Tal des Schreckens
Bankräuber in der Nähe ist. Ich denke, er ist geflohen.«
»Der Bankräuber?«, rief Debby entsetzt aus. »Welcher Bankräuber?«
Betäubt!
Bob setzte sich neben sie. »Ja«, sagte er ruhig. »Wir vermuten, dass du Opfer eines Bankraubes geworden bist. Das kann auch der Grund für deine Gedächtnislücke sein. Ich habe davon gelesen. Wenn einem etwas Schreckliches passiert, kann das Gehirn eine Schutzreaktion auslösen: Es blendet dieses Ereignis einfach aus. Es entsteht ein Gedächtnisschwund. Im Lauf der Zeit, je nach Stärke des Ereignisses, kommt die Erinnerung wieder. Man nennt das Anasie – oder wie hieß das Wort noch mal, Justus?«
»Amnesie. Psychogene retrograde Amnesie.«
»Amnesie, dein Gehirn verkraftet das Geschehene nicht und drückt es weg.«
»Und du glaubst, dass das bei mir ...«
Bob nickte. »Es ist doch so: Du kannst dich an die letzten paar Stunden nicht mehr erinnern.«
Debby nickte nachdenklich. »Aber auch vorher ist alles so verworren. Und dazu diese Kopfschmerzen«, sagte sie. Wieder rieb sie sich ihre Handgelenke.
Plötzlich hatte Bob eine Idee. »Zeig mir deine Hände«, sagte er.
Verwundert zog Debby ihre Ärmel ein Stück zurück.
Bob schaltete die Taschenlampe an. »Abgeschürft! Das ist der Grund, warum du dir immer wieder die Gelenke reibst.«
»Aber wieso abgeschürft?«
»Du warst gefangen. Gefesselt. Mit einem Seil oder so was.«
In dem Moment stieß Peter einen Ruf aus. Er kletterte aus dem Auto und schwenkte zwei Seilenden. »Sie sind durchgeschnitten worden. Debby, Bob hat Recht. Du warst gefesselt. Entweder konntest du dich selbst befreien oder der Täter hat es getan, um dich laufen zu lassen. Ich habe sie in dem Spalt zwischen den Sitzen auf der Rückbank gefunden.«
Debby schüttelte den Kopf. »Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte sie. »Was ihr mir da erzählt, ist doch eine wahnsinnige Geschichte!«
»Debby, du läufst hier verstört und mutterseelenallein im Wald herum. Wir finden ein verlassenes Auto, einen Zettel, der auf die Bank Union Trust hinweist, und zwei Seilenden, die zu den Abschürfungen an deinem Handgelenk passen. Und dazu besitzen wir die Information, dass eine Spezialeinheit der Polizei einen Bankräuber jagt. Wenn du eine bessere Erklärung dafür hast, wie sich diese Puzzleteile zu einem klaren Bild zusammensetzen, so will ich dir nur zu gerne glauben.«
Natürlich musste Debby passen. »Aber an irgendetwas muss ich mich doch erinnern«, wandte sie ein.
Bob überlegte, ob er ihr von Mrs Sullivan und Mr Taylor erzählen sollte. Er unterließ es, um sie nicht noch weiter zu verwirren.
Justus hatte inzwischen den Grundriss auf dem Papier genau studiert. Nachdenklich drückte er seine Unterlippe. »Kommt mal her«, sagte er. »Mir ist was aufgefallen.« Sein Finger fuhr auf dem Papier herum. »Wenn das hier das Bankgebäude insgesamt ist ... dann befindet sich hier offenbar der Keller mit den Kundentresoren.« Er tippte energisch auf das Blatt. »Genau da, wo der Schlüssel eingezeichnet ist. Tja, der Schlüssel ...« Justus zog die Luft ein. Er griff in die Hosentasche und holte den Schlüssel hervor, den er im Auto gefunden hatte. »Und nun, Debby«, sagte er feierlich, »gib mir bitte den Schlüssel, den du bei dir trägst.«
»Ja, warum denn ...«, antwortete sie zögernd und stand auf. Aber sie reichte Justus, was er gewünscht hatte.
Der Erste Detektiv hielt beide Schlüssel prüfend in das Licht von Bobs Taschenlampe. »Versteht ihr?«, sagte er und lächelte.
»Der Schlüsselbart ist nicht ganz gleich, aber sie sind vom selben Typ«, staunte Peter. »Was hat das zu bedeuten?«
»Ganz einfach. Es gibt immer zwei Tresorschlüssel. Einen hat der Kunde, einen die Bank. Aus Sicherheitsgründen. Die Bank prüft, ob der Kunde auch eine Berechtigung hat, den Tresor zu öffnen. Dann begleitet der Bankangestellte den Kunden in den Tresorraum. Gemeinsam öffnen sie das Fach.«
Bobs Hand zitterte vor Aufregung und mit ihr das Licht der Taschenlampe. »Schaut! Die Nummer, die auf dem Schlüssel aus dem Auto eingraviert ist, lautet 667. Genau dieselbe, die auf Debbys Schlüsselanhänger steht. Dann muss es so gewesen sein: Debby besaß den einen Schlüssel und der Bankräuber hatte sich den anderen besorgt. Irgendetwas Wertvolles war in Debbys Bankfach und das wollte er haben. Als er sein Ziel erreicht hatte, hat er die Flucht ergriffen und Debby als Geisel mitgenommen.«
»So könnte es gewesen sein«, sagte Justus. Er dachte
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