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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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er sich, glaube ich, von mir abgeguckt hatte. »Hoffentlich kriegst du auch was dafür.«
    »Ja«, sagte ich. »Das hoffe ich auch.«
    »Also dann, viel Glück.«
    »Danke.«
    Mit Loiosh machte ich mich auf den Weg zu Ferenks Gasthaus. Der Wirt erkannte mich sofort und schaffte es, seine Mißbilligung nicht zu zeigen. Als jedoch Morrolan dazukam, konnte ich sehen, wie er die Mundwinkel verzog und fast gefaucht hätte. Lächelnd bestellte ich:
    »Zwei, bitte. Wasserleichen und Tang für uns. Bestimmt wißt Ihr noch, wie man die einschenkt.«
    So war es, und zu meiner Freude mochte Morrolan fenarianischen Pfirsichbranntwein, allerdings war ich etwas enttäuscht, daß er ihn schon kannte und sogar wußte, wie er auf Fenario genannt wird. Von Ferenk hatte er aber noch nicht gehört. Ich glaube, es machte 126
    ihm Spaß, daß er der einzige Dragaeraner hier war. Als ich daran dachte, wie ich Kiera hier getroffen hatte (zufällig? Ha!), fragte ich mich, was die Stammgäste wohl sagen würden, wenn ständig Dragaeraner
    hereinschneiten und welchen Ruf ich in diesem Laden erlangen würde. Wie dem auch sei, Morrolan gefiel es jedenfalls besser als Ferenk.
    Pech für ihn.
    Nach ein paar Gläsern gingen wir wieder. Dann blieb Morrolan stehen. Ich wartete neben ihm. Mit
    geschlossenen Augen verharrte er reglos, dann nickte er mir zu. Ich machte mich bereit, und Süd-Adrilankha verschwand. Ich erwartete ein Gefühl der Übelkeit und wurde nicht enttäuscht.
    Ich hasse das.

    Die Zielperson wohnte ungefähr eine halbe Meile entfernt. Um die Zeit während der Strecke totzuschlagen, bat ich Kragar, mir von ihr zu erzählen.
    »Viel weiß ich nicht, Vlad. Er ist ein Orca und schuldet Nielar jetzt schon eine ganze Weile Geld.«
    »Ein Orca? Das hört man doch gerne.«
    »Wieso?«
    »Schon gut«, sagte ich nur. Er warf mir einen kurzen Blick zu, sagte aber nichts weiter dazu. »Ist er groß?«
    Kragar zuckte die Achseln. »Was macht das schon?
    Schlag hart genug zu, und er geht zu Boden.«
    »Wollen wir denn das?« fragte ich, weil ich an Kieras Rat denken mußte. »Ihn aufmischen?« Mir fiel meine Nervosität auf. Als ich angefangen hatte, die Dragaeraner zu verprügeln, die zuvor mich verprügelt hatten, war es 127
    immer von einem Moment auf den anderen geschehen.
    Ich bin niemals wirklich losgezogen, um es zu tun. Da gab es schon einen Unterschied.
    Kragar sagte: »Wie du willst.«
    Ich blieb stehen. »Was soll das denn? Du hast sowas schon mal gemacht; ich nicht. Wieso soll ich hier alles entscheiden?«
    »Das war eben meine Bedingung, als ich bei Nielar eingestiegen bin – daß ich nie einen Befehl erteilen muß.«
    »Häh? Wieso das denn?«
    »Geht dich nichts an.«
    Ich starrte ihn an. Dann bemerkte ich, daß das Haus der Dragon so deutlich in seine Gesichtszüge gemeißelt war, daß ich nicht verstehen konnte, warum ich es übersehen hatte. Dazu gab es doch ganz bestimmt eine Geschichte.
    Als wir weitergingen, grübelte ich über Kragar nach.
    Er war fast genau zwei Meter zehn groß, hatte
    mittelbraune, glatte Haare, braune Augen und, naja, sonst eigentlich keine besonderen Merkmale. Fragen schossen mir ohne Antworten durch den Kopf. Wo kam er her?
    Wie hatte er sich bei den Jhereg eingeführt?
    Er stieß mich an und zeigte auf ein Gebäude. Draußen waren die Insignien eines heulenden Wolfes zu sehen, und es wirkte eigentlich ganz nett. Auch drinnen war es in gutem Zustand. Wir schritten durch den Wohnraum, wobei uns ein paar Gäste anfunkelten, die Ostländer, Jhereg oder beide nicht mochten. Dann die Treppe hinauf. Als wir drei Absätze erklommen hatten und uns nach links wandten, machte ich mir noch immer
    Gedanken über Kragar, auch dann noch, als wir an die Tür geschlagen hatten und sie sich öffnete.
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    Der Orca glotzte mich an und blinzelte. »Ja,
    Milchbart?«
    Oh. Ach hier war ich. Das Gegrübel über Kragar hatte mich derart abgelenkt, daß ich mir gar keine Eröffnung für den Orca zurechtgelegt hatte. Und weil ich nicht wußte, was ich sagen sollte, habe ich ihm den Stock in den Magen gerammt. Darauf sagte er so etwas wie
    »Ummpf« und fiel um. Kann sein, daß ich ein paar Rippen gebrochen hatte, ich habe nicht richtig gezielt.
    Hoffentlich war das auch der richtige.
    So oder so, sein Kopf war direkt vor mir. Fast hätte ich mit dem Stock zugeschlagen, doch mir fielen Kieras Worte wieder ein, und ich ließ es. Statt dessen stieß ich ihn mit dem Fuß nach hinten. Er fiel auf den Rücken, und mir wurde

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