und mit einem Knirschen wie trockenes Laub zu Staub zerfielen.
Der Mann, der seit Jahrtausenden darauf gewartet hatte, seinen angestammten Platz wieder einzunehmen, war nicht bereit, sich mit diesem Fetzen Schwärze auf eine Machtprobe einzulassen. Der Tempel war sein Besitz. Alles darin hatte seiner Macht zu unterstehen. Mit der neu gewonnenen Kraft, die er den Menschen entrissen hatte, schuf er einen hell leuchtenden Schein um sich, der ihn wie ein Schild schützte und Formen der ungreifbaren Masse verzehrte, sobald sie sich berührten. Ein grollender Schrei löste sich aus der Brust des Schwarzen, als er vordrang, die Schatten mit jedem Schritt weiter zurückpeitschte, in ihre Substanz schlug, bis sie sich auflösten wie ein Nebelschleier.
Das fahle Licht, das den Raum mit düsteren Schatten erfüllt hatte, wich zurück und machte dem lebendigen Schein mehrerer tief liegender Holzbecken Platz, deren flackerndes Licht den Raum erhellte.
Eser Kru ging schwer in die Knie und atmete hastig. Seine Gedanken überschlugen sich. Die Schwärze fühlte seine Schwäche. Sie hatte ihn dieses Mal herausgefordert. Sie würde es wieder tun, wenn es ihm nicht gelang, sie in seinen Bann zu schlagen. Wankend erhob er sich und schob sich zum Fenster. Der Atem brannte heiß in seiner Brust, als er die Frische der abendlichen Luft tief in sich aufsog, die durch die schmalen Fensterschlitze in das Gebäude drang.
Am sternenklaren Himmel zeichnete sich der fast völlig geschlossene Kreis des Mondes ab, der in einem rötlichen Schimmer unheildrohend leuchtete.
„Bald.“ flüsterte Eser Kru rau. „Bald…“
Fortsetzung folgt in
Talon Nummer 14
„Blutmond“
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