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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ist zwanzig Millionen Jahre alt.‹ Das interessiert zwar keinen, aber die Erdforscher bekommen vor lauter Begeisterung fast einen Orgasmus.«
    »Zynaker, Sie sind ein Ferkel!« Pater Lucius schüttelte mißbilligend den Kopf. »Forschung kommt jedem zugute.«
    »Mich interessiert nur, daß die Propeller sich drehen und kein Flügel abbricht.«
    »Kreijsman macht keine Erdbohrungen.« Reißner ließ nicht locker. »Da steckt mehr dahinter. Das riecht gewaltig nach Schatzgräberei.«
    »In einem unerforschten Land?«
    »Ich denke da an Sibirien. An die Taiga. Jahrhunderte hieß es: Da heulen nur die Wölfe. Da ist der Boden im Dauerfrost hart wie Fels. Da weinen die Füchse und beißen sich die Nerze vor Einsamkeit in den eigenen Schwanz. Und was ist jetzt? Erdgas und Erdöl hat man gefunden, Gold und Kupfer, Mangan und Uran und sogar Diamanten. Die Bodenschätze Sibiriens sind überhaupt nicht abzusehen und nur zu einem kleinen Teil abgebaut. Da liegt ein unfaßbarer Reichtum in der Erde. Warum sollte es in Papua anders sein? Kreijsman als Geologe muß da auf etwas gestoßen sein, wovon die Welt noch keine Ahnung hat.«
    »Und zieht mit einem Motorhammer los … Verrückt!« Zynaker tippte sich an die Stirn. »Man kann Ölquellen nicht mit einem Einmeterhammer aufbohren.«
    »Aber Goldadern. Diamanten. Andere Edelsteine.«
    »Wenn's so ist: Gratuliere, Fred Kreijsman!« sagte Zynaker. »Wir sind jetzt eine auf Leben und Tod verschworene Gemeinschaft.«
    Reißner kramte in seinen Taschen, zog eine zerknitterte und schweißfeuchte Zigarettenpackung hervor und steckte sich eine Zigarette an. »Die Expedition wird eine Gemeinschaftsarbeit werden, allein könnte bei allem Idealismus und allem Mut Leonora nie in die Wildnis vordringen. Wir alle, jeder von uns, ist auf den anderen angewiesen. Sie, Pater, wären allein nie in der Lage, Ihre neue Kirche bei den unbekannten Stämmen zu bauen, ich wäre ebenso hilflos, wenn ich allein loszöge, und auch Kreijsman kann seine Pläne nur verwirklichen, wenn wir alle mithelfen.«
    »Und was soll das heißen?« fragte Pater Lucius naiv.
    »Nichts anderes als das: Wenn Kreijsman wirklich Diamanten oder Gold oder sonst was findet, sollten wir alle daran beteiligt sein. Fünfzig Prozent für ihn, fünfzig Prozent aufgeteilt unter den übrigen. Das ist gerecht, nicht wahr?«
    »Man müßte mal darüber sprechen.« Pater Lucius verabschiedete sich, stieg auf sein altes, zerbeultes Motorrad und preschte knatternd davon. Der Konflikt ist schon vorprogrammiert, dachte er, als er in die Stadt fuhr, in den Stadtteil Boroko, wo die Mission des ›Ordens des Heiligen Opfers‹ ein kleines Haus mit einem Betsaal bezogen hatte. Die Spenden, die vom Mutterhaus in Gent in Belgien nach Port Moresby flossen, waren so karg, daß der Prior einmal sagte: »Wenn unsere Brüder, die Franziskaner, ein Bettelorden genannt werden, dann sind wir der erste und einzige Hungerorden.« Wenn es jetzt gelang, in dem unerforschten Gebiet des Hochlandes eine Kirche zu bauen und den Papuas das Wort Jesu zu verkündigen, wenn alle Welt von dieser Entdeckung sprach, würden auch die Spenden reichlicher fließen und der ›Orden des Heiligen Opfers‹ allen bekannt sein.
    Wir sollten auf Reißner verzichten, dachte Pater Lucius weiter und ratterte über den Hubert Murray Highway nach Boroko hinein. Der Mann ist ein Abenteurer ohne Gewissen, eine Gefahr vielleicht, ein unberechenbarer Kerl, der die ganze Expedition in eine gefährliche Lage bringen kann. Die Sache mit Kreijsman stinkt – das kann der Anfang einer Katastrophe werden. Reißner wird nicht lockerlassen, und wenn Kreijsman wirklich findet, was er sucht, werden die Urinstinkte durchbrechen, die gegenseitige Zerfleischung. Da hilft auch das Kreuz nicht, das man dazwischenhält.
    Pater Lucius kurvte in eine Seitenstraße ein und hätte bald eine Katze überfahren und einen Handkarren mit Fischen gerammt. Er riß sich zusammen, achtete mehr auf die Straße und ließ seine Hupe hören, um die auf der Straße spielenden Kinder zu verscheuchen. Ich muß mit Leonora darüber sprechen, nahm er sich vor. Was hindert sie, Reißner von der Expedition auszuschließen? Schließlich ist sie die Verantwortliche, ihr ganzes Vermögen steckt in dem Unternehmen. Was wir beitragen können, ist unsere Hilfe, unser Mut, unser Idealismus und unsere Tatkraft. Die Hauptlast trägt sie; wir sind eigentlich nur Parasiten, die sich bei ihr einnisten. Und Reißner – lieber Gott, paß

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