Tal der Traeume
besonderen Ring.« »Für wen, wenn ich fragen darf, Sir?« »Für meine Verlobte«, antwortete William grinsend. »Moment noch, ich kenne mich in solchen Dingen gar nicht mehr aus. Vermutlich sollte ich die junge Dame mitbringen, damit sie ihn selber aussuchen kann.« »Wenn Sie es wünschen, Mr. Oatley. Aber ich habe ein paar herrliche Diamanten hier. Ich könnte einige dieser superben Ringe bei der jungen Dame abliefern lassen, so dass sie zu Hause auswählen kann…« William trommelte nervös auf die Theke. »Nein, besser nicht. Ich komme mit ihr vorbei, dann können Sie ihr die besten Stücke zeigen. Vielleicht mag sie gar keine Diamanten.« Er schaute sich im Laden um. »Aber ich möchte Ihre Zeit nicht zu sehr beanspruchen, vielleicht nehme ich etwas anderes.« Er entdeckte eine Perlenkette auf schwarzem Samt. »Was haben wir da?« »Die Perlen, Sir? Sie sind superb. Absolut makellos.« »Die möchte ich mir ansehen.« Er kannte sich mit Perlen aus, da er mit Perlensuchern aus Darwin und Broome zusammenarbeitete. Er betrachtete sie sorgfältig. Die Qualität war ausgezeichnet, doch im Norden würde er Perlen vermutlich sehr viel billiger bekommen. Andererseits dauerte es lange, genügend passende Perlen für eine so lange Kette zu sammeln. »Jede Dame würde stolz auf sie sein«, sagte der Juwelier. »Die Qualität ist garantiert.« »Das sehe ich, sie sind exzellent. Wie teuer?« »Na ja, es sind so viele, mit größter Sorgfalt ausgesucht… vierhundert Pfund«, flüsterte der Juwelier. »Dreihundertfünfzig.« »Ich kann mich nicht für unter vierhundert von ihnen trennen…« »Dann dreihundertsechzig.« »Nun, Mr. Oatley, lassen Sie mich überlegen. Sie sagten, Sie kämen noch einmal wegen eines Verlobungsrings… ja, sagen wir dreihundertsechzig.« William grinste. Irgendwie würden die vierzig Pfund auf den Preis des Ringes geschlagen, aber er handelte gern. Er hatte einiges von den Chinesen und Japanern in Darwin gelernt, die sehr viel hartnäckiger zu feilschen wussten. Als er Harriet die Perlen überreichte, war sie fassungslos. »O nein, William! Sie sind wunderschön. Ich kann sie nicht annehmen. Wo soll ich sie tragen? Sie sind viel zu kostbar für mich, wirklich.« »Du kannst sie bei deiner Hochzeit tragen«, sagte er lächelnd. »Du musst sie behalten, ich kann sie nicht zurückgeben.« »Natürlich nicht«, krähte Merle. Sie war in Ekstase, und alle Bedenken bezüglich der Heirat im Standesamt verblassten vor dem Schimmer der kostbaren Perlen.
Die Dame wählte keinen großen Diamanten. Sie zog einen Saphir im Facettenschliff vor, der von zwei kleinen, aber wertvollen Diamanten flankiert wurde. Der Juwelier war begeistert, da er noch einige winzige Saphire im gleichen Farbton, aber in einer geringeren Qualität auf Lager hatte. Rasch holte er die passenden Edelsteine hervor und wies darauf hin, dass sich drei von ihnen in einem goldenen Ring sehr schön machen würden. Damit besäße sie passende Trau- und Verlobungsringe. »Perfekt!«, verkündete er, und das schüchterne Paar stimmte ihm zu.
9. Kapitel
Die Flitterwochen in Singapur waren wunderbar. William hatte ein herrlich geräumiges Haus mit Blick auf den Ozean gemietet, das inmitten eines tropischen Gartens lag. Harriet hätte sich keine romantischere Umgebung vorstellen können. Sie war wie betäubt von der luxuriösen Ausstattung, den Farben der exotischen Blumen, die aus dem tiefen Grün leuchteten, und der Zartheit eben dieser Blumen, wenn sie, von unauffälligen Dienstboten in Schalen angeordnet, das Haus schmückten. Alles war perfekt, und ihr Ehemann erwies sich als überaus zärtlich. Sie hatten die Ehe nicht auf dem Schiff vollzogen, da William ihr Sexualleben für viel zu wichtig hielt, um es in einer engen Koje zu beginnen. Wie Recht er hatte, dachte Harriet glücklich, unterwegs zu ihrer Lieblingsecke im Garten, gleich neben einem sanft plätschernden Wasserfall. Das Schlafzimmer war groß und luftig, das geschnitzte Mahagoni-Bett mit den duftigen weißen Vorhängen ein wahrer Traum. Die Moskitonetze boten ihr einen gewissen Schutz, denn sie wurde plötzlich sehr schüchtern, als sie sich dem »Unvermeidlichen«, wie es einige ältere Frauen auszudrücken pflegten, gegenübersah. Aber William hatte sich so liebevoll und geduldig gezeigt, dass sie es gar nicht hätte vermeiden wollen. Als erfahrener Liebhaber verstand er, ihr Begehren zu wecken. Er hatte sie erregt, ein Wort, das sie früher verabscheut
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