Tallinn-Verschwörung
sich etwas verschlafen auf und schüttelte sich, denn die Spannung, die zwischen Torsten und Petra entstanden war, griff auch auf sie über. Der MAD-Mann glich einem Raubtier, das in einem zu engen Käfig gehalten wird, und stand kurz vor der Explosion. Petra hingegen hatte sich bis an die Grenzen verausgabt und würde zusammenklappen, wenn sie nicht die Möglichkeit bekam, sich wenigstens etwas zu erholen.
Petra warf Graziella einen dankbaren Blick zu und schlüpfte in ihr Sweatshirt. »In einer halben Stunde bin ich zurück. Dann kann ich mich wieder besser konzentrieren.«
»Hoffentlich«, knurrte Torsten, während sie das Zimmer verließ.
Graziella sah ihn kopfschüttelnd an. »Du siehst aus, als
könntest du ebenfalls einen Kaffee brauchen. Warte, ich lasse einen bringen.« Bevor Torsten etwas sagen konnte, griff sie nach dem Zimmertelefon und gab die Bestellung auf.
»Schicken Sie auch eine Kleinigkeit zum Essen hoch und eine große Kanne Kaffee! Dazu noch eine oder besser zwei Flaschen Prosecco. Nein, wir wollen nicht ins Restaurant. Vielleicht später, danke.« Sie legte auf und sah Torsten an. »Warum müssen die Leute immer lästig werden und Dinge vorschlagen, die man gar nicht will? Oder möchtest du ins Terrassencafé gehen?«, fragte sie.
Torsten schüttelte den Kopf. »Ich möchte am liebsten niemanden sehen!«
»Auch mich nicht?« Graziella klang ein wenig kokett, doch Torsten achtete nur auf die Aussage und nicht auf den Sinn ihrer Worte.
»Petra und du – bei euch ist das etwas anderes. Ihr gehört schließlich zum Team.«
Graziella zog leicht beleidigt die Oberlippe hoch. »Du bist aber kein Kavalier! Nennst deine pummelige Bekannte als Erste. Das klingt, als wäre sie dir lieber als ich.«
»Nein, so ist es nicht. Entschuldige, aber mir platzt schier der Kopf.«
Graziella sah Torsten an und spürte seine Verzweiflung. Er tat ihr leid. Doch was konnte sie schon für ihn tun? Auch sie hatte Angst davor, dass Hoikens’ infamer Anschlag gelingen könnte und Europa ins Chaos stürzen würde. Dann horchte sie tiefer in sich hinein und fühlte, dass noch mehr in ihr bohrte. In den Nächten durchlebte sie in ihren Albträumen immer wieder die Vergewaltigung durch Gianni, und sie begriff, dass sie wohl nie mehr einem Mann vertrauen würde, wenn sie sich nicht selbst aus diesem Teufelskreis befreite. Zu einem Psychologen zu laufen, würde ihr in diesem Fall auch nichts helfen, zumal sie sich nicht vorstellen
konnte, einem Außenstehenden so intime Einzelheiten anzuvertrauen.
Nachdem sie tief durchgeatmet hatte, trat sie auf Torsten zu und legte ihre Hände auf seine Wangen. »Du solltest Hoikens für ein paar Minuten vergessen und an schöne Dinge denken. Danach geht es dir besser, und dir fällt sicher etwas ein.«
»Wenn es so einfach wäre!« Torsten lachte bitter auf, ließ aber zu, dass Graziella ihn zu einem Sessel lotste, und nahm darauf Platz. Kurz darauf läutete der Zimmerservice und brachte das bestellte Frühstück. Graziella reichte dem Mädchen einen Fünfeuroschein als Trinkgeld und forderte sie auf, das »Bitte nicht stören«-Schild an den Türgriff zu hängen. Dann wandte sie sich Torsten zu und schenkte ihm eine Tasse Kaffee und ein Glas Sekt ein.
»So, gleich geht es dir besser«, sagte sie lächelnd. Ein geschickter Griff ließ den obersten Knopf ihrer Bluse aufgehen, und sie setzte sich so, dass ihr Dekolleté am besten zur Wirkung kam.
Noch begriff Torsten nicht, worauf die junge Italienerin aus war. Da streifte sie ihre Bluse ganz ab und drehte ihm dem Rücken zu. »Den BH musst du selbst aufmachen.«
»Wieso?«, fragte er verdattert.
»Dummer Deutscher! Weil ich es will.« Graziella ärgerte sich über ihn und auch über sich, denn sie war wirklich keine, die sich einem Mann von selbst anbot. Rasch, damit sie den Mut nicht verlor, füllte sie ihr Glas nach.
»Begreifst du noch immer nicht, was ich will?«, fragte sie, während sie mit kleinen Schlucken trank.
Wie von einem fremden Willen gelenkt öffneten Torstens Hände nun den Verschluss ihres BHs. Während das Kleidungsstück schwankend wie ein Blatt zu Boden segelte, drehte Graziella sich um und schenkte ihm ebenfalls ein.
Er konnte etwas zu trinken brauchen. Mit großen Augen starrte er auf die beiden Hügel, die dort, wo der Bikini sie vor der Sonne geschützt hatte, so weiß leuchteten wie Milch. Auch die Brustwarzen waren blass und recht klein. Mit wachsender Erregung sah er zu, wie Graziella sich
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