Tal der Traeume
Schwarzen aus dem Busch in die Hände gefallen war, ein übler Haufen, der ihr Schlimmes wollte. Jimmy Moon hat sie gefunden und zu ihren eigenen Leuten zurückgebracht. War der Held der Stunde. Wie du mit Zack, Yorkey. Aber lass es dir nicht zu Kopf steigen, die Menschen vergessen schnell.« Yorkey war fasziniert. »Ist er ihr hierher gefolgt? Mrs. Hamilton, meine ich?« »Nein, nein. Er kam aus anderen Gründen nach Norden, hat als Fährtenleser für die Polizei in Katherine gearbeitet. Hat gute Arbeit geleistet, die Polizisten hielten große Stücke auf ihn.« »Ich dachte, sie hätten ihn aufgehängt?« »Nein, nicht sie. Wer hat dir das erzählt? Du siehst, wie sich die Geschichten im Laufe der Zeit vermischen. Alle mochten Jimmy Moon, er war ein netter Kerl. Irgendwann mochte ihn sogar die alte Maudie. Und das will was heißen.« In Yorkeys Kopf wurde es langsam wieder etwas heller, so erleichtert war er. Nun konnte er in Ruhe zuhören, der Frau sagen, dass Netta seine Mutter war und… Doch Mrs. Dodds genoss ihre Erzählung. Ihre scharfen grünen Augen hielten ihn gefangen. »Es war nämlich so: Während er für die Polizei arbeitete, erfuhr er, dass Sibell hier draußen lebte. Er entschloss sich, sie zu besuchen.« »Klingt ein bisschen dreist für einen Schwarzen«, warf Yorkey ein und hoffte, noch mehr Gutes über seinen Vater zu hören. Er wurde nicht enttäuscht. »Nicht, wenn man ihn kannte. Er war höflich und besaß zugleich die Haltung eines Häuptlings, wenn du weißt, was ich meine. Die Schwarzen sagten, er sei der Anführer eines Stammes im Süden gewesen, der von den Weißen zerstreut wurde, aber das war nur Gerede. Über sich selbst hat er nie viel gesprochen. Aber er hat Weiße und Schwarze gleich behandelt, nie herablassend über die Schwarzen geredet oder zu einem Weißen aufgeschaut.« »Und er hat hier gearbeitet?« »Nein, hier war er nur zu Besuch. Sibell hat sich so gefreut! Sie war einsam, Zack war monatelang weg, und dieser Bursche wusste wohl viele Neuigkeiten von den Leuten im Süden. Jedenfalls waren sie richtig gute Freunde. Er lebte in der Schlafhütte, wo du jetzt bist, ging aber mit ihr reiten und machte Spaziergänge mit Wesley, Maudies kleinem Sohn, während Netta und die anderen Mädchen ihnen folgten. Er hat sich auch immer für das Stammesleben interessiert. Aber das wurde ihm zum Verhängnis.« »Haben sie ihn deshalb getötet?« »Herrgott, nein. Gut, dass du zu mir gekommen bist. Es macht mich wütend, dass diese Geschichten so durcheinander geraten sind. Ich kann nämlich schreiben, musst du wissen. Ich wollte immer über das Leben im Outback schreiben, die Zeitungen zahlen für so was, aber ich hatte immer zu viel zu tun. Jetzt tut es mir Leid. Die Geschichte geht so schnell über uns hinweg.« »Ehrlich?«, fragte Yorkey gehorsam, obgleich ihm in dieser Gegend nichts aufgefallen war, das in ein Geschichtsbuch gehört hätte. »Ja. Und Jimmy Moon hat das auch verstanden.« »Warum trug er einen Weißen-Namen? Und davon noch zwei?« Sie zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe mich manchmal mit ihm unterhalten. Er interessierte sich allerdings nicht für die Geschichte unserer Station, sondern wollte alles über die Stämme hier draußen wissen, wer sie waren, wie sie sprachen. Er redete stundenlang mit einem alten Schwarzen und stellte ihm Fragen über Stämme und Clans.« »Wieso?« Die Frage schien sie zu ärgern. »Weil er es wissen wollte«, antwortete sie knapp. »Weil er alles über sein Volk wissen wollte, nicht nur über seine Horde wie ihr anderen alle.« Yorkey nahm den Tadel hin, ohne zu erwähnen, dass er nicht einmal über seine Horde Bescheid wusste. »Dann ging er auf Wanderung«, sagte sie. »Er wollte sich mit den Horden vom Daly River treffen. Um etwas über sie zu lernen. Man warnte ihn, dass sie gefährlich seien, Fremde nicht mochten, aber er hatte keine Angst vor ihnen. Also zog er los. Sagte, er würde zurückkommen.« »Aber er ist nicht mehr gekommen?« »Soll ich die Geschichte erzählen oder nicht?«, fragte sie vorwurfsvoll. »Warte mal, ich habe Cornedbeef auf dem Herd, das verkocht mir sonst.« Yorkey ergriff die Gelegenheit, um sich die Beine zu vertreten. Er empfand überwältigendes Mitleid mit Netta, deren Stolz sie dazu getrieben hatte, diesen Ort zu verlassen. Stolz, der aus dem Kontakt zu den Weißen erwachsen war. In ihrer eigenen Gesellschaft galt eine Schwangerschaft nicht als Schande, sondern bot Grund zur Freude. Selbst
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