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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Lot?« »Aber sicher. Du meinst doch nicht, ich würde mir die Begrüßung deiner Braut entgehen lassen.« Er drehte sich um. »Das ist also Harriet. Wie geht es dir, meine Liebe?« Sie errötete. »Ich bin ein wenig zerzaust, Mr. Oatley.« »Für mich siehst du ziemlich hübsch aus. Ich weiß nicht, wie es ihm gelungen ist, sich ein so prachtvolles Mädchen zu angeln. Und jetzt nennst du mich Pop. Wenn er nicht auf dich Acht gibt, rufst du einfach nach mir, verstanden?« Andere Leute drängten sich um sie, und obwohl man sie miteinander bekannt machte, vergaß Harriet in all der Aufregung die Namen. Sie stiegen die Steintreppe hinauf. Sie war steil, doch William ging es langsam an, da sein Vater ziemliche Mühe hatte hinaufzukommen. Harriet bemerkte gerührt die Zuneigung zwischen Vater und Sohn, die gleiche Zuneigung, die sie auch bei William und Myles erlebt hatte. Es war ein gutes Gefühl, Teil einer so warmherzigen Familie zu werden. Niemand schien auch nur im Geringsten auf ihre zerzauste Erscheinung zu achten, allerdings auch nicht auf ihr maßgeschneidertes Kostüm. Die Frauen trugen alle Röcke und Blusen, dazu meist Stiefel, und die Männer waren ohne Jackett unterwegs. Es war Juni, aber glühend heiß, und die trockene Hitze erinnerte sie an den Dezember in Perth. Von tropischem Klima konnte wohl nicht die Rede sein. 
     
    Als sie um einen langen Schuppen bogen, stöhnte William. »O nein!« Die halbe Stadt hatte sich versammelt. Die Menge machte unter Pfiffen und Hochrufen Platz und enthüllte den Blick auf ein schönes, schwarzes Gig für die Jungvermählten, das mit weißen Girlanden und Rosetten geschmückt war. Es gab weitere Vorstellungen, dazu Gelächter, Neckereien, kurze Ansprachen, einen riesigen Blumenstrauß für die Braut und einen glänzend weißen Satinzylinder für den Bräutigam. William nahm ernst seinen Panamahut ab und setzte den Zylinder auf. Es sah so komisch aus, dass Harriet die Rolle der schüchternen Braut abstreifte und sich vor Lachen bog. Pop beendete die Rituale, indem er auf den Kutschbock stieg und sie zum Einsteigen aufforderte. Als sie im Wagen saßen und den Gratulanten winkten, sagte William: »Nach Hause, James.« »Noch nicht«, erwiderte Pop. »Erst müssen wir Harriet die Stadt zeigen.«
    Es war nur eine Buschsiedlung mit breiten Straßen ohne Schatten, die hier und da von einem Ziegelbau oder einer kleinen Kirche gesäumt wurden, dazu niedrige Häuser mit Läden, Hotels, eines davon, das an einer Straßenecke lag, zweistöckig. Es gab auch unansehnliche Hütten, die kaum eine menschenwürdige Unterkunft boten. Pop bestand darauf, bis zu einer Straße zu fahren, die den chinesischen Stadtteil begrenzte, von dem William gesprochen hatte. Harriet erwartete das aufregende Gewimmel von Basaren, sah aber nur weitere Hütten, die noch schlimmer waren als die anderen, angeordnet um ein lang gestrecktes Geschäft, das Fensterläden statt Schaufenstern hatte. Es war die schäbigste Stadt, die sie je gesehen hatte. William hingegen erklärte, das Beste habe er sich für den Schluss aufgehoben. Sie fuhren zurück zum Hafen, der nur wenige Straßen entfernt lag. Dort zeigte er ihr die Residenz an der Esplanade, wo der Vertreter der Regierung wohnte. Harriet fühlte sich augenblicklich besser. Das ungewöhnlich anmutende Haus aus weißem Stein mit hohen Giebeln lag inmitten eines üppigen tropischen Gartens. Da waren nun endlich die erhofften Palmen. Sie fuhren die Esplanade weiter entlang. Auf der linken Seite säumten Gärten mit hohen, alten Bäumen die sandige Straße, doch die wenigen Häuser aus weißem Holz wirkten unscheinbar. Plötzlich hielt der Wagen an. Inmitten eines gerodeten Grundstücks stand ein neues weißes Holzhaus, das Gelände daneben war von Unkraut überwuchert. »Da wären wir«, verkündete William. »Genug der Sehenswürdigkeiten. Pop, es reicht, lass uns einen Drink nehmen.« »Nein«, sagte dieser entschlossen, »du musst jetzt deine Frau über die Schwelle tragen.« Er drehte sich grinsend zu Harriet um. »Ich würde allerdings nicht auf seine Kräfte vertrauen, meine Liebe. Bis morgen.« Mit diesen Worten fuhr er davon. Erst jetzt entdeckten sie hinten am Gig, inmitten flatternder Bänder, das Schild »JUST MARRIED«. »Das kam ein bisschen spät«, meinte William grinsend. Er öffnete ein Tor und schob sie vor sich her. »Ich hatte noch keine Zeit, einen Garten anzulegen. Gar nicht so schlecht, denn jetzt kannst du entscheiden, wie du ihn gerne

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