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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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hatte und nun genoss. Sie drehte sich im Kreis, schwenkte den Sonnenschirm und schwelgte in der Zufriedenheit, die richtige Wahl getroffen zu haben. Sie liebte William und genoss es, mit ihm zu schlafen, ihre eigene Sexualität und die Wirkung, die sie auf ihn ausübte, zu erforschen. Denn William war ungeheuer verliebt in seine schöne Braut, wie er sie zu nennen pflegte, und überglücklich, wenn er sie verwöhnen konnte. Sie hatte ihn aufgezogen, weil sie selbst tagsüber so viel Zeit im Bett verbrachten, doch er lachte nur. »So sollte es auch sein, Liebste, so sollte es auch sein.« Sie war wirklich seine Liebste, dachte Harriet lächelnd und ließ ihren Trauring und den wunderschönen Verlobungsring in der Sonne funkeln. Das wirkliche Ausmaß seiner Großzügigkeit hatte sie nicht erahnen können. Er verwöhnte sie grenzenlos, ihre Wünsche waren ihm Befehl, und Harriet fühlte sich schier überwältigt. Sie entdeckten gemeinsam die Stadt, streiften durch die Basare, wo sie Glücksbringer, Andenken und Stoffe für Harriet kauften, prachtvolle Seide und Crêpe de Chine. Sie besuchten Williams Schneider, bei dem er seine Anzüge und Hemden fertigen ließ und dessen seltsame kleine Werkstatt sich tief in einem Gässchen verbarg. Sie fuhren in einem leichten Wagen aufs Land, gefolgt von Dienstboten in Rikschas, die alle Utensilien für ein elegantes Picknick mitbrachten, lachend und kichernd den Tisch aufstellten und Essen und Wein servierten. Harriet war entzückt. Manchmal musste er sie wegen geschäftlicher Besprechungen allein zu Hause lassen, doch das Haus war so wunderbar, dass Harriet sich einfach eine hübsche Leseecke suchte und die Ruhe genoss. Um sie für seine Abwesenheit zu entschädigen, kehrte William stets mit einem Geschenk zurück: mit Elfenbeinschnitzereien, kostbaren Porzellanfiguren, einmal sogar mit einem kompletten Service aus dem herrlichsten Porzellan, das Harriet je gesehen hatte. Sie sagte ihm ständig, es sei nicht nötig, doch er liebte es einfach, ihr eine Freude zu machen. »Ich denke jede Minute an dich, Liebste. Ich habe Emily May sehr geliebt und sah keinen Sinn mehr im Leben, als sie gestorben war. Es war eine schlimme Zeit für mich. Bis ich dir begegnete, wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, wieder zu heiraten. Dann habe ich mich in dich verliebt. Noch am Hochzeitstag war ich das reinste Nervenbündel, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass ein so reizendes Mädchen wie du an einem Mann meines Alters Gefallen finden könnte. Ich habe voller Angst im Standesamt auf die Nachricht gewartet, dass du es dir anders überlegt hättest.« »Ich liebe dich, William. Weshalb sollte ich meine Meinung ändern?« »Weil du es mir nie gesagt hast. In all den Wochen, in denen ich dir mein Herz ausgeschüttet habe, hast du diese Worte nie ausgesprochen.« »Ach, Liebster, ich war zu schüchtern. Ich dachte, du wüsstest es.« »Liebst du mich denn, Harriet? Wirklich?« »Ich vergöttere dich. Wirklich und wahrhaftig.« »Damit machst du mich zum glücklichsten Mann der Welt. Diese albernen Dinge, die ich aus den Geschäften mitbringe, sind belanglos. Sie könnten nie die Freude widerspiegeln, die du in mein Leben gebracht hast. Du bist die wunderbarste Gefährtin, die ich mir denken kann.« »Mehr als eine Gefährtin, will ich hoffen«, sagte sie mit einem Augenzwinkern. »Und ob. Durch dich habe ich erfahren, dass ich doch noch nicht so alt bin, wie ich dachte.« 
     
    Seine chinesischen Geschäftsfreunde luden sie zu Banketten in die luxuriösesten Häuser ein, die Harriet je gesehen hatte und gegen die sich ihre Flitterwochenresidenz wie eine Hütte ausnahm. Das Essen, das aus mehr als zehn Gängen bestand, schmeckte fremdartig, doch Harriet nahm höflich von allem etwas, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Sie wagte nicht, ihrem Ehemann zu gestehen, dass sie die Bankette schwierig fand. Er stand auf so vertrautem Fuß mit den Chinesen und ihren zarten Frauen, die hinter winzigen Fächern über Bemerkungen kicherten, bei denen sich die Männer auf die Schenkel schlugen und die Mrs. Oatley nicht verstand. Von Beginn an hatte sich Harriet in ihrer Gegenwart unbeholfen gefühlt, da sie die winzigen Frauen um Haupteslänge überragte. Einige von ihnen sprachen nicht einmal Englisch, so dass sie nur mit Gesten antworten konnten, was sie für absolut ausreichend hielten. Doch es waren schöne Frauen, die in ihren prachtvollen Cheong Sams, mit der makellosen Haut, den Mandelaugen

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