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Taltos

Taltos

Titel: Taltos
Autoren: Steven Brust
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Wand hinter der langen, dunklen Bar aus massivem Holz stand voller verschiedener Fenarianischer Branntweine, von denen die Hälfte nach Pfirsich schmeckte. Ich war schwer
    beeindruckt. Daß es so viele gab, hatte ich nicht gewußt.
    Ein Glück, daß das Imperium gegenwärtig nicht Krieg gegen Fenario führte.
    Der Laden war ziemlich leer. Ich leckte mir über die Lippen und setzte mich auf einen hohen Lehnstuhl direkt an der Bar. Der Wirt warf einen Blick auf Loiosh, wischte dann die Theke vor mir ab und hob fragend eine Braue.
    Ich sah mir die Pfirsichbranntweine an und verlangte:
    »Ein Glas Oregigeret.«
    Der Wirt nickte: »Wasserleichen und Tang, ha?«
    Darauf ich: »Heißt der so?«
    Er zuckte die Achseln. »Tja, leicht ist er jedenfalls nicht.«
    »Was empfehlt Ihr?«
    Er überflog kurz die Etiketten an der Wand und griff sich eine kleine runde Flasche, die er mir zeigte. Die Aufschrift war schon ausgebleicht, aber ich konnte die Buchstaben noch erkennen. »Barackaranybol« stand da.
    »Gut. Ich versuch mal ein Glas davon«, sagte ich.
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    Er holte eins hervor, griff unter die Theke und füllte es mit Eis. Zuerst war ich beeindruckt, daß er es sich leisten konnte, welches zu kaufen, ganz zu schweigen von den Zaubersprüchen, mit denen es gekühlt wird. Sowas ist in dieser Gegend nicht eben billig. Dann wurde mir aber klar, was er vorhatte, und ich sagte: »Nein, nein. Ich will kein Eis.«
    Er zog eine Grimasse. Dann holte er eine Kanne
    hervor und goß Wasser in das Glas, das er mir vor die Nase schob. In ein anderes Glas goß er dann etwas Branntwein und stellte ihn neben das Wasser. Er erklärte:
    »Ich gebe Euch bloß etwas Wasser, damit Ihr den Mund ausspülen könnt, bevor Ihr den Branntwein trinkt. Ihr wißt, wie man ihn trinkt; ich weiß, wie man ihn einschenkt, klar?«
    »Richtig«, sagte ich zum Wirt und nahm einen ersten Schluck. Ich hörte Loiosh kichern. »Schnauze!« befahl ich. Dann setzte ich den Branntwein ab, trank einen Schluck Wasser und wieder etwas vom Branntwein. Der war wirklich gut.
    »Das gleiche für mich«, ertönte hinter mir eine Stimme. Sie klang tief, seidig und wohlbekannt. Ich wandte mich um, und ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.
    »Kiera!«
    »Hallo, Vlad.«
    Kiera die Diebin setzte sich neben mich.
    »Was machst du denn in dieser Gegend?« fragte ich.
    »Ich probier Fenarianische Branntweine.«
    Der Wirt starrte sie an, halb feindselig, halb ängstlich.
    Zwar war ich ein Jhereg, aber wenigstens ein Mensch.
    Kiera war Dragaeranerin. Als ich mich umsah, bemerkte ich drei weitere Gäste, die Kiera mit Gesichtern 25
    anglotzten, die unterschiedliche Grade von Furcht und Haß zeigten. Ich wandte mich wieder dem Wirt zu und sagte: »Die Dame hat etwas bestellt.«
    Er sah sich den Tisch mit den drei anderen Menschen an, dann Kiera und dann wieder mich. Ich hielt seinem Blick stand und wartete. Zögernd fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, sagte dann: »Also gut«, und goß ihr das gleiche ein wie mir zuvor. Dann verzog er sich ans andere Ende der Theke. Mir war das egal, und Kiera und ich setzten uns an einen Tisch.
    »Also«, sagte ich. »Öfter in der Gegend?«
    Sie lächelte. »Ich habe gehört, du steckst in
    Schwierigkeiten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Irgendwann krieg ich noch raus, wie du solche Sachen immer erfährst.«
    »Kann schon sein. Brauchst du Hilfe, Vlad?«
    »Ich glaube eher Mut.«
    »Ach?«
    »Wahrscheinlich weißt du, daß einer meiner Söldner sich als Eierdieb betätigt hat.«
    »Ja. Und Mama Henne freut das gar nicht.«
    »Papa Hahn, wenn’s recht ist.«
    »Richtig. Was wirst du dagegen tun?«
    »Zuerst mal dorthin gehen, wo ich gar nicht hin will.«
    »Wohin?«
    »Schon mal vom Schwarzen Schloß gehört?«
    Vor Anerkennung bekam sie ganz große Augen. »Ein Dragonlord namens Morrolan, glaube ich«, sagte sie.
    »Genau.«
    Sie legte den Kopf schief. »Ich sag dir mal was, Vlad.
    Geh da ruhig hin. Falls Morrolan dich umbringt, wird er 26
    das Ende des Monats nicht erleben.«
    Ich bekam einen Kloß im Hals. Etwas später sagte ich:
    »Willst du ne neue Karriere starten, Kiera?«
    Sie lächelte. »Jeder von uns hat Freunde.«
    »Tja, danke«, stammelte ich. »Damit stehe ich noch tiefer in deiner Schuld.«
    Sie nickte, immer noch lächelnd. Dann erhob sie sich, sagte: »Guter Wein«, und verließ das Wirtshaus.
    Und es ist doch komisch. Rache ist was ziemlich Albernes. Ich meine, wenn ich tot bin, kann es mir egal sein. Aber
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