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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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»Mich umsehen. Hören, wie es Zack inzwischen geht.« Doch er hatte noch etwas im Lager zu erledigen. Die Reaktion der alten Frau hatte ihn neugierig gemacht. In den nächsten Tagen würde er einen der alten Männer ansprechen, wenn sie nicht in der Nähe war. Vielleicht erinnerte sich einer von ihnen an den Helden Jimmy Moon oder an Netta. Er fragte nur aus Interesse, wollte niemanden in Schwierigkeiten bringen. Denkbar, dass die Greisin nicht mehr ganz richtig im Kopf war.
     
    5.       Kapitel
     
    Der Postbote kam und brachte Zeitungen, die letzten kleinen Bestellungen und Päckchen für die Leute auf den Stationen mit, bevor er seinen Wagen in einem Schuppen hinter der Bahnstation von Pine Creek unterstellte. Danach machte er, wenn möglich, seine Runden auf einem Packpferd, bis die Regenzeit vorüber war. Als Lucy von seiner Ankunft hörte, lief sie ins Haus, um an William Oatley in Darwin zu schreiben. Sie wollte ihm mitteilen, dass die Hamiltons auf Grund unvorhergesehener Schwierigkeiten aufgehalten worden seien, aber in Kürze in der Stadt eintreffen und dort hoffentlich Myles willkommen heißen würden. Ihr Brief klang unbekümmert, sie scherzte über den »Nimmerland-Zug«, den sie in Pine Creek nehmen wollten, »falls wir überhaupt noch dorthin kommen«, murmelte sie bei sich. Der Zug von Pine Creek nach Darwin war nicht nur von berüchtigter Langsamkeit, sondern er bediente die Strecke von mehreren Hundert Meilen auch nur ein- oder zweimal wöchentlich und verspätete sich oftmals nicht nur um Stunden, sondern um Tage. »Ich sollte mich wohl nicht beklagen«, schrieb sie, »da wir immerhin einen Zug zur Verfügung haben und nicht mit Pferd oder Wagen kommen müssen. Wobei Reiten vermutlich schneller ginge.« Sie adressierte den Umschlag, übergab ihn dem Postboten und achtete peinlich darauf, dass er ihn auch in die Tasche steckte. Doch wo blieb ihr Vater? Er müsste längst von Campbell’s Gorge zurück sein, es war einfach ungerecht von ihm.
     
    Noch bevor Casey das Haus erreichte und ihnen mitteilte, dass sich ein Unfall ereignet hatte, war Lucy aus dem Bett gesprungen und hatte Hemd, Hosen und Stiefel angezogen. Sie hatte das Hundegebell gehört, scharfe, knappe Laute in der Stille der Nacht, ohne sich zunächst etwas dabei zu denken. Ein streunendes Tier konnte sie aufgeschreckt haben oder ein Dingo, der sich zu nah an die Hühnerställe wagte. Dann jedoch verwandelte sich das Gebell in aufgeregtes Gekläff. Nein, dort draußen tat sich irgendetwas. Sie rannte auf die Veranda, spähte in die Dunkelheit, der Hundelärm klang lauter als je zuvor, und dann entdeckte sie Lichter in der Männerunterkunft am Fuße des Hügels. Verwundert lauschte sie, hörte ein Pferd, nein, mehrere Pferde, die aus dem Stall geführt wurden. Weitere Lichter wurden entzündet, Rufe ertönten. Laternen wurden geschwenkt. Dann galoppierten die Reiter in die Nacht. Sibell trat in die Tür, fest in ihr Nachthemd gewickelt. »Zack ist etwas zugestoßen.« »Nein, Mutter. Ich sehe nach, was da unten los ist.« Doch dann trat Casey auf sie zu. Er sah die Sorge in Sibells Gesicht und verkündete mit einem warnenden Blick in Lucys Richtung, Zack sei zu Hause. »Gott sei Dank«, sagte sie. »Wo ist er?«, wollte Sibell wissen. »Wozu der ganze Aufruhr?« »Schon gut, er ist bei den Schwarzen unten im Zehn-Meilen-Lager. Sie kümmern sich um ihn.« »Wieso? Ist er krank?« »Sieht so aus. Einige Männer sind hin geritten.« »Warum? Warum reiten sie hin? Habt ihr nach einem Arzt geschickt?« »Ja, kein Grund zur Panik.« »Ich bin aber in Panik, Casey. Wie lange ist er schon dort? Ein kranker Mann im Lager der Schwarzen! Seid ihr von Sinnen? Und warum erfahren wir mitten in der Nacht davon? Was zum Teufel geht hier vor?« Casey wirkte zerknirscht. »Ganz ruhig, Sibell. Die Schwarzen haben ihn auf der Straße gefunden…« »Oh, mein Gott! Wann?« »Heute Abend. Ist noch nicht langer her. Darky Mick hat uns gemeldet, dass er bei ihnen ist. Er sagt, ein Speer hätte ihn verletzt. Kann sich nicht rühren. Sie bringen ihn mit einem Wagen her.« »Na los«, sagte Lucy und rannte die Treppe hinunter. »Vielleicht solltest du besser hier warten. Kannst ohnehin nicht viel tun.« »Lass sie«, meinte Sibell. »Ich bereite das Zimmer vor.«
     
    Auf der Station war es ungewöhnlich ruhig, bis Maudie Hamilton hereinstürmte. Sie hatte nicht einmal ihr Pferd angebunden, das nun die Überreste des Vorgartens zertrampelte. »Wie geht es

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