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talon013

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Titel: talon013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das vergessene Land
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Glasscheiben, die den Stein als Würfel mit einem halben Meter Durchmesser umgaben. Leise knirschte das Sicherheitsglas auf, als sich die Schwärze mit immer größerem Druck dagegen schob.
    Einer Ahnung folgend schrie Erika Janssen ihren Kollegen eine Warnung zu und warf sich dann zu Boden. Das Glas stob explosionsartig auseinander. Schmerzerfüllt schrie die Frau auf, als sie spürte, wie mehrere Scherben ihre Kleidung durchdrangen und in das Fleisch schnitten. Neben sich hörte sie Cully überrascht aufgurgeln, dann folgte der dumpfe Aufschlag seines Körpers auf den Boden, begleitet vom Klirren mehrerer Werkzeuge, die er beim Sturz mit sich gerissen hatte.
    Sie wagte nicht aufzusehen. Erst als sie ein regelmäßiges Knirschen hörte, öffnete sie die Augen. Tashmar stolperte auf den regungslosen Cully zu. Bei jedem seiner Schritte zerbrachen die kleinen Scherben unter den kräftigen Sohlen seiner Schuhe. Der Inder war selbst von mehreren Schnittwunden gezeichnet, die den weißen Stoff seiner Schutzkleidung in breiten Bahnen rot färbten. Er ging neben dem Farbigen in die Knie und drehte den regungslosen Körper auf den Rücken.
    „Mein Gott“, entfuhr es Erika Janssen. Entsetzt verzog sie beim Anblick des unterarmlangen Glassplitters den Mund, der aus der Brust ihres toten Kollegen ragte. Das Blut hatte sich bereits in einer dunklen Lache um seinen Körper gesammelt.
    Jetzt erst kehrte die Erinnerung an das zurück, was geschehen war.
    „Diese schwarzen Fäden!“, entfuhr es der Frau. Vorsichtig erhob sie sich und vermied es, sich an dem am Boden liegenden Glas zu verletzen. Ungläubig suchte ihr Blick das zerstörte Labor ab. Nichts erinnerte mehr an das, was aus dem Kristall gedrungen war. Die Alarmsirene, die beständig in einem wimmernden Laut aufheulte, nahm sie nicht zur Kenntnis. In wenigen Minuten würde das Sicherheitspersonal ankommen, um den Bereich abzusperren. Und dann würde Vanderbuildt wissen wollen, was geschehen war.
    Sie strich sich eine Strähne ihres blassblonden Haares aus der Stirn, das sich unter der Haube durchgeschoben hatte. Ihr Blick wanderte zum Kristallsplitter, der in seiner Fassung ruhte. Ruhig und dunkel.

    Übergangslos war Talon bei Bewusstsein.
    Er öffnete die Augen und blickte in das dunkle, lichtverzehrende Antlitz des schwarzen Löwen, dessen glutrote Pupillen ihn aufmerksam betrachteten. Ohne ein Gefühl von Schwindel oder Schwäche kam er auf die Beine und sah sich um.
    „Was ist geschehen?“, richtete er schließlich seine Frage an Shion. „Ich weiß, dass wir unterwegs zu den Zellen waren, um die Garde zu befreien. Wir sind auf weitere der Kreaturen gestoßen, und es gab einen Kampf. Doch dann – – ich kann mich an nichts erinnern“, musste er feststellen.
    Der wuchtige Kopf des schwarzen Löwen deutete auf zwei dunkle Flecken auf dem Stein, die den Eindruck erweckten, als wäre dort etwas verbrannt oder zu einer unförmigen Masse geschmolzen.
    [Das sind die Überreste der Wesen. Geschöpfe von Eser Kru, der die Seelen derer gerufen hat, die in all der Zeit einen gewaltsamen Tod im Dschungel gestorben sind.] Er stieß mit der Schnauze gegen einen der zusammengefallenen Haufen und zuckte offensichtlich angewidert mit dem Kopf zurück. [Doch es ist mehr geschehen. Viel mehr, als dass diese Kreaturen vernichtet wurden.] Shion zögerte in seiner Bewegung, als sei er sich nicht sicher, ob er fortfahren sollte. [Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen. Ich hätte ihn töten müssen.]
    Talon war bewusst, dass der Löwe zu sich selbst sprach. Er betrachtete sich den massigen Körper des dunklen Wesens, und es schien ihm, als habe er an Gewicht gewonnen. Die Konturen seiner oftmals fließenden Gestalt wirkten klarer, schärfer umrissen, als er es je gesehen hatte.
    [Dir ist es auch aufgefallen, nicht wahr?] richtete Shion den Satz an den Weißen, als könne er seine Gedanken offen lesen. [Ich fühle mich lebendiger, als ich mich in …] , der Löwe stockte. Er senkte den Kopf und trat einige wenige Schritte nach vorne . [ … als ich mich in Jahrtausenden gefühlt habe], beendete er den Gedanken.
    Augenblicke lang herrschte Stille zwischen ihnen, dann fuhr der schwarze Löwe mit einer Vehemenz herum, die Talon überraschte. [Eser Kru hat die Vergangenheit zu neuem Leben erweckt, Talon! Er hat Kräfte in diesen Mauern freigesetzt, die ich immer unter Verschluss gehalten habe.]
    Der Mann schüttelte den Kopf mit den rotbraunen Haaren. „Soll das heißen, er hat uns

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