Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
Vom Netzwerk:
und Knospenmündern wie kostbare Puppen wirkten. Ganz im englischen Stil nahmen sie zunächst den Sherry im Wohnzimmer. Sie sah sich selbst im Spiegel in ihrem neuen schulterfreien Abendkleid aus blauem Taft, das sie bis zu diesem Abend attraktiv und verführerisch gefunden hatte. Nun kam sie sich vor wie ein Ochse unter Rehen. Beim nächsten Mal trug sie etwas Unauffälligeres, ein blassrosa Kleid aus Crêpe de Chine, das William hier in Singapur für sie hatte anfertigen lassen, doch auch das half nichts. Das Problem war einfach ihre Größe. Als sie sich für die nächste Einladung ankleideten, schüttete sie William endlich ihr Herz aus. »Keine Sorge«, meinte er. »Diese Mädchen sind keine Ehefrauen, sondern Konkubinen. Frauen dieser Gesellschaftsklasse pflegen keinen Kontakt zu Ausländern. Wir stehen unter ihnen, meine Liebe.« Harriet war schockiert. »Konkubinen? Was ist das?« William zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht genau, so eine Art zusätzlicher Ehefrau, will mir scheinen. Damit der Abend sich etwas netter gestaltet.« »Oh, mein Gott!« »Lass dich dadurch nicht stören. Sie sind wegen dir dabei. Weibliche Gesellschaft für dich.« »Die Frauen würden uns nicht empfangen?« »Definitiv nicht.« »Dann solltest du gekränkt sein. Wie können sie es wagen?« »Mach dir keine Sorgen. Sie haben ihre eigenen Regeln, genau wie wir. Und jetzt los. Ich freue mich schon auf das Bankett.« »Mir wären Koteletts und Würstchen lieber.« »Wie bitte?« »Und Kartoffelbrei. Ich bin das orientalische Essen allmählich leid.« »Sag das bitte nicht. Unser Koch zu Hause ist auch Chinese.« Verblüfft starrte Harriet ihn an. »Du machst Witze!« »Keineswegs. Billy Chinn ist ein hervorragender Koch.« »Billy? Etwa ein Mann?« »Ja.« William fuhr sich mit dem Kamm durch sein dichtes, graublondes Haar und schaute gebückt in den Frisierspiegel. »William, mit einem Koch komme ich nicht zurecht.« Von einem Chinesen ganz zu schweigen. »Wir hatten immer Köchinnen.« Er küsste sie auf die Wange. »Schon gut, Billy ist der beste Koch in Darwin.« Sie musste lernen, dass »keine Sorge« oder »schon gut« Williams sorglose Reaktion auf Fragen war, die ihr Kopfzerbrechen bereiteten und die er als unwichtig betrachtete. Es war schwer, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, ohne eine Szene zu machen. Auf dem Weg zum Bankett deutete William auf ein großes Lagerhaus. »Da habe ich unsere Möbel gekauft. Falls du noch etwas brauchen solltest, hier kannst du es finden. Beste Singapur-Ware.« »Ich dachte, das Haus sei noch nicht möbliert.« »Ist es auch nicht. Zum Glück haben wir es fertig gestellt, bevor wir nach Perth fuhren. Du kannst dir nicht vorstellen, wie aufgeregt ich bin, mit dir in ein neues Haus zu ziehen. Aber ich habe schon beim letzten Besuch die Möbel ausgesucht und dem Geschäftsführer von Perth aus mitgeteilt, dass er sie losschicken kann. Sie müssten eigentlich schon angekommen sein.« Harriet lachte. »William, du bist vielleicht komisch. Lässt Möbel anliefern, wenn du gar nicht zu Hause bist. Vermutlich sind alle in einem einzigen Zimmer aufgestapelt.« »Nein, es hat alles seine Richtigkeit. Tom sorgt schon dafür.« »Wer ist Tom? Dein Sekretär?« »Nein, der heißt Leo Lavelle. Tom ist unser Hausboy. Tom Ling.« Harriet wagte kaum, die Frage zu stellen. »Was tut ein Hausboy?« William zwinkerte. »Lass mich mal nachdenken. Er leitet den Haushalt. Putzt. Serviert das Essen. So etwas eben. Er und Billy haben sich um mich gekümmert, seit ich in Darwin lebe. Vorher habe ich in einem Bungalow neben dem Büro gewohnt.« »Du meinst, er ist deine Haushälterin?« »Sozusagen. Ein braver Bursche.« Harriet schwieg. Nun hatte sie einen Koch und eine männliche Haushälterin, Chinesen zudem. Ihr war unbehaglich bei dem Gedanken. Wie sollte sie mit fremden Männern in einem Haus leben? Das war unmöglich, was würden die Leute sagen? Selbst William empfand das letzte Bankett als öde. Wie üblich sorgten die Englisch sprechenden Chinesen für die Konversation, übersetzten den anderen Gästen, wobei William ihnen half, der sich zu Harriets Überraschung auch in ihrer Sprache verständlich machen konnte. Doch diesmal wurden Reden gehalten. Lange Reden, bei denen die chinesischen Herren wohl ihre Beherrschung des Englischen demonstrieren wollten und sich ständig wiederholten. Als sie schließlich zu Hause eintrafen, ließ William den Kutscher am Tor halten und stieg aus. »Ich muss mir die Beine

Weitere Kostenlose Bücher