Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Angst.«
    »Angst?«
    »Ja. Aber auch das geht vorüber, spätestens dann, wenn ich im Flugzeug nach Goroka sitze. Es ist die Angst, Sir Anthony, daß alles umsonst ist und sein wird.«
    »Das weiß ich im voraus.« Sehr rauh und herzlos klang das, aber es war die Wahrheit.
    Leonora blickte zu General Lambs empor.
    Die Traurigkeit in ihren Augen erschreckte ihn. »Noch ist es nicht zu spät«, sagte er und hatte das Gefühl, plötzlich eine Zunge aus Leder zu haben. »Noch können wir alles abblasen.«
    »So war das nicht gemeint.« Sie atmete ein paarmal tief durch und richtete sich dann auf. »Es ist schon vorbei. Vergessen Sie, Sir Anthony, daß ich für eine kurze Zeit so etwas wie Schwachheit gezeigt habe. Das kommt auch bei euch Männern vor.«
    Zwei Tage später wurde das Flugzeug von Donald Zynaker beladen. Reißner und Pater Lucius, die dabei halfen, standen dann vor der vollgestopften Maschine, tranken Bier aus Flaschen und schwitzten aus allen Poren. Es war schwülheiß geworden, das typische Klima von Papua-Neuguinea, vierzig Grad Hitze bei fünfundneunzig Prozent Luftfeuchtigkeit. Wenn man nur den Arm hob, brach der Schweiß aus und lief den ganzen Körper hinunter.
    »Die Kiste ist voll, Donald«, sagte Reißner und klopfte gegen die Verkleidung des Flugzeugs. »Jetzt noch wir sechs dazu – bekommst du da den Vogel überhaupt in die Luft?«
    »Mit Beten ja. Wozu haben wir einen Priester an Bord?« Zynaker grinste breit. »Es reicht doch, wenn wir über die Berge, Flüsse und Sümpfe hüpfen. Ich frage mich überhaupt, wozu man so einen Berg von Ausrüstung braucht, wenn man durch den Urwald marschiert.«
    »Das Basislager muß mit allem versorgt sein, da gebe ich Leonora recht.« Pater Lucius trank sein Bier aus und steckte die leere Flasche in seine Hosentasche. »Wir werden so schnell die Zivilisation nicht wiedersehen.«
    »Wie lange wird es dauern?«
    »Fragen Sie mich nicht, John Hannibal. Wenn wir die wilden Stämme erreicht haben, beginnt Gottes Arbeit, und da gibt es keine Zeit. Leonora hat sich auf ein halbes Jahr eingerichtet«, er hob zweifelnd die Schultern, »es kann aber auch kürzer oder länger dauern. Wer weiß das jetzt schon? Schon im ersten Dorf kann alles zu Ende sein.«
    »Wenn unsere Köpfe präpariert werden, meinen Sie?« warf Reißner ein.
    »Das glaube ich nicht. Wir werden zunächst als fremde weiße Götter zu den Steinzeitmenschen kommen. Erst wenn sie merken, daß wir auch Menschen sind, kann es gefährlich werden. Nein, ich denke, daß wir sehr schnell erfahren, was vor zehn Jahren geschehen ist – so etwas spricht sich von Stamm zu Stamm herum –, und daß es keine Spur mehr von James Patrik gibt. Auch keinen Schrumpfkopf. Dann hat die ganze Expedition keinen Sinn mehr.«
    »Aber Sie bleiben dann bei den Papuas, Pater?« fragte Zynaker.
    »Ja. Ich werde dort eine Kirche bauen.« Der Pater sah zur Seite auf Reißner. »Und Sie?«
    »Ich werde, hoffe ich, ein paar fabelhafte Filme von den neuentdeckten Menschen drehen und eine Menge Fotos machen und damit in den USA und bei allen großen Illustrierten in aller Welt eine Menge Geld verdienen. Ich habe gestern mit ›Time-Life‹ telefoniert. Die Jungs sind ganz scharf auf diese Fotos. Und wenn du erst mal bei ›Time-Life‹ drin bist, steht dir die ganze Presse offen.« Reißner hatte sein Bier auch ausgetrunken und warf die leere Flasche auf die Wiese. Zynaker sah ihn strafend an, aber Reißner reagierte nicht darauf. »Was will eigentlich Kreijsman im Hochland?«
    »Er ist Geologe.« Pater Lucius hob die Schultern. »Was weiß ich, was ein Geologe in einem unerforschten Land macht? Messungen, topographische Zeichnungen, Anlegen von Landkarten – eben das, was früher die Entdecker wie Kolumbus, Magellan oder Cook auch gemacht haben.«
    »Braucht man dazu einen Motorhammer?«
    »Hat er einen?«
    »Ja. Vor vier Tagen kam er damit an. Ein Mordsding, betrieben mit einem Benzinmotor. Dazu ein ganzer Satz Stahlhämmer und eine Schleifmaschine, mit der man die stumpf gewordenen Schneiden wieder scharf macht. Allein schon sein Gepäck wird uns verdammt belasten.«
    »Weiß das Leonora?«
    »Keine Ahnung.« Reißner blickte in das vollgestopfte Flugzeug. »Ein Geologe mit einem Motorhammer ist nicht normal.«
    »Vielleicht will er Bodenproben machen«, sagte Zynaker. »Steine aus den Bergen hämmern, um deren Alter zu bestimmen – das ist ja die ganz große Freude der Geologen – und später zu sagen: ›Dieser Stein hier

Weitere Kostenlose Bücher