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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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diese Sachen zurechtgelegt, dazu noch ein paar Eddibeeren, falls ich Schlaf brauchte, und einige Kelschblätter, falls ich wachbleiben mußte, und dann habe ich Kontakt zu Morrolan aufgenommen. Weil ich ihn nicht sonderlich gut kannte, hat das etwas gedauert, aber schließlich hatte ich ihn.
    »In einer Stunde bin ich soweit«, sagte ich.
    »In Ordnung«, antwortete er. »Wo sollen wir uns treffen?«
    Ich überlegte einen Moment und sagte dann: »Da gibt es so ein Gasthaus in Süd-Adrilankha, das heißt Bei Ferenk.«

    Jedesmal, wenn ich zu einem Schuhmacher gehe, komme ich nicht umhin, mich zu fragen, wie diese Leute eigentlich gute Schuhe zustande bringen. Will sagen, ich 123
    habe weder jemals einen Schuhmacherbetrieb gesehen, der nicht so finster war wie Verras Hölle, noch einen Schuhmacher, der nicht halbblind durch die Gegend getapert ist.
    Die Kleidungsfetzen desjenigen, bei dem ich mich befand, wiesen ihn dem Haus der Chreotha zu, wie auch sein längliches Gesicht und die Stummelfinger. Der Dreck unter seinen Fingernägeln hätte für einen ganzen Garten ausgereicht. Graue, dünne Haare bedeckten seinen Kopf, und die Augenbrauen waren dicht und dunkel. Ein kräftiger Geruch nach Leder und diversen Ölen durchzog den Raum, von dem ich nicht sagen kann, wie er aussah, außer daß er dunkel, ja sogar finster war.
    Der Chreotha grunzte mich zur Begrüßung leise an (besser kann ich es nicht beschreiben) und wies mir eine Stelle in der Finsternis zu, die sich als ein Sessel aus lederbespanntem Holz entpuppte. Vorsichtig ließ ich mich darin nieder, aber als er nicht gleich
    zusammenkrachte, entspannte ich mich. Für einen Dragaeraner war er etwas klein, was ich ganz angenehm fand, denn Dragaeraner sind größer als Menschen, und es ärgert mich immer, wenn ich auf einem Stuhl sitzen muß, der für größere Leute gemacht worden war.
    Der Schuhmacher schlurfte aus dem Zimmer,
    wahrscheinlich um Nielar von meiner Ankunft zu
    unterrichten. Nielar hatte mich angeheuert, nach einer unangenehmen Vorgeschichte, die bei einem Shereba-Spiel in seinem Hinterzimmer stattgefunden hatte. Wie ich erfahren hatte, war Kiera für mich eingetreten, deshalb war ich nun hier, um für ihn zu arbeiten.
    Außerdem sollte ich auch noch einen Partner kennenlernen.
    »Du mußt Vlad Taltos sein«, sagte er.
    Ich erschrak und hätte um ein Haar den Dolch aus 124
    meinem Ärmel gezogen.
    »Mama?«
    »Schon gut, Loiosh.«
    Da saß er, mir direkt gegenüber, und irgendwie mußte ich ihn bei der schlechten Beleuchtung übersehen haben.
    Auf seinem Gesicht lag ein leichtes Grinsen,
    wahrscheinlich hatte er mich zusammenzucken sehen, aber ich beschloß, ihn deswegen nicht gleich zu hassen.
    »Ja«, gab ich zurück. »Ich nehme an, du bist Kragar?«
    »Das nehme ich auch an. Und da wir das wohl beide tun, können wir auch davon ausgehen, daß es stimmt.«
    »Ääääh… ja.«
    Mit immer noch höhnischem Ausdruck beobachtete er mich. Ich überlegte, ob er mich bis aufs Blut reizen wollte, um zu sehen, ob ich mich im Zaum halten konnte.
    Wenn ja, mochte ich es nicht, weil ich auf die Probe gestellt wurde. Wenn nicht, war er bloß ein Hampelmann.
    Er sagte: »Da gibt es einen, der schuldet Nielar Geld.
    Nicht allzu viel; vierzig Imperials. Aber er ist uneinsichtig. Wenn wir es kriegen, teilen wir uns vier Imperials.« Während mein Gesicht ausdruckslos blieb, war ich erstaunt, daß mein Mitarbeiter vierzig Imperials nicht für eine Menge Geld hielt. Das, fand ich, konnten gute Vorzeichen für meine Zukunft sein.
    »Sollen wir gehen?« fragte er dann. Dabei übergab er mir einen weichen, runden Stock von vielleicht vier Zentimeter Durchmesser und etwas mehr als einem halben Meter Länge. Ich packte ihn fest. Schwer genug, um jemanden zu verletzen, war er. Er sprach weiter:
    »Nielar hat gesagt, du wüßtest schon, wie man damit umgeht.«
    »Ich glaube schon«, sagte ich und wog das Ding in der Hand. »Es ist ja so ähnlich wie ein Stuhlbein.«
    125
    »Was?«
    »Nicht so wichtig.« Ich grinste ihn an, plötzlich fühlte ich mich etwas vorwitzig.
    »Aha.«
    Als wir zur Tür gingen, sagte ich: »Du übernimmst das Reden, ja?«
    »Nein«, gab er zurück, »das machst du.«

    »Wie lange wirst du weg sein, Vlad?«
    »Keine Ahnung, Kragar. Du wirst dich einfach so gut wie möglich um alles kümmern müssen. Wenn ich Glück habe, bin ich in drei oder vier Tagen wieder da. Wenn nicht, komme ich überhaupt nicht zurück.«
    Er kaute auf seiner Unterlippe, was

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