Talivan (German Edition)
U m hang am Boden fes t nagelte.
„Seht euch nur an!“, höhnte Djakon in der Gewis s heit des Sieges. „Weiber, die sich einbilden, kämpfen zu können! Und eine, die es nicht mal versucht! Ja, geh nur, hilf deinen Freundinnen, sie haben es wahrhaft nötig!“
Werezin war langsam abgestiegen und zu Belan g e gangen, die erschöpft auf dem Boden hockte und vergeblich das Schwert aus ihrem Umhang zu ziehen ve r suchte.
„So werdet ihr zumindest vereint sterben, wenn ihr schon nicht zusammen zu kämpfen vermögt!“, rief der Schwar z magier, bevor er genüsslich alle Kräfte sammelte für seine todbringende Magie. Die Stumme sah Belan nur an, bevor sie ihren Geist öffnete und die Zauberin mit einer Flut von Wissen überschwemmt wurde, das Bild Djakons sah, dann immer tiefer in seinen Körper einzudringen schien, sie sah kleine Kugeln, ganz tief innen, die sich hin- und he r bewegten, wie von unsichtbaren Federn gezogen, und sie sah den Wunsch der Wissenschaftlerin, dass sie diese Kugeln b e wegen solle, immer schneller, und sie nahm ihre letzten Kräfte zusammen und tat, wie ihr geheißen, und alle drei hörten den grauenhaften Todesschrei des Schwarzen und sahen ihn zu einer blutigen, dampfenden Lache ze r rinnen.
Keine sprach viel, als sie weiterritten. Werezin hatte die Wunden der beiden anderen notdürftig versorgt, die Pferde eingefangen und ihnen auf die Tiere geholfen. In Alvia w a ren noch weitere Schlachten zu schlagen, aber die Männer des toten Magiers waren nun nicht mehr von seiner Kraft geschützt, und viele mutige Menschen würden sich den beiden anschließen. Nein, ve r besserte sich Sirka, sie waren nicht mehr zu zweit. Die Tradition hatte nicht immer recht. Schwertschwestern, Zauberschwestern mussten nicht zu zweit reiten. Alvia erreichten sie, wie sie den Sieg e r rungen hatten: zu dritt.
Entscheidungen
Von wegen Kind der Liebe. Belsa hasste dieses zappelnde, ihr aus unerfindlichen Gründen noch immer Übelkeit b e reitende Ding in ihrem Leib zutiefst, das ein Schwertbruder ihr vor vielen Monden angehängt hatte. Jetzt war der Mann längst in Cerohn, wohin auch sie weitergezogen wäre, wäre da nicht diese eine Nacht gewesen, die sie ihm, zu ihrer beider Trost und Ermunterung, während des Kampfes um Eijsal geschenkt hatte, mit ihren u n geplanten Folgen. Aber so – wie in Thals Namen hätte sie mit ihrem aufgeblähten Bauch noch in das lederne Wams passen sollen, ganz a b gesehen von den anderen Beschwerden, die das Balg ihr bereitete? Sie konnte sich wahrhaftig nicht vo r stellen, mitten im Gefecht, durch den Geruch warmen Blutes wah r scheinlich noch verstärkt, einen ihrer allmorgendlichen A n fälle von Schwindel und Übelkeit zu bekommen. Was anderen Frauen nur beschwerlich sein mochte, konnte für eine Schwertkämpferin im Gefecht den Tod bedeuten. Zwar hatte Errit, der Vater des Kindes, ihr g e schworen, seinen Sold mit ihr zu teilen, aber auf solche Almosen konnte sie verzichten. Genau g e nommen, verbesserte sie sich, ihren Stolz für einen Moment verschluckend, brauchte sie jeden Taler, den sie b e kommen konnte. Aber von Errit würde sie nichts annehmen, war es doch mindestens zu gleichen Teilen ihre Schuld, dass sie sich nun ihren Unte r halt nicht mehr auf die g e wohnte Art verdienen konnte. Zumindest hätte sie sofort, nachdem sie damals Eijsal ei n genommen hatten, eine He i lerin aufsuchen können; vielleicht wäre es dann noch früh genug für sie g e wesen, sich der lästigen Frucht ihres Leibes zu en t ledigen.
Aber nun war es zu spät für solche Gedanken, wie sie sehr wohl wusste, obgleich sie sich von ihnen nie ganz zu trennen vermochte. Wen wunderte es, war sie doch nun g e zwungen, ihr Brot auf eine so armselige Weise zu ve r dienen. Hah! Bei einer anderen hätte sie der G e danke, eine ausgebildete Schwertkämpferin arbeite, vorsichtshalber u n ter Verleugnung ihres eigentlichen Berufes, als einfache Magd am Hofe eines ihr verhassten Königs, zum Lachen gereizt; dass sie selber es war, die sich in eben dieser Lage befand, ließ dagegen ihre Wut auf das Kind, auf Errit und jeden, der ihr b e gegnete, immer mehr wachsen.
„Hey, Belsa, schlaf nicht ein!“ Die heitere Stimme der gu t mütigen und ständig lächelnden Köchin namens Inwar riss sie aus ihren Gedanken.
Belsa nickte, versuchte ebenfalls ein Lächeln auf ihr G e sicht zu zwingen, was ihr wie immer misslang, und wandte sich wieder dem Kübel mit inzwischen verdrecktem Wasser zu, um
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