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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein Mann, wenn eine Kopftrophäe an seinem Gürtel hängt.
    Reißner hatte das Heranstürzen der grell bemalten Männer mit zusammengekniffenen Augen beobachtet. Er schob seine MPi wieder schußbereit vor seine Brust. »So ganz überzeugend scheinen Sie nicht gewesen zu sein, Pater!« sagte er mit rauher Stimme, in der deutlich die Angst mitschwang. »Wenn der erste Speer fliegt, ziehe ich durch.«
    »Das ist eine ausgesprochen freundliche Begrüßung.« Pater Lucius löste sich aus dem Kreis und ging an Leonora vorbei den Kriegern entgegen.
    Reißner pfiff erregt durch die Zähne. »Der Kerl ist verrückt!«
    »Er hat recht, John Hannibal.« Leonora drehte sich zu Reißner um. »Dai Puino hat seinen Leuten erzählt, daß wir ihm gegen seinen Bruder Hano Sepikula helfen. Jetzt sind alle unsere Freunde.«
    »Und die andere Hälfte des Stammes zerstückelt uns.«
    »Abwarten. Auch für sie sind wir zunächst Wesen aus einer anderen Welt.«
    Die gelb bemalten Krieger mit ihren Blätterschurzen und Ketten aus Knochen und Muscheln umringten jetzt die merkwürdigen weißen Gestalten und hoben mit einem hellen Aufschrei wieder ihre schrecklichen Speere. An Samuels Gesicht konnte man ablesen, daß es kein Kriegsgeheul, sondern ein Freudenschrei war.
    Dai Puino kam auf Leonora zu und sagte einige Sätze zu ihr.
    Samuel übersetzte sofort. »Er sagt, wir sollen seinen Männern mitgeben, was sie tragen sollen. Jeder freut sich, etwas zu tragen.«
    »Jetzt kommen wir in einen Entscheidungszwang.« Zynaker sah die anderen fragend an. »Was tun? Gehen wir mit, oder bleiben wir hier?«
    »Natürlich gehen wir!« sagte Leonora.
    »Und was nehmen wir mit?«
    »Alles, was wir durch den Fluß geschleppt haben. Mit hundert Trägern kann man schon was abschleppen.« Reißner machte eine umfassende Handbewegung. »Hier liegt nichts nun, was wir entbehren könnten. Vor allem die Zelte können wir brauchen.«
    »Nein, Masta.« Samuels Gesicht glänzte wie mit Fett eingerieben. »Wir sind Freunde des Stammes. Wir bekommen ein eigenes Haus.«
    »Mit Flöhen, Wanzen und Kakerlaken?« Reißner schüttelte den Kopf. »Ich schlafe in meinem Zeit.«
    »Das ist eine Beleidigung des Häuptlings.«
    »Ich werde ihm einen Schlafsack anbieten. Du sollst sehen, wie schnell er die Zivilisation begreift.« Reißner warf einen Blick auf den wartenden Zynaker. »Ihr Flugzeugwrack, das wollten wir doch ausschlachten und ein Luxusdorf daraus bauen.«
    »Wenn das Dorf wirklich nur einen halben Tagemarsch entfernt ist, können wir jederzeit zurück. Die Trümmer klaut keiner.«
    »Nehmen Sie an.«
    »Ja. Für die Wilden ist das etwas Unberührbares. Ein Ungeheuer, das sie verschlingen könnte. Es fiel mit uns vom Himmel herunter und wartet auf seine Opfer. Das Flugzeug rührt keiner von ihnen an.«
    »Also denn.« Pater Lucius machte einer beginnenden Diskussion ein Ende. »Zelte abbauen. Alles wieder einpacken. Samuel, sag Dai Puino, daß sich seine Männer in einer Reihe hintereinander aufstellen und die Lasten aufnehmen sollen, die wir ihnen auf die Schulter packen.« Er sah Zynaker an. »Sie haben doch Erfahrung darin. Wieviel kann ein Mann tragen?«
    »Zwanzig, fünfundzwanzig Kilogramm. Besser weniger als zu viel. Bei dieser feuchten Hitze wiegt alles zweimal so schwer. Wenn sie sagen: ›Einen halben Tagemarsch‹, dann ist es mit Gepäck ein ganzer Tag.«
    Während sie die Zelte abbrachen und zusammenlegten, die Schlafsäcke einrollten und die ›Küche‹ wieder in die Kisten packten, sahen die Papuas, auf ihre Speere gestützt, interessiert zu. Der Wall der gelb und rot bemalten Gesichter flößte keine Furcht mehr ein. Die Krieger lächelten die weißen Unbekannten an, sie lachten sogar, als Schmitz über einen Karton stolperte und fast hingestürzt wäre. Mit großen Gesten und auf- und abschwellenden Stimmen redeten sie aufeinander ein.
    Es dauerte doch über eine Stunde, bis alles verpackt war und zum Transport bereit lag. Pater Lucius hatte seine Zauberkiste neben sich stehen, sie gab er nicht aus der Hand; der Träger, der sie auf seine Schultern nehmen würde, mußte ihm unmittelbar vorausgehen. Nicht nur Feuerwerkskörper und Zaubertricks lagen in der Kiste, sondern auch ein versilbertes Kruzifix, eine kleine vergoldete Monstranz mit einem Schmuck aus Bergkristall, ein Silberkelch und ein versilberter Weihwasserschwenkkessel. In einer länglichen, luftdicht abgeschlossenen, verchromten Dose verwahrte er die Hostien. Ein Glück, daß Reißner

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