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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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weniger als einer Stunde jemanden, dem ich nie zuvor begegnet war, stellen und vielleicht sogar angreifen würde. Das kam mir ungemein kaltblütig vor.
    Aber irgendwie auch hart. Ich fragte: »Was noch?«
    »Weißt du Bescheid über die Linke Hand des Jhereg?«
    »Ähmmmm… die was?«
    »Also nicht. Gut. Die Organisation, so wie du sie kennst, macht Geld, indem sie Güter und Leistungen bereitstellt, die entweder illegal sind oder hoch besteuert, richtig?«
    »Das nehme ich an. Ich habe das noch nie so gesehen, aber es stimmt.«
    »Dann sieh es von jetzt an so. Also, die einzige Ausnahme ist die Zauberei. Bestimmte zauberische Aktivitäten sind, wie du weißt, illegal. Mit Zauberkraft einen anderen illegalen Akt vorantreiben, jemandes 120
    Willen beeinflussen und dergleichen.« Sie streckte unschuldig die Hände vor. »Wie der Demon sagt:
    Jedesmal, wenn sie ein neues Gesetz machen, erschaffen sie einen neuen Geschäftszweig!«
    »Wer sagt das?«
    »Der Demon.«
    »Wer ist das?«
    »Egal. Jedenfalls, die Linke Hand des Jhereg besteht zum größten Teil aus Frauen – ich bin mir nicht sicher, warum. Sie beschäftigen sich mit illegaler Magie.«
    »Verstehe.«
    »Halt dich von denen fern. Du kannst gegen sie nicht bestehen, und du weißt noch nicht genug, um dich vor ihren Machenschaften zu schützen.« Ich sagte: »Da werd ich dran denken. Danke, Kiera.« Die Kutte bewegte sich auf und ab. Aus dem Innern sah sie mich an und sagte dann: »Alles Gute, Vlad.« Sie wurde eins mit dem Schatten der Gebäude und war verschwunden.

    Wie soll man sich auf eine Reise ins Land der Toten vorbereiten?
    Ich meine, wie ich mich fertigmachen muß, wenn ich in die Stadt will, weiß ich, und ich weiß auch, wie ich mich vorbereiten muß, wenn ich jemanden umbringen soll, und ich habe sogar eine vage Vorstellung, was ich für eine Nacht im Urwald brauche. Aber wenn man die Schatten der einstmals Lebenden besuchen wird, die Diener der Toten und die Götter, was soll man da mitnehmen? Was zieht man an?
    Ich trug meine Jheregfarben, mit einem stilisierten Jhereg hinten auf meinem grauen Umhang, den ich 121
    anziehe, wenn ich dies und das am Körper verbergen möchte, dazu ostländische Reitstiefel, die bequem sind, selbst wenn ich nicht reiten sollte – was mir auch ganz recht war. Ich habe schon auf dem Rücken von Pferden gesessen, und falls das nie wieder passiert, bin ich zufrieden. Mein Großvater sollte das allerdings nicht erfahren. Er meint, Fenarianer wären von Natur aus erstklassige Reiter.
    Morrolans Zustimmung, mich zu begleiten, machte mich nachdenklich. Nach allem, was ich gehört hatte, standen seine Chancen, lebendig zurückzukommen, schlechter als meine, und schon die waren anscheinend nicht allzu gut. Ich meine, Sethra hat nie wirklich gesagt, daß ich vor den Göttern in Sicherheit wäre.
    Die Götter. Das war doch albern. Hin und wieder hatte ich meinem Großvater bei unseren privaten
    Familienritualen beigestanden, um den Schutz von Verra, der Dämonengöttin gebeten, aber ich war höchstens zur Hälfte von ihrer Existenz überzeugt. Viele Ostländer aus meinem Bekanntenkreis glaubten an einen oder mehrere der Götter, und sogar diejenigen, die es nicht taten, senkten die Stimme, wenn sie ihre Namen aussprachen.
    Aber die Dragaeraner schienen allesamt an sie zu glauben, und sie sprachen so nüchtern von ihnen, daß ich mich fragte, ob der Begriff ›Gott‹ ihnen nicht völlig gleichgültig war. Eines Tages, beschloß ich, würde ich dem auf den Grund gehen.
    Oder vielleicht würde ich es schon während dieser Reise herausfinden. Dieser Gedanke erinnerte mich daran, daß ich mich fertigmachen sollte. Morrolan hatte gesagt, die Reise würde nur ein paar Tage dauern, weil wir uns ziemlich nah an die Fälle der Toten
    heranteleportieren würden. Wasser war auf unserem Weg vorhanden, Nahrung ebenfalls. Das Wetter war
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    unvorhersehbar, aber mein Umhang hält mich
    einigermaßen warm, wenn ich ihn umwickle, und kühl, wenn ich ihn zurückschlage, außerdem ist er
    wasserabweisend.
    »Irgendwelche Vorschläge, was ich mitnehmen soll?«
    »Einen verzauberten Dolch, Boß. Für alle Fälle.«
    »Hab ich immer dabei. Was noch?«
    »Dieses Ding, die Kette.«
    »Hmmm. Ja. Gute Idee.«
    »Kleinkram für die Hexerei?«
    »Kleinkram würde ich nicht sagen, das Ding scheint mir ganz mächtig zu sein.«
    »Nein, ich meine, ob du ein paar Utensilien für Hexensprüche mitnimmst?«
    »Ach so. Ich denke schon.«
    Also habe ich

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