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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Expedition nicht wieder zurücknehmen?«
    »Ich sehe keinen Grund dazu.«
    »Sie könnten anführen, daß man das Gebiet sofort sperren müsse, weil Flüchtlinge von blutigen Stammeskämpfen berichten.«
    »Das ist aber nicht der Fall.«
    »Die Wilden befinden sich immer im Kriegszustand und schlagen sich die Köpfe ab. Das weiß man doch. Man könnte sagen –«
    »Sir, die Presse schreibt über Miss Patriks Expedition, im Rundfunk hat sie zwei Interviews gegeben, das Fernsehen hat darüber berichtet. Sollen wir uns blamieren mit der Rücknahme der Genehmigung? Außerdem waren Sie es doch, der die Genehmigung befürwortete.«
    »Sie wissen genau, daß es nur geschah, um Miss Patrik hinzuhalten, bis wir unüberwindliche Widerstände aufgebaut hatten.«
    »Das sieht man der Genehmigung nicht an, Sir. Auf eigene Gefahr – das entbindet uns von jeglicher Verantwortung. Können Sie sich vorstellen, welch einen Sturm es entfacht, wenn wir jetzt plötzlich nein sagen? Ich sehe keine Möglichkeit, Ihrem Wunsch nachzukommen.«
    Am Sonntag kamen alle Expeditionsteilnehmer im Haus von Sir Anthony zur letzten Besprechung zusammen. Das Fernsehen von Papua-Neuguinea war wieder dabei und filmte Butler Herbert, wie er mit starrer Miene, abgezirkelten Schritten und – trotz der schwülen Hitze – weißen Handschuhen auf der Terrasse Fruchtsäfte, Whisky und Gin Fizz servierte.
    »Am Mittwoch, wie besprochen, fliegen wir mit der gesamten Ausrüstung erst nach Goroka«, sagte Leonora. »Fred, ist mit den Übernachtungen alles klar?«
    »Wir wohnen im ›Goroka Lodge‹.« Kreijsman nickte. »Der Besitzer, ein Pieter van Dooren, ein Landsmann von mir, freut sich auf unseren Besuch.«
    »Ich habe noch eine Maschinenpistole organisiert, mit zweitausend Schuß Munition.« Reißner blickte sich um, als erwarte er Beifall, aber Pater Lucius schüttelte den Kopf.
    »Wir wollen die unbekannten Menschen aus ihrem Dunkel holen, aber nicht ausrotten. John Hannibal, wenn Sie das Mordsding wirklich mitbringen, bestehe ich darauf, daß Sie es mir aushändigen. Nur im Notfall gebe ich es dann heraus.«
    »Bin ich ein Idiot?« knurrte Reißner.
    »Nein, aber wer weiß jetzt schon, wie man reagiert, wenn die Papuas uns mit Geschrei, Pfeilen und Speeren empfangen? Auch Sie können dann die Nerven verlieren. Wir kommen als Boten des Friedens, der Nächstenliebe, so wie Jesus uns –«
    »Warum muß ausgerechnet ein Priester dabeisein?« unterbrach ihn Reißner laut. »Sie singen noch von göttlicher Vergebung, wenn die Papuas Sie mit Pfeilen spicken.«
    »Das wird ein fröhliches Unternehmen werden«, sagte Sir Anthony spöttisch. »Ihr seid noch nicht mal unterwegs, und schon geht der Krach los.«
    »Sir Anthony hat recht.« Kreijsman schnitt damit eine Entgegnung Reißners ab. »Jeder von uns verfolgt bei dem Vordringen ins Unbekannte eigene Interessen. Aber wir haben uns, soll das Unternehmen gelingen, zu einer starken Einheit zusammenzuschließen und dem großen Ziel unterzuordnen.«
    »Das ist doch selbstverständlich«, warf Schmitz ein. »Darüber braucht man doch nicht zu reden.«
    »Miss Patrik ist die Leiterin der Expedition, und ihr Wort gilt. Seien wir uns darüber einig.« Kreijsman blickte Zustimmung heischend in die Runde. »Nur durch sie können wir unsere Wünsche realisieren.« Er sah Leonora mit einem langen Blick an und nickte ihr dann zu. »Die Suche nach Ihrem Vater hat natürlich Vorrang, wir alle wollen Ihnen dabei mit allen unseren Kräften helfen und Ihnen damit danken, daß Sie einen so bunten Haufen, wie wir es sind, mitgenommen haben.«
    »Das war eine Predigt, wie sie der Pater nicht besser kann.« Sir Anthony klopfte Kreijsman auf die Schulter. »Es ist erstaunlich, wie vernünftig Verrückte reden können.«
    Bis zum späten Abend blieben alle zusammen, tranken immer wieder auf das Gelingen der Expedition, gaben in der Bibliothek von Sir Anthony dem Fernsehen Interviews und verließen dann das Haus in heiterer Stimmung. Leonora winkte den abfahrenden Wagen nach, bis ihre Rücklichter hinter einer Kurve des absteigenden Weges erloschen.
    Der General legte den Arm um Leonoras Schulter und ging mit ihr zurück zur Terrasse. »Wie fühlen Sie sich jetzt?« fragte er. »Wie ein Triumphator? Sie haben bis jetzt alles erreicht, was Sie sich vorgenommen haben. Ihr Herz muß doch im Glück schwimmen.«
    »Nein.« Leonora setzte sich und senkte den Kopf. In diesem Augenblick sah sie schmal, wie zerbrechlich aus. »Ich habe

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