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Talk Talk

Talk Talk

Titel: Talk Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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sich so auf das Handy, daß er beinahe einen japanischen Kleinwagen in die Büsche gedrängt hätte, aber dann hatte er die Nummer. Gegen eine Extragebühr wurde er gleich verbunden, und wenige Sekunden später sprach er mit dem Empfang.
    »Krankenhaus Peterskill, was kann ich für Sie tun?«
    »Wann ist heute Besuchszeit?«
    »Den ganzen Tag bis 21 Uhr, für alle Stationen außer der Intensivstation.«
    »Und können Sie mir sagen, ob ein bestimmter Patient da ist – ob er noch da ist, meine ich?«
    »Einen Augenblick.« Eine Pause, das Klappern einer Tastatur. »Wie ist der Name?«
    »Martin«, sagte er, »Bridger Martin.«
    Unterwegs kaufte er eine Zeitung und einen billigen Blumenstrauß – die Blüten waren in Zellophan verpackt, die Stiele in Aluminiumfolie –, nur für den Fall, daß sich jemand fragte, was er dort eigentlich tat, auf dem Parkplatz, inmitten Hunderter anderer Wagen mit in der Sonne bratenden Karosserien und blitzenden Windschutzscheiben. Es war heiß, schrecklich heiß. Das Radio gab nichts her, nur Klassik, Gequatsche, sonntägliches Andachtsgebrabbel, Halleluja und Amen. Ganz langsam und unendlich geduldig las er die Zeitung, einen Teil nach dem anderen, und behielt dabei den Haupteingang im Auge. Und als er sie um halb drei endlich entdeckte, als sie mit lebhaftem Mienenspiel durch die Doppeltür hinaus in die Sonne trat und der Frau neben ihr mit den Händen vor dem Gesicht herumfuchtelte, war es genau das, was er erwartet hatte. Und als sie zu der anderen Frau in einen verrosteten Volvo mit New Yorker Kennzeichen stieg, konnte er gar nicht anders als den gemieteten Geländewagen mit all seiner bedrohlich aufragenden Klotzigkeit in Bewegung zu setzen und ihr zu folgen.

VIER
    Sie stand an der Tür von Terris Wagen. Ein plötzlicher Windstoß bewegte die feuchte Luft, trieb ihr die Auspuffgase in die Nase, schüttelte die Zweige der Bäume und wirbelte ein Stück Papier aus dem Rinnstein die Straße entlang. Es war Regen im Anzug, noch mehr Regen, eines dieser Spätnachmittagsgewitter, die um diese Jahreszeit für eine halbe Stunde niedergingen. Anschließend verdunstete das Wasser, und die Luft wurde wieder schwer und warm. Dana beugte sich zum Fenster auf der Fahrerseite hinunter und sagte zum zweiten- oder drittenmal: »Danke noch mal, danke für alles«, während Terri, die ihr Haar mit einem schwarzen Gummi zusammengebunden hatte, damit es ihr nicht über die Schultern fiel, sagte, es sei ihr ein Vergnügen gewesen, und sie hoffe, daß sie in Verbindung bleiben würden.
    »Ja, bestimmt«, sagte Dana. »Ich hab deine Telefonnummer und E-Mail-Adresse, und du hast meine Handynummer. Du mußt uns mal besuchen. Ich lade dich zum Essen ein, und dann machen wir einen Einkaufsbummel oder so.«
    »Oder so?« sagte Terri und lächelte, daß die Zähne blitzten und die Augen strahlten und die Haut sich straffte. Es war ein echtes Lächeln, echt und spontan, nicht die aufgemalte Miene, die die meisten Leute präsentierten. Und aus Danas Vorratskammer voll seltener Wörter tauchte das richtige auf: Es war ein Duchenne-Lächeln, bei dem zwei verschiedene Gesichtsmuskelpartien gleichzeitig arbeiteten, ein Lächeln, das sich nicht vortäuschen ließ.
    Dana ließ den Blick über die Straße schweifen und sah wieder zu Terri. Auch sie lächelte, sie fühlte sich gut, befreit. Es war vorbei, die Sache war ihr aus der Hand genommen. »Einen Einkaufsbummel«, sagte sie. »Unbedingt einen Einkaufsbummel.«
    Okay. Na, dann... gebärdete Terri.
    Ja, okay.
    Dana wandte sich ab, um über die Straße zu ihrem Wagen zu gehen, als sie von hinten am T-Shirt gezupft wurde. »Hier«, sagte Terri und hielt ihr etwas hin: ein limonengrünes Haargummi mit leuchtendroten Punkten. »Damit du dir für den Heimweg die Haare hochbinden kannst«, sagte sie und zeigte auf ihren Kopf. »Wegen der Hitze.«
    »Möchtest du mir damit etwas sagen?« fragte Dana und fühlte sich plötzlich so gut, daß sie ein bißchen herumkasperte, betont an ihrer Achselhöhle roch und das T-Shirt glattstrich, als probierte sie ein Abendkleid an. »So schlimm stinke ich doch noch nicht, oder?«
    Terri lachte – wieder blitzten ihre Zähne, der Kopf und das Kinn bewegten sich, und da kam auch wieder die Brise, wehte ein Eispapier unter dem Wagen hervor und wirbelte es die Straße entlang. »Noch nicht«, sagte sie, »aber bald.«
    Dana winkte und faßte ihren dicken Haarschopf zu einem Pferdeschwanz zusammen. Sofort spürte sie, wie der

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