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Talk Talk

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Titel: Talk Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Kellnerinnen haben. Ihm ging es nicht um Berufspraxis, ihm ging es nur um eins: wie heiß sie waren, auf einer Skala von eins bis zehn. Keine kam auch nur annähernd an Gina heran – vielleicht, was das Gesicht betraf, aber ihr Körper war wie aus dem Playboy oder besser noch: wie aus Penthouse . Jocko und Frank, der ganz schön brutal sein konnte, widersprachen ihm nicht.
    Gina-Louise Marchetti.
    Sie war auf die Lakeland High School gegangen, ein Stück außerhalb von Peterskill, sie war zwanzig Jahre alt, hatte gerade keinen Freund und lebte – vorübergehend, wie sie betonte – bei ihren Eltern, in einem Haus an einer sich windenden schwarzen Straße in einem ländlichen, von Bäumen überschatteten Teil von Putnam Valley, wo absolut niemals etwas passierte, gestern nicht, heute nicht und morgen auch nicht. Es dauerte keine Woche, und er ging mit ihr ins Bett, es dauerte keinen Monat, und sie wohnte bei ihm. Nach der Arbeit zogen sie meistens durch die Bars und schliefen dann bis mittags, und an ihren freien Tagen fuhren sie mit der Bahn nach Manhattan und taten sich in den Clubs um. Sie nahmen zusammen Drogen, allerdings nicht exzessiv, nur ein bißchen Speed und ab und zu mal Ecstasy, und an den Abenden, an denen sie zu Hause blieben, probierten sie anständige Weine aus und experimentierten mit Rezepten aus Kochbüchern. Zu Weihnachten schenkte sie ihm ein Weinregal aus Kirschholz – »Für den Weinkeller, den du eines Tages haben wirst« –, und er schenkte ihr eine Kiste Rotwein, die der Weinhändler ihm zum Großhandelspreis überlassen hatte; sie kochten Paella, nur um es anders zu machen als der Rest des Landes, und verbrachten den größten Teil des Abends damit, den Anblick der zwölf symmetrisch angeordneten Flaschen Valpolicella in dem neuen Weinregal zu bewundern.
    Das war schön. Sehr häuslich, sehr ruhig. Er war verliebt, zum erstenmal in seinem Leben wirklich verliebt, er verdiente gutes Geld – sie übrigens ebenfalls –, und die Straße, die vor ihnen lag, war schnurgerade und eben. Sie zogen in eine größere Wohnung mit Aussicht auf den Hudson, vom Atomkraftwerk bis weit stromaufwärts, wo der Fluß sich aus dem Schoß der Berge wand. Er kaufte sich einen neuen Wagen, einen silberfarbenen Mustang mit Fünfganggetriebe und richtig Power. Die Nächte im Bett mit ihr waren was Besonderes. Du bist ein super Liebhaber , sagte sie. Super . Das glaubte er ihr – er glaubte es übrigens noch immer. Aber alles in diesem Leben wird früher oder später zu Scheiße, wie sein Vater immer gesagt hatte (bis er, ein Cocktailglas umklammernd, in seinem Fernsehsessel an einem Aneurysma gestorben war), und Frank, der Eigentümer, bewies den Wahrheitsgehalt dieses Satzes, indem er sich scheiden ließ.
    Ein geschiedener Mann hat Zeit, viel Zeit, um zu nörgeln, zu kritteln, zu kritisieren, und Kritik hatte Peck noch nie gut vertragen – ja, die sicherste Methode, ihn auf die Palme zu bringen, war die, ihm wegen irgend etwas an die Karre zu fahren, ganz gleich, ob es sein Vater war, der ihn zusammenstauchte, weil er angeblich irgendwelche häuslichen Pflichten vernachlässigt hatte, oder das Arschgesicht von Mathematiklehrer, der ihn in der neunten Klasse an die Tafel gerufen und versucht hatte, ihn fertigzumachen, oder seine unterbelichteten Bosse, die sich für Gottes Geschenk an die Menschheit gehalten hatten. Er wußte es besser. Ganz gleich, was anlag – er hatte immer recht, sogar wenn er unrecht hatte, und das konnte er mit einer rechten Geraden beweisen. Andere – Verlierer, Versager – mochten auch die andere Wange hinhalten, den Kopf senken, jeden Widerspruch hinunterschlucken. Er nicht. Dazu besaß er zuviel Stolz. Zuviel – wie sollte man das nennen? – Selbstachtung, Selbstwertgefühl. Oder Selbstvertrauen. Selbstvertrauen war ein viel besseres Wort. Jedenfalls war Frank jetzt andauernd in der Bar, inhalierte Glenfiddich bis in die Morgenstunden und wurde mit jedem Tag seltsamer, reizbarer und verrückter. Und dann kam unvermeidlich der Abend, an dem Peck der Kragen platzte (es ging um irgendeinen Scheiß... daß er nicht den richtigen Parmesan bestellt hatte und sowieso keine Ahnung von echtem Parmesan – parmigiano-reggiano – hatte und nichts als Mist machte und seinen Boß Geld kostete), und der jüngste Geschäftsführer, den das Fiorentino je gehabt hatte, sah rot. Man tauschte Beschimpfungen aus, dies und das ging zu Bruch, und auf Empfehlungen von Frank Calabrese brauchte Peck

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