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talon013

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Titel: talon013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das vergessene Land
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Schreie erklungen waren, so schnell verstummten sie und ließen eine Stille zurück, in die nicht einmal das Rauschen des Windes einzubrechen vermochte.
    Unvermittelt öffnete Eser Kru die Augen. Das elfenbeinfarbene Weiß war blutunterlaufen und durchzogen mit zahlreichen rotgeränderten Adern, die sich in den glutvoll leuchtenden Pupillen sammelten. Er sah , wie die schwarze Flut aus ungreifbarem Nichts durch das Land jagte, in jede Faser der Existenz schlug und das mit sich riss, das er zerstören wollte. Jahr um Jahr löste sich von den Schichten allen Lebens und verschwand in einem Wirbel der Realitäten. Nichts starb wirklich, nichts verging. Doch mit jeder Welle wurde allem Lebenden etwas an Zeit entrissen und schleuderte es zurück, weiter zurück in eine Vergangenheit, die schon lange zu Staub zerfallen war.
    Um ihn herum schlossen sich Risse in den schweren Steinblöcken der Wände. Längst verblichene Wandmalereien leuchteten in kräftigeren Farben auf und gewannen mit jedem verstreichenden Augenblick mehr an Form.
    Ein heftiger Schmerz bohrte sich in Eser Krus Kopf. Die Narbe brannte aus einem inneren Feuer heraus. Nur mühevoll unterdrückte er den Schmerz und stöhnte gequält auf. Die dunkle Flüssigkeit, die sich in der Mulde gefangen hatte, glomm zuerst nur leicht auf, dann verfestigte sich ihre Form, und sie wuchs an der schwarzen Haut empor, legte sich schützend über das lange abgestorbene Gewebe, bis sie die oberen Kante erreicht hatte.
    Der Hüne atmete schwer. Er fühlte, wie etwas in ihn zurückkehrte, das er lange nicht mehr erlebt hatte. Das Leben schien sich in einer fast schon vergessenen geglaubten Intensität in seinen Gedanken zu verfangen und konzentrierte sich auf diesen einen Punkt oberhalb seiner Augen.
    Blutrot leuchtete der Kristall auf, der die Form der Narbe nun gänzlich ausfüllte. Er schien erfüllt von Tausenden Gedanken und Emotionen, die in seinem Inneren tanzten wie helle Lichter.
    Eser Kru lachte auf. Sein Körper zitterte vor Erschöpfung. Nur mit Mühe konnte sich der Schwarze auf den Beinen halten, während er mit schweren Schritten an eines der Fenster taumelte. Müde legte er seine prankenhaften Hände auf den glatt geschliffenen Stein. Die Natur lag vor ihm, als sei sie in der Zeit erstarrt. Nur langsam löste sie sich aus der Umklammerung der schwarzen Welle. Ruckartig erst schwankten die Äste der Bäume, jede ihrer Bewegungen war verzögert, gefolgt von einem weiteren Moment der Erstarrung. Doch mit jeder verstreichenden Sekunde wurde das Bild fließender, gleichmäßiger und gewann mehr und mehr an Leben zurück.
    Das raue Krächzen eines Reihers mischte sich mit dem überraschten Kreischen einer kleinen Gruppe von Affen, die sich unverwandt wieder ins Leben zurückgesetzt fühlten.
    Der Hüne verließ den weiten Raum und betrat eine der offenen Plattformen des Tempels im Freien. Keiner seiner Männer begegnete ihm. Sie würden eine Weile brauchen, bis sie aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht waren. Und selbst dann würden sie nicht verstehen, was geschehen war.
    Doch das kümmerte ihn wenig. Seine Gedanken galten alleine der schroffen Felswand, die sich zu seiner Rechten aus dem Dschungel erhob und die Tiefebene vom Hochland abtrennte. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine breiten Lippen.
    In regelmäßigen Abständen waren im dem Stein wieder überlebensgroße Reliefs von Menschen zu erkennen. Erinnerungen an die Zeit, als seine Familie das Land beherrschte und sich in dem Felsen verewigte.
    Jeder von ihnen hatte es verstanden, die Macht zu benutzen, die in den Mauern des Tempels ruhte. Doch keiner von ihnen hatte das geschafft, was er nun vollbracht hatte. Eser Kru atmete tief durch und ließ seinen Blick schweifen.
    Das war wieder seine Welt. Das Reich, das Shion in den Untergang gerissen hatte. Die Jahrtausende der Zeit waren erloschen. Er hatte die Vergangenheit in die Gegenwart geholt …

    Erika Janssen schloss den Klettverschluss des weißen Overalls. Die Frau, die von sich selbst gerne behauptete, die Vierzig gerade erst überschritten zu haben, strich das ohnehin schon kurze Haar nach hinten und streifte die Stoffhaube über, um den Kopf zu bedecken. Als letztes folgten die hauchdünnen Handschuhe, die ein Arbeiten mit den Fingern zuließen, gleichzeitig aber davor schützten, dass Keime freigesetzt wurden.
    Ihre Keime.
    Der Schutz galt dem Objekt, das als einziges inmitten des von zahlreichen Trennwänden unterteilten Laborraums aufgebaut worden

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