Tal der Träume
uns herzlich willkommen, Christy.«
Harriet drückte seinen Arm. »Du bist der netteste Mann der Welt«, flüsterte sie, während Christy ihnen durch die Menge folgte und am Tisch neben Leo und seiner Frau Platz nahm. Myles und seine Freunde waren noch in der Bar.
Mrs. Ryan verstand sich wirklich auf ihr Geschäft. Über der Bühne prangte ein großes Schild mit der Aufschrift WILLKOMMEN ZU HAUSE , unter dem jetzt drei Musiker Platz nahmen. Schon bald hatte sie die Gäste für den Speisesaal an Tischen untergebracht.
Schließlich erhob sich William, um seinen Sohn aus der Bar zu holen, und Harriet ließ die Blicke durch den Raum schweifen. Sie konnte es sich nicht verkneifen, Christy auf die Anwesenheit von Mr. und Mrs. Cochrane und Judah Forrest samt Frau hinzuweisen.
»Heute haben sie es nicht gewagt, wegzubleiben«, meinte er grinsend.
»Obwohl sie nicht eingeladen waren?«
»Darwin ist eine Kleinstadt. Ich nehme an, Ihr Mann hat eine offene Einladung ausgesprochen.«
»Ja, das stimmt, angeblich ist das hier nichts Ungewöhnliches. Vor allem, wenn Leute Gold gefunden haben; dann gibt es kein Halten mehr. Mrs. Ryan liebt solche Veranstaltungen und weiß genau, wie man sie organisiert.« Sie hielt inne. »Dennoch hat Judah meine Einladung abgelehnt.«
»Tatsächlich? Nun, das erklärt vermutlich, weshalb Mr. Oatley keine Geschäfte mehr mit ihm tätigt.«
»Ehrlich? Das habe ich nicht gewusst. Die Cochranes haben mich übrigens nie zu sich eingeladen, nachdem sie an jenem Abend weggeblieben sind.« Sie nahm noch ein Glas Champagner. »Ich glaube, ich sollte hingehen und sie begrüßen.«
»Warum nicht?«, meinte Christy lachend.
Nachdem ihr Mann aus dem Weg und sein Sohn noch in der Bar war, übernahm Harriet die ihr zustehende Rolle der Gastgeberin. Sie ging von Tisch zu Tisch, plauderte mit den Gästen, schmeichelte ihnen und landete schließlich auch bei den Forrests und Cochranes, die am selben Tisch saßen.
»Was für ein herrlicher Abend«, sagte sie begeistert.
Judah Forrest pflichtete ihr bei. »Wirklich ganz reizend. Obwohl ich fürchte, dass wir auf dem Heimweg nass werden, es sieht nach einem Unwetter aus.«
Alle sprachen mit ihr, lächelten, Amy Cochrane machte ihr Komplimente wegen ihrer Garderobe.
»Ich bin so froh, dass Sie sich amüsieren«, meinte Harriet. »Leider fürchte ich, dass wir Ihren Abend hier stören. Zu welcher Gesellschaft gehören Sie?«
Die Herren verharrten reglos; sie schauten einander an, ihnen fehlten die Worte. Die Damen starrten sie mit offenem Mund an. Harriet wurde an einen anderen Tisch gerufen und ging ruhig weiter, als interessiere sie die ganze Sache nicht mehr.
William hatte mehr vor, als nur den Ehrengast an seinen Tisch zu lotsen. Er trennte Myles von seinen Gefährten und schob ihn unauffällig in Mrs. Ryans Büro.
»Ich habe mit dir zu reden, mein Sohn.«
»Nur zu, stimmt etwas nicht?«
»Ja, und das weißt du ganz genau. Ich muss mit dir sprechen, bevor du noch mehr trinkst. Es geht um Harriet.«
»Was ist mir ihr?«
»Sie ist meine Frau, doch ich weiß, dass du meine Ehe nicht gutheißt. Ich habe in meinen Briefen immer wieder davon geschrieben, aber du hast es vorgezogen, diese Tatsache zu ignorieren. Ich liebe Harriet, und du wirst ihr respektvoll begegnen.«
»Was soll ich denn tun? Mami zu ihr sagen?«
William fuhr zusammen. »Wenn ich nicht wüsste, dass du bereits zu viel getrunken hast, würde ich dich jetzt schlagen …«
»Tut mir Leid. Du hast ja Recht, es war unpassend. Aber du musst auch verstehen, dass ich mich in einer schwierigen Lage befinde.«
»Für dich ist es überhaupt nicht schwierig. Das bildest du dir bloß ein.« William trat zurück und warf durch die angelehnte Tür einen Blick auf Mrs. Ryan, die ihr Personal gerade anwies, die Bar zu schließen. »Dein Leben ist vorgezeichnet, Myles«, sagte er traurig, »und ich bete, dass es so bleibt, aber du kannst nicht über das Leben anderer verfügen. Du musst dein eigenes Leben gestalten und das Beste hoffen, aber auch wir müssen unseren Weg gehen. Du bist mein Sohn und mein bester Freund, daher könntest du meine Frau wenigstens als Freundin betrachten. Als gute Freundin und Mitglied unserer Familie.«
Er bemerkte, dass Myles in seinem silbernen Etui nach einer Zigarette suchte.
»Hörst du mir überhaupt zu?«
»Ja, Sir, ich denke schon.«
»Gut. Und ihr Name ist Harriet, das kann doch nicht so schwer sein.«
»Nein, Sir.«
William lachte
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