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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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kannst du laut sagen, mein Sohn. Aber hör zu, du hast mich doch schon mal nach Jimmy Moon gefragt. Ich habe mit meiner Missus darüber gesprochen. Sie erinnert sich an ihn, hat ein Gedächtnis wie ein Elefant. Komm mit zu mir rüber, dann erzählt sie dir alles.« Yorkey war es gelungen, die Gedanken an Jimmy Moon zu verdrängen, indem er sich auf seine Arbeit in der neuen Umgebung konzentrierte. Eigentlich wollte er nichts mehr davon hören, doch Dodds bestand darauf. »Du hast damit angefangen, jetzt kannst du nicht mehr zurück. Sie liebt gute Geschichten. Na komm schon...«
    Da ihm keine Entschuldigung einfiel, folgte Yorkey ihm den Weg entlang zu dem kleinen Ein-Zimmer-Haus, das bei Caseys gepflegtem Bungalow auf der anderen Seite einer staubigen Koppel lag. Mrs. Dodds spaltete mit dem Geschick, das jahrelange Übung verleiht, Blöcke in Feuerholz. Die kleine, knochige Frau schob ihren ramponierten Strohhut zurück und stützte sich auf die Axt. »Was habt ihr zwei hier zu schaffen?« »Das ist Yorkey«, sagte Dodds. »Will mit dir über Jimmy Moon reden.« Yorkey überlegte, was er sagen sollte, wenn sie ihn nach dem Grund für sein Interesse fragte, doch sie hatte anderes im Sinn. »Ist heute Nachmittag nicht der Vorratswagen gekommen?«, fragte sie Dodds. »Ja.« »Und wo ist meine Bestellung?« »Die hole ich später.« »Nein, auf der Stelle. Ich will nicht, dass sich die Köchin mein Zeug schnappt. Beim letzten Mal hab ich nur die Hälfte vom Tee bekommen und gar keine Melasse. Die Liste hängt noch an der Wand im Küchenhaus, du prüfst gefälligst jede Unze nach. Morgen ist es zu spät, also los.« Yorkey dachte an Flucht und wandte sich zum Gehen, doch sie hielt ihn zurück. »Das kann er allein. Du bleibst hier, Yorkey. Setz dich auf die Stufe da, bis ich fertig bin. Wenn ich warte, bis Dodds Holz hackt, würde der Ofen nie brennen.« »Ich mache das für Sie«, bot er an, doch die Frau lehnte entschieden ab. »Wirklich nett von dir, mein Junge, aber ich bin gleich fertig.« Er blieb mürrisch auf der Stufe sitzen und kam sich wie ein Narr vor, denn ihm stand nun gar nicht der Sinn nach einer blutrünstigen Geschichte über den Schurken, den man gehängt hatte. Da er das Warten nicht ertragen konnte, machte er sich daran, das Feuerholz zu einem säuberlichen Stapel aufzuschichten. Als sie mit dem Hacken fertig war, erklärte sie, sie müsse erst noch ihren Ofen im Haus anfeuern. Sie ging hinein und brachte ihm einen Becher schwarzen Tee mit, den Yorkey dankbar entgegennahm, denn sein Mund war trocken und die Stirn taub, als habe sie sich in Stein verwandelt. »Du willst also was über Jimmy Moon wissen?«, fragte sie und ließ sich mit gerafften Röcken auf dem Hackklotz nieder. »Nur wenn’s keine Umstände macht, Missus. Ich habe mal gehört, wie Treiber von ihm gesprochen haben. Ihr Mann hätte Sie nicht damit behelligen sollen.« »Das macht nichts. Ich kannte ihn. Hab damals oben im Haus gearbeitet. Eine der Schwarzen war hinter ihm her, ich glaube, sie hieß Netta. Vergesse niemals einen Namen. War ein braves Mädchen, aber dumm. Hat eine gute Stelle aufgegeben und ist mit einem Taugenichts von einem Treiber weggelaufen. War natürlich ein Weißer…« Yorkey rutschte unbehaglich hin und her; davon wollte er nichts hören. »Du weißt ja, wie die schwarzen Mädels sind. Finden es toll, mit einem Weißen herumzulaufen. Bist du verheiratet?« »Nein, Missus.« »Na gut, lass dich auch nicht von diesen schwarzen Mamas überrumpeln. Bleib besser ein freier Mann. Alle schwarzen Mädchen hatten ein Auge auf Jimmy Moon geworfen, weil er ein schlauer Bursche war, kam nicht von hier. Ich weiß noch, er war auf der Suche nach Sibell. Klopfte an die Vordertür, als Schwarzer, man fasst es nicht. Maudie ist beinahe umgefallen. Sie wollte ihn verjagen, doch Sibell kam herausgeschossen und begrüßte ihn wie den verlorenen Sohn.« Sie lachte. »Das Theater werde ich nie vergessen. Die beiden haben sowieso ständig gestritten, aber damals hätten sie sich beinahe geprügelt, weil Sibell ihn hereinbat.« Yorkey konnte nicht umhin zu fragen: »Warum hat sie das getan?« »Sie kannte ihn vom Süden her, war damals noch nicht mit Zack verheiratet gewesen. Er arbeitete auf dem Anwesen, wo sie wohnte. Hab die Geschichte nie so ganz kapiert, du weißt ja, Gerüchte… noch etwas Tee?« »Nein danke, Missus.« Sie lehnte sich zurück, nahm den Hut ab und fuhr sich durch ihr graues Haar. »Weiß nur, dass sie

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