Tal der Träume
die Firma als solche, falls du nicht auch die Grundstücke erwerben möchtest. Die Geschäfte kannst du auch anderswo führen.«
»Aber sie sind eine gute Investition«, sagte Leo. »Wenn du keine Verwendung für die Grundstücke hast, würde ich sie gern in das Paket aufnehmen. Aber soll ich wirklich dein Haus zum Verkauf anbieten?«
»Ja. Es hat keinen Sinn, in Darwin zu wohnen, wenn ich hier nichts zu tun habe.«
»Wohin willst du ziehen?« Leo hatte bemerkt, dass Harriet mit keinem Wort erwähnt wurde, was ihn nervös machte. Bei den Oatleys gab es eine Krise. Schade, William und Harriet waren so glücklich gewesen, bis diese kleine Ratte nach Hause gekommen war.
Leo seufzte. William sprach davon, auf die Millford Station zurückzukehren.
»Ich vermisse den Busch«, sagte er leise. »Es wäre schön, wieder dort zu leben.«
»Du solltest nichts überstürzen«, warnte ihn Leo. »Es ist spät im Jahr, und es fehlt noch Regen, damit das Gras wächst. Es bleiben nur noch wenige Monate für anständige Niederschläge, sonst müssen die Viehzüchter mit einer Dürre rechnen.«
»Schuster, bleib bei deinen Leisten«, sagte William. »Du bist hier der Rechenkünstler, aber ich bin der Bushie. Das Wetter unterliegt Zyklen, und in dieser Saison erwarte ich eine Menge Regen, selbst wenn er spät kommt. Nun, wie sieht es mit dem Kauf meiner Firma aus?«
»Es ist sehr freundlich von dir, dass du mir die Chance gibst, William. Ich werde einen angemessenen Betrag auf Grundlage unserer Gewinnspanne ausrechnen. Allerdings müsste ich mein Angebot zum Teil durch ein Darlehen finanzieren.«
William erhob sich, er schien es eilig zu haben. »Also abgemacht«, sagte er und streckte Leo die Hand entgegen. »Ich gratuliere dem neuen Inhaber von
Oatley Mercantile
. Und falls du ein Darlehen brauchst, um die Firma zu kaufen, gebe ich es dir als Freund. Mit der Rückzahlung hat es keine Eile.«
William machte sich auf den Heimweg. Er bedauerte es nicht, sich von Haus und Geschäft zu trennen. Ihm war, als werfe er vor der Schlacht allen unnötigen Ballast ab, doch seine Bemühungen konnten eine gewisse Verzweiflung nicht verdecken. Auch musste er sich eingestehen, dass seine Unfähigkeit, die Affäre zu unterbinden, purer Feigheit entsprang. Ein anderer Mann wäre mit der Peitsche ans Werk gegangen. Warum nicht er? Vielleicht war bei anderen Männern keine Liebe im Spiel. Er vergötterte Harriet noch immer, und wie konnte er aufhören, seinen Sohn zu lieben? Im Grunde hatte er Angst, beide zu verlieren; der Schmerz war ohnehin schlimm genug. Sein Magen verkrampfte sich, seine Knochen taten weh, verzweifelt machte er sich klar, dass er es mit der Jugend nicht aufnehmen konnte. In Gegenwart von Harriet und Myles fühlte er sich alt.
An diesem Abend veranstaltete der Himmel ein Feuerwerk. Grelle Blitze zuckten im Zickzack über den Himmel, es wurde taghell, während der Donner grollte und zornig zerbarst, als wollte er die Erdlinge vor den ungezähmten Naturgewalten warnen.
Harriet hatte Angst. Ihre Mutter hatte bei Gewittern die Spiegel verhängt, doch hier machte sich niemand die Mühe, da die Sommergewitter zu häufig auftraten. Sie wollte nicht auf der kühleren Veranda sitzen, und William gesellte sich vor dem Abendessen zu ihr in den Salon.
»Es hat keinen Sinn, sich wegen der Blitze zu sorgen, solange man nicht unter einem Baum steht«, sagte er. »Außerdem tobt das Gewitter über dem Meer. Du kannst die Sekunden zwischen Blitz und Donner zählen, dann weißt du, wie weit es noch entfernt ist.«
»Und wenn keine Zeit dazwischen liegt?«, fragte Harriet nervös.
»Dann hat der Blitz im Haus eingeschlagen«, antwortete er grinsend. William hatte sich bereits mit drei Gläsern Whisky für die kommende Frage gestärkt.
»Harriet, Liebes, möchtest du mir irgendetwas sagen?«
Sie sprang wie von der Tarantel gestochen auf. »Wieso?«
William sank in sich zusammen. »Ich weiß nicht. Bist du glücklich? Du wirkst in den letzten Tagen so distanziert.«
»Natürlich, es ist alles in Ordnung. Nur das Wetter behagt mir nicht. Im letzten Jahr war es anders, da überfielen uns die Regenfälle beinahe, aber diesmal zieht sich alles in die Länge, und dann die ständigen Gewitter. Sie sind furchtbar, und dennoch fällt nicht genügend Regen.«
»Regen reinigt hier nicht die Luft«, murmelte er, »es wird nur feuchter und ungemütlicher. Erst am Ende, wenn die Sonne alles getrocknet hat, wird es wieder klar.«
»Na gut,
Weitere Kostenlose Bücher