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Talk Talk

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Titel: Talk Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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wissen. Er grinste und sagte: »Vielleicht sollten wir uns einen besorgen und für das Studio in Corte Madera ausstopfen lassen.«
    »Oh, Jonas«, sagte Kaylee und verzog das Gesicht. Sie sah Peck um Zustimmung heischend an. Beide sahen ihn an. Alle standen in der Eingangshalle, tranken Wodka und plauderten über Vögel.
    »Klar«, sagte er, »warum nicht? Und wenn wir schon mal dabei sind, können wir gleich auch ein paar Touristen ausstopfen lassen.«
    Die Unterhaltung bei Tisch drehte sich hauptsächlich um nichtige Themen, um Kraftmaschinen und Stepper, den Aktienmarkt, die Giants, gute Noten, Zuchtlachs, den neuen Kade-Film und schließlich um den »total superteuren« Europaurlaub, mit dem Jonas seine Frau verwöhnen würde: einen ganzen Monat, das Kind bei der Großmutter geparkt, eine Woche Paris, eine Woche Venedig, und den Rest der Zeit würden sie auf der kilometerlangen Yacht von irgendeinem reichen Arsch in der Gegend der Islas Baleares verbringen. Das sagten sie tatsächlich, sie sprachen den Namen tatsächlich spanisch aus, mit rollendem R und allem Drum und Dran, als wären sie ein Kellnerteam in einem mexikanischen Restaurant: erst er – Islas Baleares – und dann sie, wie ein Echo. Sie lobten das Essen und den Wein – sie hatten zwei Flaschen Talley Chardonnay mitgebracht, der nicht mal übel war –, aber als die Sonne unterging und die Musik lauter wurde und man sich an den Armagnac machte, der ihn im Discountladen sechzig Scheine gekostet hatte, begann Peck zu merken, daß er gut ohne diese Leute leben konnte. Wirklich. Kaylee war in Ordnung, weil sie Natalia beschäftigte und sie ihm vom Hals hielt, aber ihr Mann war ein Idiot – das waren sie beide –, und Peck spürte, daß er unruhig und gereizt wurde, und das war nicht gut, denn es zerstörte die Stimmung dieses Tages und ließ ihn an Dinge denken, die eine negative Energie hatten und ihn runterzogen. Wie zum Beispiel Dana Halter. Wie zum Beispiel dieses Arschloch Bridger .
    Er hatte morgens die Nummer gewählt und die Ansage gehört – »Hallo, hier ist Bridgers Mailbox – bitte hinterlassen Sie eine Nachricht« –, und er hatte sich gefühlt, als hätte er am Hebel eines Spielautomaten gezogen und nicht drei, sondern nur zwei Kirschen gekriegt. Bridger. Was war das überhaupt für ein Name? Und warum spielte er dieses Spiel und nicht Dr. Dana Halter? Ein Bulle wäre sicher nicht so blöd gewesen, seine Nummer nicht zu unterdrücken, woraus folgte, daß er kein Bulle war. Aber wer war er dann?
    »Und wie läuft’s bei dir, Dana?« fragte der Ehemann mit dem fetten roten Gesicht und beugte sich über den Couchtisch, als wäre es ein Schwimmbecken, in das er sich im nächsten Augenblick stürzen wollte. »Was gibt’s Neues?«
    Er spürte das leichte Prickeln einer Irritation und warf Jonas einen warnenden Blick zu, aber der Typ war einfach zu dämlich, um es zu merken.
    »Ich meine, mit deiner Praxis? Da waren doch diese Räumlichkeiten in Larkspur – was ist daraus inzwischen geworden?«
    Es war kein leichtes Prickeln, sondern ein Stachel, ein Dorn. Wer war dieser Clown eigentlich? Und was hatte er ihm erzählt? Scheiße, er konnte sich nicht mehr erinnern. Er nahm den Schwenker und betrachtete die Wirbel, die der Brandy im Glas bildete – eine Farbe wie Diät-Cola, wenn das Eis geschmolzen war; warum war ihm das noch nie aufgefallen? –, und dann merkte er, daß niemand etwas sagte. Der Ehemann starrte ihn an, wartete mausgesichtig auf eine Antwort und war sich nicht ganz im klaren, ob er gerade ignoriert wurde und was er, wenn ja, dagegen tun sollte. Die beiden Frauen hatten aufgehört, sich über Soundso und ihren Silikonbusen zu unterhalten, und sahen ihn ebenfalls an. »Ich weiß nicht«, sagte er schließlich und versuchte, das Aufwallen zu unterdrücken, das sich anfühlte wie die Blasen in einer Sauce, wenn man die Sahne untergerührt hatte. »Wenn ich mir ansehe, was man für Versicherungen gegen Behandlungsfehler hinlegen muß, kann ich nur sagen: Ich weiß nicht, wie sich das lohnen soll. Wirklich. Manchmal denke ich, ich sollte es einfach lassen.«
    Kaylees Kinn klappte wie von einer Feder gezogen herunter. »Aber du bist doch noch so jung –«
    Und der Ehemann: »Und deine Ausbildung. Was ist mit deiner Ausbildung?«
    Sie waren vom Eßzimmer ins Wohnzimmer gegangen – »Nein, nein, laß nur«, hatte Natalia zu Kaylee gesagt, als diese beim Abräumen hatte helfen wollen, »soll das Mädchen das machen« –, und er

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