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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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mußte, machte Morrolan nicht ganz so große Schritte.
    Ich versuchte, nicht an das Woher und Wohin dieser Reise zu denken, aber der Stab in Morrolans linker Hand erinnerte mich ständig daran.
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    Das Objekt meiner Begierde war dort, und ich brauchte es hier. Die meisten der erforderlichen Bindungen hatte ich längst geschmiedet: das Dort wurde vom bebenden Messer repräsentiert, das Hier war die glühende Rune. Aber mehr noch, ich mußte eine räumliche Sperre durchbrechen und etwas zum Existieren bringen, das es nicht gab, während ich etwas zerstörte, das da war, in Wirklichkeit allerdings nichts von alledem, sondern allenfalls mußte ich eine Justierung des Raumes vornehmen.
    Wenn sich das schon kompliziert anhört, die Ausführung ist noch viel schlimmer.
    Ich war ganz Rhythmus und Welle, Auge und Klang geworden, wabernde Landschaft und brummendes Messer und glühende Rune und Pulsieren.
    In meinem Willen waren sie vereinigt und in den Symbolen vor mir. Man kann es sich als eine Art kosmischer Jonglage im Geist vorstellen, das trifft es ungefähr.
    Jetzt kam allmählich das Schwierigste.

    In jener Nacht schliefen wir unter freiem Himmel, das mag sich romantisch anhören, war es aber nicht, und es hätte kalt sein müssen, aber Morrolan hat sich darum gekümmert. Ich habe etwas gegen harten Boden, aber es hätte auch schlimmer sein können. Wenigstens schnarcht Morrolan nicht, und falls ich es tue, hat er es nicht erwähnt. Wir hatten keine Kochutensilien bei uns, aber weil Morrolan da war, brauchten wir auch keine. Ich trank Tee aus einem unsichtbaren Glas, aß Brot, das 133
    letzte Nacht noch nicht im Gepäck gewesen war, und Beeren, die fett und voll um uns herum wuchsen.
    Ich starrte auf den sich allmählich verkleinernden flüssigen Zylinder in meinen Händen und sagte: »Also ehrlich, die Art von Zauber würde ich auch gerne draufhaben.«
    Morrolan ließ sich nicht zu einer Antwort herab. Die guten Sachen sind immer schwierig. Dann machten wir uns wieder auf den Weg. Der Tag war angenehm und warm, und in der Ferne erhoben sich Berggipfel.
    »Gehen wir dorthin?« wollte ich wissen.
    Morrolan nickte.
    »Wie lange, schätzt Ihr, wird es dauern?«
    »Das ist unerheblich. Sobald wir nahe genug sind, daß wir Einzelheiten erkennen können, werden wir uns wieder teleportieren.«
    »Oh.«
    Ehrlich gesagt war es schwer, diesem Mann gegenüber weiterhin feindselig eingestellt zu sein, und sei es auch nur wegen des schönen Tages und des angenehmen
    Spaziergangs. Die Vögel sangen, die Blätter rauschten und dergleichen mehr.
    Über mir flog Loiosh, der hin und wieder für einen kurzen Zeitraum verschwand, wenn er Beute entdeckt hatte. Ich konnte spüren, wieviel Spaß es ihm machte.
    Von Zeit zu Zeit bemerkte ich wilde Jheregs, die hoch über uns kreisten, aber Loiosh und ich ignorierten sie einfach.
    Gegen Mittag hielten wir an, und Morrolan zauberte uns noch mehr zu essen herbei. Ob er es einfach so entstehen ließ oder es herteleportierte, weiß ich nicht.

Wahrscheinlich ersteres, denn es schmeckte ziemlich fade. Beim Essen betrachtete Morrolan die Berge, die 134
    sich auf dem Weg vor uns erhoben hatten. Als wir aufstanden, verkündete er: »Noch nicht. Wir müssen noch näher kommen.«
    Nichts lieber als das. Wir machten uns wieder auf, und alles war Tulpe.
    Ich überlegte, ob ich wohl morgen um diese Zeit schon tot wäre.

    Am nächsten Tag bekam ich eine Nachricht, daß Nielar mich sehen wollte. Diesmal sollte ich in sein Büro kommen – im Hinterzimmer des Shereba-Spiels, welches sich wiederum im Hinterzimmer eines kleinen Zauberladens befand. Ich wurde problemlos hereingebeten, ohne daß ich mich identifizieren mußte (»Wenn der Ostländer aufkreuzt, schick ihn rein.«), und Nielar wies mir einen Sessel an.
    »Wir warten noch auf Kragar«, meinte er.
    »Ich bin doch schon da.«
    Wir beide sprangen erschrocken auf, dann räusperte Nielar sich. »Also gut«, sagte er. »Hier, vier Imperials, die könnt ihr euch teilen. Und Vlad, hier sind nochmal vier als Bezahlung für die erste Woche. Du arbeitest von jetzt an für mich, in Ordnung? Ich möchte, daß du morgen Abend hier ein Auge auf das Shereba-Spiel hast.«
    Ich nahm die acht Münzen und gab Kragar zwei ab.
    Gerade hatte ich an einem Tag mehr verdient, als mir die Schenke in mehreren Wochen eingebracht hätte. Ich sagte: »Geht klar, Boß.«

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    Plötzlich, ohne Vorwarnung, hielt Morrolan an und blieb eine Weile so stehen, dabei blickte er starr

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