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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Zeit hatten, mit mir zu spielen. An einen kann ich mich gut erinnern: ein riesiger, fetter Kerl mit Schnauzbart und fast ohne Zähne. Ich habe ihn immer am Bart gezogen, dann hat er mir gedroht, er würde mich kochen und mit einer Orange im Mund zum Essen servieren. Keine Ahnung, warum ich das lustig fand. Wenn mir doch bloß sein Name einfiele.
    Rückblickend hat mein Vater mich vermutlich eher als Belastung empfunden, nicht als Freude. Falls er je mit Frauen ausgegangen sein sollte, ist es ihm gut gelungen, es vor mir zu verbergen, und ich wüßte nicht, warum er das hätte tun sollen. Meine Schuld war es jedenfalls nicht, aber seine vermutlich ebensowenig.
    Allerdings habe ich ihn nie so richtig gemocht.
    Ich muß schon vier Jahre alt gewesen sein, bevor mein Vater damit anfing, mich regelmäßig zu meinem
    Großvater zu bringen. Das war die erste große
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    Veränderung in meinem Leben, an die ich mich erinnern kann, und ich habe mich darüber gefreut.
    Großvater hat seine Arbeit gemacht, das heißt, er hat mich verdorben, und erst heute geht mir langsam auf, wieviel mehr er getan hat. Mit fünf oder sechs ist mir allmählich klargeworden, daß mein Vater nicht alles guthieß, was Noish-pa mir zeigte – wie man zum Beispiel ein Blatt im Wind in eine andere Richtung flattern läßt, nur weil man es so will. Und noch viel weniger mochte er die kleinen Kabbeleien zwischen uns, die, wie ich jetzt weiß, die erste Begegnung mit dem Fechtstil des Ostreiches waren.
    Das Mißfallen meines Vaters verwirrte mich, aber widerspenstig, wie ich war, paßte ich bei Noish-pa nur um so mehr auf. Kann sein, daß das die Wurzel des Übels zwischen Vater und mir war, aber ich bezweifle es.
    Vielleicht sehe ich wie meine Mutter aus, ich weiß auch nicht. Ich habe Noish-pa mal gefragt, wem ich ähnlich sehe, und er hat immer nur geantwortet: »Du siehst aus wie du, Vladimir.«
    Allerdings weiß ich eine Begebenheit, die meinen Vater verletzt haben muß. Eines Tages, da war ich fünf, habe ich meine erste Abreibung verpaßt bekommen, und zwar von vier oder fünf Typen, ich glaube aus dem Haus der Orca. Ich weiß noch, daß ich wegen irgendeines Einkaufs auf dem Marktplatz war, und die haben mich umzingelt, mich mit Schimpfworten beworfen, an die ich mich nicht erinnere, und sich über meine Stiefel lustig gemacht, die aus dem Ostreich waren. Ein paarmal haben sie mich geohrfeigt, und einer hat mir so heftig in den Magen geboxt, daß mir die Luft weggeblieben ist, dann haben sie mich ein- oder zweimal getreten und sich das Geld gegriffen, das ich für die Einkäufe bekommen hatte.
    Die sind ungefähr so groß gewesen wie ich, was wohl 16
    heißt, daß sie fast zwanzig waren, aber sie waren in der Überzahl, und ich war ziemlich ramponiert, außerdem hatte ich Angst, es meinem Vater zu erzählen.
    Als sie mit mir fertig waren, bin ich aufgestanden, habe geheult und bin bis nach Süd-Adrilankha gerannt, wo mein Großvater lebte. Er hat dann Sachen auf die Wunden gelegt, die die Schmerzen gelindert haben, hat mir Tee gemacht (den er wahrscheinlich mit Branntwein gewürzt hat), mich nach Hause gebracht und mit meinem Vater gesprochen, damit ich nicht erklären mußte, wo das Geld geblieben ist.
    Erst Jahre später habe ich mich dann gefragt, warum ich den ganzen Weg zu Noish-pa gelaufen bin, anstatt nach Hause zu gehen, was viel näher gewesen wäre. Und wieder ein paar Jahre später habe ich mich gefragt, ob das die Gefühle meines Vaters verletzt hat.

    Ungefähr vierundzwanzig Stunden, nachdem Kragar gegangen war, um alles zu organisieren, saß ich zurückgelehnt in meinem Sessel, der durch einen seltsamen Mechanismus nach hinten gekippt, gerollt und anderweitig bewegt werden kann. Ich hatte die Füße auf dem Tisch übereinandergeschlagen. Dabei zeigten die Spitzen der Schuhe in entgegengesetzte Ecken des Raumes, und in der Lücke dazwischen war Kragars schmales Gesicht zu sehen. Menschen würden sein Kinn als schmal bezeichnen, doch Kragar selbst ist alles andere als das – eine weitere der ihm angeborenen Illusionen. Der ganze Kerl besteht aus Illusionen. Einige davon sind naturgegeben, andere, wie ich glaube, antrainiert. Wo jeder andere beispielsweise wütend werden würde, scheint er nie so weit zu gehen; für gewöhnlich wirkt er dann nur angewidert.
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    Das Gesicht zwischen dem V aus meinen Schuhen sah angewidert aus. Er sagte: »Du hast recht. Du brauchst niemanden mitzunehmen. Warum sollte ein Dragonlord auch daran

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