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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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großen Unwetter, das über den rosa gestreiften Dämmerhimmel heranzog. Plötzlich zuckte ein Blitz nieder, gefolgt von ohrenbetäubendem Donner, und Mimimiadie fuhr zusammen. »Das war nah«, murmelte er und rannte aus der Höhle. »Sieh mal hier«, rief Gopiny von seinem Ausguck, und er eilte zu ihm hin. Ehrfürchtig schauten sie über die Ebene zu einem brennenden Baum, der das trockene Gras in seiner Umgebung ebenfalls entzündete. »Das war wirklich nah«, wiederholte Mimimiadie. »Ein böses Omen«, bemerkte sein Freund. »Wir müssen auf der Hut sein.« »Wovor? Nach dem Erdrutsch sind keine weißen Männer hergekommen. Sie werden auch jetzt nicht kommen.« Gopiny war verwirrt. »Ich verstehe nicht, wieso. Sie hatten einen toten Schwarzen vor ihren Füßen liegen und wollen nicht mal wissen, woher er gekommen ist.« »Warum auch? Wahrscheinlich glaubten sie, er wäre bereits in der Schlucht gewesen und von ihrem Vieh zertrampelt worden. Außerdem bedeutet ihnen ein Schwarzer nichts. Sie haben auf ihn gespuckt und sind weitergeritten.« Er sah zu, wie ein Schwarm krächzender Kakadus auf der Flucht ins Landesinnere vorüberflog, und grinste. »Hier ist jetzt der beste Platz der Welt. Egal, wie viel Regen fällt, wir haben es trocken, das Wasser fließt ab, und mit dem Regen erwacht die Erde zu neuem Leben. Wir haben genug zu essen.
    Die guten Geister sind mit uns, Gopiny.« »In den Sümpfen gibt es auch viel zu essen. Vielleicht sollten wir dorthin laufen. Hier ist alles so offen.« Mimimiadie versetzte ihm einen scherzhaften Stoß. »Du hast Angst vor dem Blitz, Kleiner.« »Nein.« »Doch.« Um sie herum grollte unaufhörlich der Donner, Blitze zuckten, und schwere Regentropfen fielen nieder. Mimimiadie genoss das Schauspiel, streckte die Arme aus und begrüßte die Regengeister. »Du kannst weglaufen und dich verstecken, wenn du willst. Ich sehe mir den Spaß hier draußen an.« Gopiny schauderte. »Ich habe keine Angst.« Er sah zu, wie der Baum in sich zusammenfiel, als das Feuer erstarb, und war enttäuscht, dass auch der Brand im Gras erlosch. Dann deutete er auf einen Punkt in der Ferne. »Da kommt jemand.« »Wo?« »Da unten. Neben dem Baum. Ich habe eine Bewegung gesehen.« »Kann auch ein Tier sein. Eine Kuh oder ein Känguru.« »Nein, es ist ein Mann. Er läuft.«
    Sie warteten, suchten die vereinzelten Bäume der Ebene ab, bis auch Mimimiadie den Mann erblickte. »Ein Schwarzer. Er will in die Schlucht.« Sie beobachteten ihn, als er aus dem Schatten der Bäume ins offene Gelände lief, doch dann verloren sie ihn aus den Augen. Wolken ließen das kurze Zwielicht verlöschen und tauchten ihre Welt in Finsternis. Vögel flogen kreischend davon, ein Dingo heulte und erhielt Antwort von einem Artgenossen. Dann war alles still bis auf das Prasseln des Regens, das hier in luftiger Höhe auf den Felsen noch lauter klang als unten auf der Erde. Es war noch zu früh für die Wasserfluten, sie konnten noch Wochen oder Monate auf sich warten lassen. Am Morgen fanden sie zu ihrem Erstaunen Matong vor, der wütend neben den durchnässten Überresten ihres Lagerfeuers hockte. Sein scharfer Geruchssinn hatte ihm zweifellos den Weg gewiesen, alte Asche speicherte noch lange den Geruch von gebratenem Fleisch und Fett. Doch was hatte er hier zu suchen? Matong teilte ihnen mit, dass er tagelang querfeldein gelaufen sei, um ihnen Nachrichten zu überbringen, und nicht die Absicht habe, den Mund aufzutun, bevor er etwas zu essen bekommen hatte. Das Plateau lag dampfend in einem Nebel aus feinem Regen, der die drückende Hitze dieser Jahreszeit nicht mildern konnte. Mimimiadie begleitete ihn stolz zu ihrer Höhle, in der es noch ziemlich kühl war. Ungeduldig zündete er ein Feuer vor dem Eingang an und bombardierte Matong mit Fragen, doch der Bote schwieg beharrlich. Als Gopiny mit einer fetten Eidechse und einem Felskänguru zurückkehrte, das er ungehäutet in die Glut warf, war Mimimiadie so weit, dass er Matong anbrüllte und drohte, ihm den Schädel einzuschlagen.
    Da ihn der Geruch des brutzelnden Fleischs zu besänftigen schien, schilderte Matong zunächst seine todesmutige Rückkehr zum Daly River, für die sich die anderen nicht im Geringsten interessierten. »Du hättest ja nicht gehen müssen«, bemerkte Mimimiadie bissig. »Willst du die Geschichte nun hören oder nicht?«, gab Matong zurück. »Weiter«, sagte Gopiny und wendete das Fleisch mit einem Stock. »Als ich heimkam, herrschte Trauer im

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