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Taltos

Taltos

Titel: Taltos
Autoren: Steven Brust
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einige Briefe, die ich bekommen hatte. Einer kam von einem Menschenmädchen namens Szandi, das mir für einen wunderschönen Abend dankte.
    Wenn ich so darüber nachdenke, mir hatte er auch ganz gut gefallen. Ich nahm mir vor, ihr zurückzuschreiben und sie zu fragen, ob sie irgendwann in der folgenden Woche Zeit hätte. Der andere kam von einem meiner Angestellten, der wissen wollte, ob ein bestimmter Kunde einen Kredit verlängern könnte, mit dem er für Spielschulden bei einem anderen meiner Angestellten geradestehen wollte. Während ich darüber nachdachte und mit den Fingern auf die Tischplatte trommelte, hörte ich plötzlich, wie Kragar sich räusperte. Loiosh, mein Vertrauter, flog von seiner Kleiderstange auf meine Schulter und fauchte ihn an.
    »Ich wünschte, er würde das lassen, Boß«, sagte Loiosh psionisch.
    »Ich auch, Loiosh.«
    Zu Kragar sagte ich: »Wie lange sitzt du jetzt schon da?«
    »Nicht lange.«
    Der schmale, über zwei Meter große Dragaeraner saß mir gegenüber auf einem Stuhl zusammengefaltet.
    6
    Ausnahmsweise sah er einmal nicht überheblich aus. Ich überlegte, was ihm wohl zugesetzt haben konnte, fragte aber nicht. Wenn es mich etwas anginge, dann würde er es mir schon erzählen. Statt dessen sagte ich: »Erinnerst du dich noch an einen Chreotha namens Fyhnov? Der will seinen Kredit bei Machan verlängern, und ich weiß nicht –«
    »Es gibt ein Problem, Vlad.«
    Ich blinzelte. »Dann mal raus damit.«
    »Du hast Quion die Einnahmen abholen geschickt, bei Nielar, Machan, Tor –«
    »Jaja. Was ist passiert?«
    »Er hat sie eingesackt und das Weite gesucht.«
    Eine Zeitlang habe ich gar nichts gesagt, nur
    dagesessen und überlegt, was das zur Folge haben würde.
    Diese Gegend gehörte mir erst seit ein paar Monaten, seit dem unglücklichen Tod meines damaligen Vorgesetzten, und ich stand zum erstenmal vor einem solchen Problem.
    Quion war einer von denen, die ich meine Söldner nenne; das ist ein vieldeutiger Begriff, der in diesem Fall besagte, daß ich ihm die Verantwortung für
    Angelegenheiten übertrug, und zwar wann und für was ich wollte. Er war alt, selbst für einen Dragaeraner – ich schätze mal fast dreitausend Jahre –, und als ich ihn einstellte, hatte er mir hoch und heilig versprochen, daß er mit dem Spielen aufgehört hat. Er war still, so höflich wie Dragaeraner zu Menschen eben sein können und äußerst erfahren in der Art von Operationen, die ich laufen hatte – steuerfreie Spielhöllen, nicht lizensierte Freudenhäuser, Kredite zu illegalen Zinsen, Handel mit gestohlener Ware… solche Sachen. Und er hatte echt seriös gewirkt, als ich ihn eingestellt habe.
    Scheiße. Man sollte doch meinen, daß ich es nach all 7
    den Jahren besser wissen müßte, als einem Dragaeraner zu vertrauen, aber irgendwie passiert es mir trotzdem ständig.
    Ich fragte: »Was ist passiert?«
    »Temek und ich waren zu seinem Schutz da. Wir sind an einem Laden vorbei, und er hat gesagt, wir sollen mal einen Moment warten, dann ist er zum Schaufenster rüber, als wollte er sich was angucken, und hat sich wegteleportiert.«
    »Und es kann nicht sein, daß ihn sich jemand
    geschnappt hat, oder?«
    »Ich wüßte nicht, wie man jemanden teleportieren könnte, der das nicht will. Du?«
    »Nee, ich glaube nicht. Moment mal. Temek ist doch ein Zauberer. Hat er den Teleport nicht zurückverfolgt?«
    »Doch«, meinte Kragar.
    »Und? Warum seid ihr ihm nicht gefolgt?«
    »Ähmmmm, Vlad, keiner von uns ist sonderlich scharf drauf, ihm dorthin zu folgen, wo er jetzt ist.«
    »Nein? Und?«
    »Er hat sich schnurstracks zum Dzurberg teleportiert.«
    »Zum Dzurberg«, wiederholte ich einen langen Augenblick später. »Na, ich glaub, mich knutscht ein Dragon.
    Woher konnte er denn die Teleportkoordinaten wissen?
    Woher konnte er denn wissen, daß er vor Wie-heißt-sie-noch sicher ist? Woher –«
    »Ihr Name ist Sethra Lavode, und ich weiß es nicht.«
    »Wir müssen ihm jemanden hinterherschicken.«
    »Keine Chance, Vlad. Dazu wirst du niemanden
    bringen können.«
    »Wieso nicht? Wir haben Geld.«
    »Vlad, das ist der Dzurberg. Vergiß es.«
    8
    »Was ist denn so besonders am Dzurberg?«
    »Sethra Lavode«, gab Kragar zurück.
    »Na gut, was ist so besonders an –«
    »Sie ist ein Vampir, eine Wandlerin, besitzt eine Große Waffe, ist vermutlich die gefährlichste lebende Zauberin und hat die Angewohnheit, Leute, die ihr zu nahe kommen, umzubringen, wenn sie sie nicht lieber in Norska oder
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