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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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vertreten. Wie wäre es mit einem Spaziergang zum Haus, Liebste?« »Ja, gern.« Sie entließen den Kutscher und schlenderten Hand in Hand die Auffahrt entlang. Es war eine herrliche, sternklare Nacht, die Luft erfüllt vom Duft des Jasmins. Palmen zeichneten sich vor dem Himmel ab, und eine Brise fuhr raschelnd durch den hohen Bambus. Als das Haus in Sicht kam, seufzte Harriet. Es war traurig, dieses elegante weiße Steinhaus mit der breiten, von Säulen gezierten Veranda zu verlassen. Alle Lichter brannten, die zarten Vorhänge bauschten sich in den offenen Fenstertüren. »Sieht es nicht romantisch aus?«, fragte sie. »Ich würde es am liebsten mitnehmen. Aber wir haben ja unser eigenes Heim. Ich bin so glücklich, William, ich danke dir für diese herrlichen Flitterwochen.«
     
    Darwin war anders als Singapur. Ganz und gar anders. Das Schiff segelte an den grünen Küsten von Sumatra und Java entlang, dann nach Osten über die Timorsee zum australischen Festland. Der Hafen von Darwin lag in einer riesigen Bucht, eigentlich einem Meer, und Harriet überraschte das Fehlen der üppigen tropischen Farben, an die sie sich so gewöhnt hatte. Der leere Hafen wurde von einer schmalen grün-grauen Linie gesäumt, von Bäumen, deren Laub missmutig ans Ufer zu kriechen schien. Es waren schlichte Eukalyptusbäume und Casuarinen. Keine Spur von wogenden Palmen. Noch überraschter war sie, als sie erfuhr, dass eine Barkasse sie bei diesem Seegang an Land bringen sollte. In weniger formeller Kleidung hätte sie sich nicht geziert, doch da sie Williams Freunde und Familie beeindrucken wollte, trug sie ein Schneiderkostüm, das sie eigens für diesen wichtigen Anlass hatte anfertigen lassen. Die Jacke lag eng an, die Taille war schmal. Der lange Rock fiel vorn gerade und war hinten mit einem gefältelten Überrock versehen. Nicht gerade praktisch, dachte sie besorgt. Auch hätte sie bei diesem Wind besser eine Haube als den Strohhut mit den grauen Rosen getragen, der zu ihrem Kostüm passte. Ihr Haar war aufgesteckt; der Hut wurde von Nadeln gehalten. Seufzend drehte sie eine Runde auf dem windigen Deck. Wie hätte sie denn wissen sollen, dass sie nicht elegant an Land gehen konnte, wie es in anderen Häfen der Fall war? Nun war es zu spät zum Umkleiden. »Komm, Liebste, du bist an der Reihe«, sagte William glücklich. Ein junges Mädchen in leichtem Musselin sprang barfuß von der kurzen Metalltreppe in das schwankende Boot. »Dorothy hat es geschafft.« Dorothy war allerdings auch hier zu Hause und wusste, was sie erwartete. Harriet mühte sich mit der Treppe, bis schließlich einige Matrosen sie ergriffen und wie eine Leiche hinunterreichten. Endlich saß sie im Boot, die Beine vor sich ausgestreckt.
    Als das Boot den Windschatten des Schiffes verließ, traf sie ein unerwarteter heißer Windstoß und riss ihr den Hut vom Kopf. »Hoppla!«, rief William lachend und streckte die Hand aus, doch der Hut schoss daran vorbei, tanzte fröhlich durch die Luft und sank auf die Wellen. William grinste ungerührt. »Der arme Hut. Nun, wir müssen dir wohl einen neuen kaufen.« Da alle den Zwischenfall komisch fanden, rang Harriet sich ein Lächeln ab, während sie vergeblich versuchte, ihre Haare wieder ordentlich aufzustecken. Sie steuerten den Pier an. Harriet schaute entsetzt nach vorn. Die Hafenmauer ragte so hoch über dem Wasser auf, dass sie sicher auf einer Leiter hinaufsteigen musste. »Müssen wir da hinauf?«, fragte sie William. »Himmel, nein. Es muss so hoch sein, weil wir starke Gezeiten haben. Aber jetzt ist Ebbe, da können wir am Strand aussteigen.« Die Matrosen steuerten am Pier vorbei an den Strand und zerrten das Boot so weit wie möglich ins seichte Wasser. Alle stiegen aus, froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Für Harriet war der Boden jedoch alles andere als fest, die Wellen umspülten ihre Füße. William ergriff ihren Arm und half ihr den Strand hinauf. Als sie endlich trockenen Sand erreichten, waren ihre Schuhe und Strümpfe durchnässt, der Saum ihres Rockes hing schlaff herab. William schienen seine triefenden Stiefel nicht zu stören, er rief schon einer Gruppe von Leuten, die eilends die Steinstufen zum Strand herunterliefen, mit fröhlicher Stimme etwas zu. Der erste Mann war alt, aber hoch gewachsen, und hielt sich überaus gerade. Vermutlich ihr Schwiegervater. William umarmte ihn. »Pop! Wie schön, dich zu sehen. Ich hatte dich gar nicht erwartet. Ist auf der Station alles im

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