch Mrs. Oatley hatte mit ihnen gebetet. Harriet Oatley! Man sollte eigentlich glauben, dass die höher gestellten Persönlichkeiten der Stadt den unteren Klassen ein Beispiel geben würden, doch das galt nicht in Darwin. Über Harriet kursierte eine äußerst hässliche Geschichte, um die er sich kümmern musste. Es war seine Pflicht, ihre Seele zu retten. Er eilte an ihrem Haus vorbei: Diese Aufgabe musste noch ein wenig warten. Resigniert schüttelte Reverend Walters den Kopf. Man hätte denken können, dass auf die Hamiltons, die er als gute, gottesfürchtige Menschen kannte, Verlass war, doch auch ihnen schien er nicht mehr trauen zu können. In einer ruhigen Minute hatte er mit dem Polizeipräsidenten gesprochen, der zwar Papist, aber dennoch ein vernünftiger Bursche war. Dabei erwähnte er den Namen Mimimiadie. »Wie benimmt er sich denn?« »Keine Ahnung. Wieso?« »In Fanny Bay, meine ich. Fügt er sich ein? Ich soll seinen Sohn hinbringen, wenn das Gericht es erlaubt. Es wäre ein Akt der Nächstenliebe, denn angesichts seines Strafregisters dürfte er wohl nicht mehr lange von dieser Welt sein.« Cavendish starrte ihn an. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden!« »Mimimiadie, er sitzt doch in Ihrem Gefängnis.« »Schön wär’s. Sie müssen ihn mit jemandem verwechseln. Wir haben den Kerl noch nicht gefasst.« Was sollte das heißen? Ernüchtert hatte Walters sich auf den Weg gemacht, um seine Gedanken zu sammeln. Kein Zweifel, Zack Hamilton und Oatleys Sohn Myles, der sich Gerüchten zufolge im Haus seines Vaters versündigt hatte, hatten ihn zum Narren gehalten. Mit verletztem Stolz kämpfte er sich auf das Strandhaus zu, wo er Zack Hamilton zur Rede stellen wollte. Warum hatte man ihn über Boomis Vater falsch informiert? Walters musste sich eingestehen, dass er mit seinen nassen Kleidern wenig präsentabel wirkte, doch er war ein Mann der Kirche und stand über solchen Banalitäten.
Die Damen Hamilton saßen auf einer geschützten Veranda beim Kartenspiel. Er rannte die Treppe hoch und platzte unvermittelt herein, während er das Wasser von seinem Schirm schüttelte. Beide sprangen auf und boten ihm Handtücher an. Er nahm ihre Hilfe an, weigerte sich aber, Jacke und Stiefel am Ofen trocknen zu lassen. »Nur keine Umstände, meine Damen, mir geht es gut. Bei diesen Temperaturen wird man sich wohl kaum erkälten. Ich würde gern mit Mr. Hamilton sprechen. Würden Sie mich bitte melden?« »Tut mir Leid, Mr. Walters, aber er ist nicht zu Hause«, antwortete Maudie Hamilton ruhig. Er bemerkte jedoch das Augenzwinkern zwischen den Frauen und schloss sofort daraus, dass man ihn auslachte. »Verstehe. Wann wird er kommen? Vielleicht könnte ich auf ihn warten.« »Das kann ich nicht sagen.« »Und wie geht es Boomi?« »Ganz gut.« »Wo ist er? Ich würde ihn gerne sehen.« Es war nur eine Ausrede. Seltsam, dass man ihm keine Erfrischung anbot; auch eine Tasse Tee wäre ihm bei diesem Wetter sehr willkommen gewesen. »Bedauere, Boomi ist auch nicht hier.« »Tatsächlich? Wo treibt er sich bei diesem Wetter herum? Kein Tag für einen Ausflug, möchte ich meinen. Ich habe ihn in Ihrer Obhut gelassen, Mrs. Hamilton, Sie sollten ihn bei sich behalten. Wo ist das Kind, während Sie sich hier amüsieren?« Er betrachtete stirnrunzelnd die Karten. Ein unchristlicher Zeitvertreib. »Er ist bei Zack«, sagte Sibell Hamilton fröhlich. »Und wo wäre das?« »Die beiden machen Besuche«, lächelte Maudie. »Bei wem, wenn ich fragen darf?« Ihr Lächeln verschwand, die alte Aggression trat zu Tage. »Nein, das dürfen Sie nicht.« Er ließ sich in einem Korbsessel nieder. »Dann sollte ich wohl wirklich warten. Es ist meine Pflicht, nach dem Kind zu sehen.« »Gehören dazu auch Schläge?«, fragte sie herausfordernd. »Das Kind hatte Striemen an Beinen und Rücken. Ich halte es für unsere Pflicht, auch die anderen Kinder in Ihrer Obhut in Augenschein zu nehmen.« Sibell Hamilton wollte ihre Schwägerin beschwichtigen, doch der Reverend ließ sich von Maudies Vorwürfen nicht beeindrucken. Sein
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