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Taltos

Taltos

Titel: Taltos
Autoren: Steven Brust
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mich getan? Er hatte mir das Leben gerettet, aber das war, weil ich für ihn gearbeitet habe. Ein Freund? Unsinn. Nicht ein
    Dragaeraner. Jedenfalls kein Dragonlord.
    Also warum? Egal, es war vorbei. Und ich war
    sowieso zu müde, darüber nachzudenken.
    Weitergehen. Wach bleiben.
    Später sagte Aliera: »Ich merke es auch langsam.
    Sollen wir Pause machen?«
    Morrolan antwortete: »Wenn wir stehenbleiben, wird Vlad einschlafen, und wir verlieren ihn.«
    Diese Antwort schien Aliera zu genügen, was mich überraschte. Aber warum strengten sie sich so sehr an, um mich zu retten? Und warum war ich so sicher
    gewesen, daß sie es tun würden? Sie sind Dragonlord und
    -lady und ich ein Jhereg; sie sind Dragaeraner und ich ein Mensch. Ich kriegte es nicht auf die Reihe.
    »Wie geht es dir?« fragte Aliera.
    259
    Ich konnte nicht antworten, aber wie sich
    herausstellte, sprach sie mit Morrolan. Der sagte: »Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es ist, als wäre ich leichter und gleichzeitig doch schwerer, und die Luft schmeckt anders. Ich frage mich, was er mir gegeben hat.«
    »Wenn wir hier je rauskommen«, meinte Aliera,
    »können wir ihn danach fragen.«
    Wach bleiben. Weitergehen.
    Die Wälder waren einfach unendlich.

    Tadischat zu töten war womöglich eines der einfachsten Dinge, die ich je getan habe. Von jemandem, der sich so schnell Feinde machte wie er, sollte man doch annehmen, daß er Vorsichtsmaßnahmen getroffen hat. Aber er war noch nicht lange verantwortlich für ein Gebiet, und ich nehme an, er gehörte zu denen, die glauben: »Sowas kann mir nicht passieren.«
    Dann paß mal auf, du Trottel: kann es doch.
    Er hat immer bis in die Nacht gearbeitet und seine eigene Buchhaltung erledigt, damit ihn auch ja keiner um eine Kupfermünze betrügen konnte, und eines Tages, als er gerade über den Büchern hockte, bin ich einfach hineingegangen und habe mich mit einem Stilett in der Hand herangeschlichen. Er hat mich erst bemerkt, als ich direkt vor ihm stand, und da war es schon viel zu spät.
    Kein Problem.
    Als man seine Leiche fand, war ich bereits in sein Büro eingezogen. Wieso? Ich weiß nicht. Wahrscheinlich hatte ich einfach beschlossen, daß ich lieber für mich selbst als für irgend jemand anderen arbeite.

    260
    Wann wir die Wälder hinter uns gelassen hatten, weiß ich nicht mehr, aber ich erinnere mich noch, daß ich durch eine Höhle getragen wurde. Morrolan sagt, ich hätte sie hindurchgeführt, was weiß ich. Meine nächste deutliche Erinnerung ist, wie ich auf dem Rücken liegend den orangeroten dragaeranischen Himmel sehe und Morrolan sagen höre: »Gut, jetzt weiß ich, wo wir sind.«
    Danach muß ein Teleport gekommen sein, aber ich weiß es nicht mehr, was auch in Ordnung ist.

    Als ich das Geschäft von Tagischatting übernommen hatte, ist Kragar gleich bei mir eingestiegen, und zu meiner Überraschung und Freude hat Nielar mir größere Loyalität erwiesen, als ich von einem ehemaligen Boß erwartet hätte. Natürlich hatte ich ein paar
    Startschwierigkeiten, weil es in der Organisation einige Leute gab, die Probleme hatten, einen Ostländer als Boß ernstzunehmen.
    Ich konnte ihre Meinung ändern, ohne einen von ihnen umzubringen, was ich für eine ordentliche Leistung halte.
    Eigentlich hatte ich keine nennenswerten Hindernisse bei der Leitung meines Gebiets zu überwinden – bis ein gewisser Söldner namens Quion aufkreuzen und alles kaputtmachen mußte.

    Sethra Lavode, die Beschwörerin, die Dunkle Lady vom Dzurberg, musterte mich mit gesenkten Augenlidern. Ich frage mich, warum sie nicht wissen wollte, was ich Morrolan gegeben hatte, aber wahrscheinlich hat sie entweder erraten, was es war, oder gewußt, daß ich nicht antworten würde. Ich war irgendwie streitlustig, warum, 261
    wußte ich nicht so genau. Vielleicht, weil Morrolan und Aliera mir aus den Pfaden des Todes hinausgeholfen hatten, keine Ahnung.
    Diese beiden Edlen sahen Sethra gespannt ins Gesicht, nachdem sie ihre Geschichte beendet hatten. Wir saßen ganz bequem in der Bibliothek im Dzurberg. Chaz servierte Wein und zwinkerte unablässig und schmatzte laut.
    »Ich bin erfreut«, sagte Sethra schließlich. »Aliera, das Imperium braucht deine Anwesenheit.«
    »Das hat man mir zu verstehen gegeben«, erwiderte die.
    »Und was sind wir, bloß gebratene Kethnas?«
    »Schnauze, Loiosh«, sagte ich, obwohl ich geneigt war, seine Ansicht zu teilen.
    »Und, Vlad«, fuhr Sethra fort, »ich stehe in deiner Schuld. Und
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