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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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wenn Jimmy Moon am Daly River verschwunden oder weiter nach Westen gezogen war, hätte sie das Kind mit Stolz austragen können. In der Welt der Weißen war das nicht möglich. Yorkey wusste, welche Strafe eine unverheiratete Frau traf, die schwanger wurde, er hatte Auspeitschungen erlebt, Witze gehört, die man über diese Frauen riss, ohne je sonderlich darauf zu achten. Auch hatte er von seiner Mutter nicht erfahren, dass sie mit einem Treiber davongelaufen war, um der Demütigung zu entrinnen, die ein schwarzes Hausmädchen traf, wenn es mit einem »vaterlosen« Kind schwanger war. So waren die Weißen eben. Vaterlos? Dieses Wort hatten sie erfunden. Und sie hätten Netta ins Lager der Schwarzen geschickt, bis ihre Zeit gekommen war. Die Chinesen bezeichneten es als Gesichtsverlust, doch es steckte mehr dahinter, wie er selbst kürzlich festgestellt hatte. Wie Netta hatte auch er sich an die Lebensweise und Nahrung der Weißen gewöhnt. Es hatte ihm nicht gefallen, die Uhr für die wenigen Tage im Lager der Schwarzen zurückzudrehen, obgleich ihn diese sanften Menschen, sein eigenes Volk, so freundlich aufgenommen hatten. Er wünschte, er hätte Nettas Geschichte nicht unbesehen geglaubt, sondern auch auf ihren Schmerz gelauscht, statt nur auf die Prahlereien über seinen stolzen Vater, den man hoch geachtet hatte, der aber zu früh gestorben war. Mrs. Dodds hatte gesagt, Jimmy Moon habe zurückkommen wollen. Vielleicht hatte Netta Angst bekommen und war deshalb mit dem Treiber davongelaufen. Yorkey war müde und traurig, als Mrs. Dodds zurückkehrte und über das Wetter jammerte. Eigentlich wollte er am liebsten gehen. »Es ist so verdammt heiß«, sagte Mrs. Dodds und wischte sich mit einem Tuch übers Gesicht. »Weiß mich nicht zu lassen. Der Regen hängt in der Luft, aber wann kommt er endlich? Yorkey, ich sage dir, wenn er kommt, renne ich nach draußen und stelle mich nackt hin, bis es aufhört. Ich glaube, ihr Schwarzen seid daran gewöhnt, aber ich bin als Mädchen aus Perth hergekommen. Ich wusste nicht, was es heißt, sich nach Regen zu sehnen, doch das hab ich bald herausgefunden. Sieh dir das verdammte Land da draußen an. Bricht bald auseinander, wenn wir keinen Regen bekommen. Wo war ich stehen geblieben?« »Ist egal. Ich muss ohnehin los.« »Typisch für euch junge Leute. Interessiert euch nur für eure eigene Horde.« Yorkey murmelte eine Entschuldigung. »Tut mir Leid, Missus. Ich dachte, Sie wären fertig. Ich glaube, der Rest tut ohnehin nichts zur Sache.« »Vielleicht nicht für dich. Aber mir hat es etwas bedeutet und den anderen hier auch. Man hat jemandem großes Unrecht zugefügt!« »Netta.« »Herrgott, nein. Hab ich dir nicht gesagt, dass sie weggelaufen ist? Nein, ich spreche von Jimmy Moon. Jetzt sag ich dir was. Du weißt, ich kann schreiben. Als Colonel Puckering nach dem Vorfall herkam, er war damals Polizeichef im Territorium, habe ich selbst ein Empfehlungsschreiben für Jimmy Moon aufgesetzt, das alle Arbeiter auf der Station unterschrieben haben. Wir dachten, es wäre das Mindeste, was wir für ihn tun könnten.« »Weshalb brauchte er eine Empfehlung, wenn er bei den Weißen so beliebt war?« »Hm, keine Ahnung. Wir wollten es einfach. Er war losgezogen, um sich mit den fremden Stämmen zu treffen, und dann kam er zurück. Er befand sich auf Black-Wattle-Land, als es passierte.« Sie seufzte. »Setz dich, Yorkey, ich krieg einen ganz steifen Nacken.« Sie wartete, bis er wieder auf der Stufe Platz genommen hatte, und starrte ihn an, als sei er die Quelle ihres Zorns. »Er kam heim, ritt auf einem Pferd, das Sibell ihm geschenkt hatte, und was passiert? Er läuft einem Haufen Idioten über den Weg. Jagten Gesetzlose, die einen weißen Mann ausgeraubt und getötet hatten. Es gab einen Überlebenden, und der behauptete, unter den Verbrechern sei ein Schwarzer gewesen. Die Gesetzlosen haben sie nicht gefunden, denn die waren, das kam Jahre später raus, zum Daly River gezogen und den Krokodilen zum Opfer gefallen. Aber sie fanden Jimmy Moon.« Yorkey riss sich am Riemen. Er wusste Bescheid über legale und illegale Suchtrupps. Er ahnte, was er nun hören würde. »Diese Schweine führten keine legale Suche durch, sondern wollten sich groß tun. Einer von ihnen hatte einen Bruder unter den Toten. Waren abgefüllt mit Schnaps, fluchten zum Gotterbarmen und stießen auf einen Schwarzen mit einem Pferd. Vermutlich interessierten sie sich ohnehin am meisten für das Gold aus dem

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