Tal des Schreckens
nach der Bestätigung seiner These. Tatsächlich: Die Benzinwanne war aufgekratzt. Der Entführer musste über einen Fels gefahren sein und den Unterboden beschädigt haben. Langsam war das Benzin ausgelaufen und hier, ausgerechnet in der Nähe des Adlerfelsens, war der letzte Tropfen durch den Motor geflossen.
Dann hatte der Täter die immer noch benommene Debby von ihren Fesseln befreit, damit sie sich selbst retten konnte, und hatte zu Fuß die Flucht ergriffen. So sah es zumindest aus.
Doch was war jetzt zu tun? Sie waren unentschlossen.
Bob ergriff das Wort. Er dachte an seinen VW, der eine Kurve weiter verlassen im Graben stand. »Zurückgehen«, sagte er. »Zu meinem Auto.«
»Und was sollen wir da?«, wollte Debby wissen. »Auf ein Wunder warten?«
»Hier herumhängen bringt doch auch nichts«, empörte sich Bob über die etwas scharfe Reaktion.
Debby lachte auf. »Jetzt wart ihr so klug, habt alles herausgefunden, und nun das. Wir brauchen Hilfe. Ich sage euch, wir suchen den kürzesten Weg zurück zur Hauptstraße. Und der kann nur quer über diesen Berg führen.« Sie hatte sich Justus’ Landkarte genommen und wirkte auf einmal sehr entschlossen. Justus überlegte, ob es daran lag, dass sie nun wusste, auf welch gefährliche Weise sie hierher gekommen war.
Peter hatte noch Bedenken. »Und wenn wir dem Dieb in die Quere kommen?«
Justus schüttelte den Kopf. Das war zwar eine Möglichkeit, doch nicht die wahrscheinlichste. »Der Täter wird längst über alle Berge sein. Und die Beute hat er mitgenommen. Was soll ihn hier zurückhalten?« Damit schlug er sich ausnahmsweise mal auf Debbys Seite. »Beide Autos funktionieren nicht mehr«, sagte er. »Wenn wir den Forstweg zurücklaufen, sind wir viel zu lange unterwegs. Außerdem ist mir die Gegend hier sowieso nicht geheuer. Ich gebe Debby Recht: Wir gehen auf dem direkten Weg zur Hauptstraße und damit zur Polizei.«
Die beiden anderen Detektive willigten ein. Eine bessere Idee hatten sie nicht zu bieten.
Auf der Karte sahen sie, dass tatsächlich ein kleiner Wanderweg die Hügel hinaufführte, auf dem sie das Tal des Schreckens verlassen konnten. Auch den Adlerkopf, der hoch über ihnen von der anderen Seite des Tals auf sie herabzublicken schien, wurden sie auf diese Weise los.
Zunächst ging es erst einmal bergauf. Justus stöhnte, da er solche Anstrengungen nicht so leicht wegsteckte. Sein Muskelkater war zwar überstanden, durchtrainiert war er aber noch lange nicht. Doch er beschwerte sich nicht: Immerhin hatte er ja diesen Weg vorgeschlagen.
Nach einer Weile wurde es flacher und sie kamen auf eine Hochebene. An einer Stelle stritten sie über die Richtung, die sie einschlagen sollten, doch Debby überzeugte sie, dem Wanderweg zu folgen und sich nicht direkt durch das Dickicht zu schlagen.
Plötzlich hörte der Wald auf und sie betraten eine Lichtung. Der Mond schien hell vom wolkenlosen Himmel herab und tauchte die Wiese in ein farbloses Licht. Doch die Waldwiese bot eine faustdicke Überraschung.
Mitten auf der Lichtung standen sieben lange Pfähle. Sie waren kreisförmig angeordnet. Ihre oberen Enden waren zugespitzt, so, als könnte man auf sie etwas aufsetzen.
»Die Indianer«, sagte Peter. Er hatte sich so sehr auf die Geschichte mit dem Dieb konzentriert, dass er den Kult der Accipi vollkommen verdrängt hatte. Nun stand ihm die Angst umso deutlicher ins Gesicht geschrieben.
Debby hingegen blieb locker. »Welche Indianer? Fangt ihr schon wieder damit an?«
»Hier haben früher einmal Indianer gelebt«, erklärte Justus. »Ich habe es doch schon erzählt.«
»Ah ja.« Debby schien ziemlich uninteressiert.
Justus war es recht. Er sah sich um. Alles schien vollkommen verlassen. Er kniff die Augen zusammen. »Was sind das denn für dunkle Flecken auf der Wiese? Da, zwischen den Pfählen!«
Peter und Bob sahen sie ebenfalls. Hatte die Wiese etwas mit den Erlebnissen von Ann Sullivan zu tun?
Sie schlichen sich heran und Justus bückte sich, um den Boden zu prüfen. Er nahm etwas auf und roch daran. »Feuerstellen«, sagte er. »Aschereste und verkohltes Holz. Aber hundert Jahre ist das alles bestimmt nicht alt. Eher ein paar Wochen. Ich glaube, wir sind dabei, das Geheimnis von Mrs Sullivan zu lüften, Kollegen.«
»Ich verstehe gar nichts mehr«, sagte Debby, die nur widerwillig stehen geblieben war. »Mrs wer? Kommt, lasst uns weitergehen. Wir haben keine Zeit und mir geht es nicht so gut.« Sie schien es plötzlich sehr eilig
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