Talivan (German Edition)
sie unter ihrem Umhang verbarg – welch Wunder, dass sie so dick wirkte –, eines hervor, das aus einer Röhre mit Glassche i ben an beiden Enden bestand, und sah hindurch. Sie seufzte leise, bevor sie Sirka das Gerät weitergab. Diese erstarrte, als sie durch das Rohr in unmittelbarer Nähe die bewaffn e te Kohorte Djakons sah, ließ das Gerät sinken und erschrak nochmals, da die Männer nun wieder ve r schwunden waren. Dann riss sie sich z u sammen, hob das Gerät wieder vor ihre Augen und b e gann zu zählen.
„Wir sollten versuchen, sie zu umgehen“, schlug sie schließlich zähneknirschend vor. Belan, durch die R e aktion ihrer Freundin vorgewarnt, blieb ruhig, als sie durch das merkwürdige Rohr sah, das ebenfalls ohne jede Magie funktionierte. „Nein, sie würden uns jagen, und in Alvia hätten wir schließlich den Feind vor und hinter uns“, gab sie zurück.
„Wir müssen den Schwarzen töten, nicht seine Schergen!“, entgegnete die Schwertkämpferin heftig. „Was nützt es uns, seine Männer zu b e siegen, wenn wir den Kampf vielleicht selber nicht überleben?“
Werezin hatte inzwischen ein paar Worte auf ihren Block g e schrieben, den sie Sirka nun reichte. Diese lachte bitter. „Nun, mit Zehnen von ihnen nehme ich es gerne auf. Wenn du die anderen sechzig oder siebzig übernimmst …“
Die Stumme zögerte nur kurz, bevor sie, ohne sich noch einmal umzudrehen, den Feinden entgegengaloppierte. B e lan hielt ihre Schwertschwester zurück. „Lass sie gehen, sie wird wissen, was sie tut. Vielleicht hat sie noch eine Übe r raschung parat.“
Die beiden Frauen mussten nicht lange warten. Noch bevor sie den Knall hörten, sah Sirka durch das Rohr, dass die Männer in die Luft gewirbelt wurden wie von einer ries i gen, unsichtbaren Flammenhand. Wieder und wieder schossen neue Flammen empor, als Schwert- und Zaube r schwester schon auf das Feuer zupreschten, vorbei an Werezin, und den Wenigen, die der Flammenhölle hatten en t fliehen können, den Garaus machten. Die Stumme folgte ihnen lan g sam, den Kopf gesenkt. Erst als sie den Ort des Grauens hinter sich gebracht hatten, bemerkten sie Werezins Tränen. Sicher, es war nötig gewesen, und doch verstanden beide und schwiegen. Die Stumme war keine Kri e gerin, und in einer Welt mit dem Schwarzen würde es nie einen Platz für sie geben, so, wie sie war.
Noch ein Tag bis Alvia, nach einer ruhigen Nacht, in denen nicht nur Werezin auf ihre Geräte vertraut hatte, als er u r plötzlich, wie aus dem Nichts erschienen, vor ihnen stand, Djakon, der Schwar z magier, alleine. Sie brachten ihre Pferde sofort zum Stehen.
„Ihr habt es also tatsächlich geschafft, diese Bauerntölpel zu besiegen, die ich euch entgege n geschickt hatte“, sagte er mit gespielter B e wunderung, die seine Verachtung nur noch deutlicher zum Ausdruck brachte. „Und doch könnt ihr nicht wirklich geglaubt haben, auch mich übe r raschen zu können. So dumm könnt selbst ihr nicht sein. Nun, ehe ich noch mehr von meinen Leuten verliere – nicht, dass ich sie wirklich benötigen würde –, werde ich euch wohl ze i gen müssen, welchen Fehler ihr gemacht habt …“
Bevor er den Satz beendet hatte, war Sirka mit einem wütenden Schrei wieder angaloppiert. Er b e wegte sich nicht, lächelte nur höhnisch, siege s gewiss, und doch, der tödliche Hieb musste sitzen, er war nicht zu verfehlen, sie ho l te aus – mit einer knappen Handbewegung warf er sie vom Pferd, bevor er in ihre Reichweite gekommen war. Mit schmerzerfülltem G e sicht sprang sie auf und warf sich wieder in den Kampf, der nun zwischen Belan und dem Schwarzen wo g te. Auch die Zauberin war von ihrem Ross geworfen wo r den und kämpfte jetzt mit aller Kraft gegen die geballte Magie an, die er ihr entgegenschleuderte, ohne sich um die hässlichen Verbrennungen auf ihren Armen zu kümmern, die er ihr schon hatte beibringen können. Sirka griff wieder und wieder an, aber Djakon schleuderte sie g e lassen mit j e dem Mal heftiger weg, bevor sie ihn erreichen konnte. Auch Belans Kräfte schienen nachzulassen. Die Schwertkämpferin merkte nicht, dass sie aus ohnmächtiger Ve r zweiflung und Schmerz weinte, als sie mit letzter Kraft ihr Schwert gegen den Schwarzmagier warf. Er drehte sich nicht einmal zu ihr um, während er die scharfe Klinge in der Luft umlenkte und auf Belan schleuderte, die durch e i nen instinktiven Sprung zur Seite ihr Leben rettete, aber nicht vermeiden konnte, dass die schwere Waffe ihren
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